Bischof Voderholzer feiert mit den Gläubigen ein Requiem für Papst em. Benedikt XVI. im Regensburger Dom St. Peter
Darum war Papst Benedikt ein Weihnachtsmensch
Regensburg, 4. Januar 2024
Anlässlich des Todes von Papst em. Benedikt XVI. am 31. Dezember 2022 feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am 10. Januar 2023 ein Pontifikalrequiem im Regensburger Dom. Zahlreiche Gläubige und Fahnenabordnungen der katholischen Vereine und Verbände waren gekommen, um sich im Gebet von dem emeritierten Papst zu verabschieden, so dass auch in den Seitenschiffen der Kathedrale die Menschen einen Stehplatz finden mussten. Im Anschluss lud die Stadt Regensburg zu einem Trauerakt für Benedikt XVI. ein, der auch Ehrenbürger des Oberpfälzer Regierungssitzes ist. Lesen Sie hier den Beitrag vom vergangenen Jahr.
Einer der ganz großen Prediger auf der Cathedra Petri
„Papst Benedikt hat die Menschen gestärkt durch die Gabe des Wortes“, betonte Bischof Rudolf Voderholzer in seiner Predigt und verwies auf die noch immer unerhört große Nachfrage seiner Bücher auf der ganzen Welt. Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI., so der Bischof, werde in die Geschichte eingehen als der Theologenpapst. Nicht im Sinne, als habe er etwa nur für Theologen geschrieben, sondern im Sinne eines großen Lehrers der Kirche, dem es gegeben ist, komplexe Zusammenhänge einfach und klar darzustellen und all dies zugleich in einer schönen Sprache, die ihm schon den Ehrentitel „Mozart der Theologie“ eingebracht hat. „Zweifellos ist er einer der ganz großen Prediger auf der Cathedra Petri, so dass sein Name mit Recht neben denen von Leo und auch Gregor dem Großen genannt zu werden verdient“, stellte Bischof Voderholzer fest.
Zahlreiche Fahnenabordnungen der katholischen Verbände und Vereine waren in den Dom gekommen.
„Es war eine schöne Zeit, … Ruhe in Frieden!“
Neben dem Evangelium im Dom wurde ein Gemälde von Hermann J. Heiss aufgestellt, das Joseph Ratzinger kniend und betend darstellt und somit das zeigt, wofür sein Leben stand: für das stille Gebet und die Verehrung Gottes. Rechts vor den Altarstufen steht seit seinem Ableben ein Kondolenzbuch, in das sich die Gläubigen eintragen können. Seitdem haben sich viele Menschen darin verewigt: „Ruhe in Frieden, pass gut auf uns auf. Steh uns bitte am Freitag bei der Operation unseres Kleinsten von oben bei und mach, dass alles gut wird“, oder „Bitte führe mich zu meiner Berufung. In stiller Dankbarkeit und Erinnerung an den bayerischen Papst“, oder „Es war eine schöne Zeit, ein deutsches Kirchenoberhaupt zu haben. Ruhe in Frieden!“. In Sätzen wie diesen erahnt man, wie nahe Papst em. Benedikt XVI. den Menschen in Regensburg stand und wie sehr sie ihn vermissen.
Auch Vertreter aus der Politik verabschiedeten den em. Papst Benedikt XVI. V. l. n. r.: Staatsminister Albert Füracker, Regierungspräsident Walter Jonas, Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Landrätin Tanja Schweiger.
Unter den Gästen im Dom fanden sich unter anderem auch Albert Füracker, Staatsminister der Finanzen und für Heimat, Walter Jonas, Regierungspräsident der Oberpfalz, Franz Löffler, Präsident des bayerischen Bezirketags, Landrätin Tanja Schweiger, Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg und der evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler ein. Die Regensburger Domspatzen, unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß, gestalteten die Trauerfeier musikalisch.
