Bischof Voderholzer feiert Festgottesdienst anlässlich des Jubiläums der Krippenfreunde
Weihnachten heißt, sich selbst einzubringen
Amberg, 22. Dezember 2024
Am vierten Advent feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer eine Pontifikalmesse zur 100. Jahrfeier der Krippenfreunde Amberg e.V. Passend zum Sonntagsevangelium gab er den Gläubigen für die Weihnachtsbesuche mit auf den Weg, „sich selbst und ein gutes Wort einzubringen und den Brauch des Krippenschauens in der Kirche und zuhause pflegen“.
Maria als Helferin, Elisabet als Gesprächspartnerin
Das Evangelium (Lk 1, 39-45) vom vierten Adventssonntag berichtet vom Besuch der Gottesmutter Maria bei ihrer Verwandten Elisabet, woher auch der Begriff „Heimsuchung“ kommt. Es geht um die Begegnung zweier Frauen, die beide „guter Hoffnung“ sind. Elisabet selbst war mit einem ganz besonderen Kind schwanger, das später Johannes der Täufer genannt werden sollte. Wie Bischof Rudolf in seiner Predigt betonte, sei es eine schöne Fügung, dass dieses Evangelium auch das vom Patrozinium der Amberger Maria-Hilf-Kirche (Maria Heimsuchung) ist, wo um das Fest der „Visitatio“ am 2. Juli jedes Jahr das Bergfest gefeiert wird. „Es ist ein Evangelium, das für Amberg so richtig passt.“
Wie Bischof Rudolf weiter hervorhob, sei es ein Evangelium, das auf der menschlichen, aber dann noch mehr auf der theologischen Verkündigungsebene eine tiefe Aussage bereithält. Er fragte: „Was könnten auf der menschlichen Ebene die Gründe sein, die die schwangere Maria dazu veranlasst hat, den 120 Kilometer langen Weg von Galiläa in das Bergland nach Judäa zu gehen, um Elisabet zu besuchen und mit ihr die Freude zu teilen?“ Wir erfahren im Evangelium nicht, warum Maria aufgebrochen war. Die fromme Betrachtung kann drei mögliche Gründe benennen. Vorausgegangen war die Ankündigung der Geburt des Gottessohnes durch den Engel Gabriel an Maria. Auf Marias erstaunte Nachfrage, wie das geschehen könne, verweist der Engel darauf, dass auch ihre Base Elisabet trotz ihrer vermeintlichen Unfruchtbarkeit und ihres Alters ein Kind erwarte. So liegt es nach Bischof Dr. Voderholzer nahe: „Maria will das göttliche Zeichen selbst in Augenschein nehmen.“
Vor einer der Krippen in Amberg: Gruppenbild der Ministranten und Krippenfreunde mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer.
Der zweite Grund ist die Bereitschaft, Elisabet bei den Vorbereitungen zur Geburt zu helfen – eine überaus menschliche Dimension: „Maria ist und bleibt die demütige Magd, die zuerst an andere denkt, um ihnen beizustehen. […] Es war Martin Luther, der diesen besonderen Zug der Gottesmutter hervorgehoben hatte. Maria, der das Größte und Gewaltigste gesagt war, was einer Frau anvertraut werden kann, hätte allen Grund gehabt, sich zu schonen. Sie war sich aber nicht zu schade, ihre Cousine zu besuchen.“ Und schließlich der dritte, ganz menschliche Grund: Maria brauchte eine geeignete Gesprächspartnerin, die zu diesem Zeitpunkt Elisabet war.
Johannes erkennt schon im Mutterleib den kommenden Jesus
Weit tiefer reicht aber die theologisch-geistliche Dimension des Lukasevangeliums: Denn bei der ersten Begegnung geschieht etwas Wunderbares. Bei der Begrüßung von Elisabet spürt diese ein Hüpfen, ein Tanzen, eine freudige Erregung des ungeborenen Kindes. Das sei, so Bischof Rudolf, „eine Kommunikation mit dem im Leib heranwachsenden kleinen Geschöpf. Die Freude des Johannes überträgt sich auf die Mutter“. Theologisch ausgelegt bedeute dies: „Johannes, der letzte der Propheten, ist schon im Mutterleib Prophet und erkennt den, den schon alle Propheten erwartet haben. Johannes freut sich bereits im Mutterleib, dass er den kommenden Jesus im Mutterleib Mariens begegnen darf.“ Wie David vor der Bundeslade tanzt Johannes vor Maria, die den Gottessohn in ihrem Leib trägt. Wenn in der Lauretanischen Litanei Maria unter anderem auch als „Bundeslade Gottes“ angerufen werde, habe dies hier seinen biblischen Anknüpfungspunkt. Aus Elisabets Worten „gesegnet bist Du mehr als alle anderen Frauen“, und dem Gruß des Engels „Ave Maria“, ist das bekannteste Mariengebet entstanden. Und auch der Titel „Gottesmutter“ ist aus dieser Szene abzuleiten. „Wer bin ich, dass die ‚Mutter meines Herrn‘ zu mir kommt?“, fragt Elisabet, die damit die Göttlichkeit des Sohnes Marias bezeugt. Die Episode des Besuchs der Maria bei Elisabet und deren Konversation seien, so Bischof Voderholzer zusammenfassend, von größter Bedeutung für die „Botschaft und das Fundament unseres Glaubens.“
Konkrete Tipps für Weihnachtsbesuche
Diese biblische Erzählung gebe aber, so Bischof Rudolf, auch gute Tipps für die an den Weihnachtstagen anstehenden Besuche. „Sich etwas Gutes zu sagen, gut übereinander zu reden“, lautete der erste Rat – abgeleitet vom lateinischen Wort „benedicere“ (gut zu- und übereinander sprechen). Als Ratschlag Nummer Zwei empfahl er, nicht unbedingt ein großes Geschenk mitzubringen. „Es ist gut, sich selbst mitzubringen, selbst ganz zu sein – auch im Bewusstsein, das Gott selbst unter uns präsent ist, wenn wir Weihnachten ernstnehmen. Sich selbst mitbringen und ein gutes Wort und einen kleinen Segen – das reicht für eine gelingende Begegnung und einen guten Besuch.“ Ergänzend dazu empfahl Bischof Voderholzer, bei Besuchen auch die Weihnachtskrippe einzubeziehen, „den Brauch des weihnachtlichen Krippenschauens zu pflegen“. Zahlreiche Krippen in Kirchen, in Museen, in Schaufenstern und natürlich im eigenen Heim – in der Familie – böten gute Gelegenheiten, den Kindern die Details zu erschließen und vor der Krippe zu beten und zu meditieren. In diesem Kontext dankte er den Mitgliedern der Krippenfreunde Amberg für ihr langjähriges Engagement, womit sie auch „das Zentrum unseres Glaubens erhalten“.
Der Krippenspezialist Dr. Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, ist sichtlich erfreut über die große Darstellung der Geburt Christi