Transeamus: Den Überschritt wagen, hin zu Gott
In seiner Predigt erzählte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer weiter, dass Papst Benedikt XVI. ein Weihnachtsmensch war, der von Kindheit an die Krippe, die Lieder, die häusliche Weihnachtsfeier mit den Eltern und Geschwistern und die Liturgie der Kirche und die Kirchenmusik liebte. „So war es für mich sehr bewegend zu sehen, wie er in der Kapelle des Klosters Mater ecclesiae aufgebahrt war vor dem Altar und zwischen dem Christbaum auf der einen und seiner Weihnachtskrippe auf der anderen Seite“, erzählte Bischof Rudolf.
„Achtmal hat Papst Benedikt XVI. die Christmette im Petersdom gefeiert. Stets ist davon ein besonderer Glanz ausgegangen“, so der Regensburger Oberhirte. Ein zentraler Gedanke seiner Weihnachtsverkündigung sei das Hinübergehen nach Bethlehem. Zweimal, 2009 und in seiner letzten Christmette 2012, habe Benedikt die Stelle aus dem Lukasevangelium ausgelegt, in der es heißt: Als die Engel sie verlassen hatten …, sagten die Hirten zueinander: ‚Auf, lasst uns hinübergehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ‘ (Lk2,15). Auffällig sei, betonte Bischof Voderholzer, dass Benedikt in beiden Ansprachen bewusst den lateinischen Begriff „transeamus“ verwendet, den lateinischen Begriff erklärt und deutet. So 2012: „Lasst uns hinübergehen nach Bethlehem, … Transeamus heißt in der lateinischen Bibel: Hinübergehen, den Überschritt, das ‚Trans‘ wagen mit dem wir aus unserer Denk- und Lebensgewohnheit herausgehen und die bloß materielle Welt überschreiten auf das Eigentliche hin, hinüber zu dem Gott, der seinerseits zu uns herübergekommen ist.“ Aber auch schon 2009 predigte Benedikt: „‘Transeamus usque Bethlehem‘, heißt es in der lateinischen Bibel. Gehen wir hinüber. Überschreiten wir uns selbst.“ Wobei auch dabei betont wird, dass die Initiative von Gott ausgeht: „Auf, gehen wir nach Bethlehem zu dem Gott, der uns entgegengegangen ist …“
Zahlreiche Gläubige feierten das Requiem im Stehen mit, da die Sitzplätze nicht ausreichten.
Ein gegenseitiges Schenken und Empfangen unter Brüdern
Warum Benedikt Wert auf die lateinische Übersetzung legte und sich nicht auf den griechischen Urtext bezog, lasse sich erahnen, so Bischof Rudolf Voderholzer: Im Hintergrund dieser tiefen Erschließung des Hinübergehens nach Bethlehem stehe ein bestimmtes musikalisches Werk: Das „Transeamus usque Bethlehem“. Es ist ein nur drei Minuten und 50 Sekunden langes Stück, das besonders in Bayern gerne von den Kirchenchören in der Christmette gesungen werde. Es gehörte auch unter Domkapellmeister Georg Ratzinger zum festen Weihnachtsrepertoire der Regensburger Domspatzen. „Von daher war Papst Benedikt das ‚Transeamus‘ als musikalische Auslegung des Weihnachtsevangeliums nach Lukas ein lang vertrauter Gegenstand der Betrachtung und der weihnachtlichen Meditation“, hob der Bischof hervor. Und weiter: „So ist in der Weihnachtsverkündigung von Papst Benedikt auch die Musik seines Bruders Georg gewürdigt, den er kurz vor dessen Hinübergang noch einmal in Regensburg besuchen konnte. Wir alle erinnern uns an die bewegenden Tage im Juni 2020 … Umgekehrt hat Georg Ratzinger damit auch Anteil an der Theologie seines Bruders Joseph. Es ist ein gegenseitiges Schenken und Empfangen“, so Bischof Rudolf Voderholzer.
Text und Fotos: Jakob Schötz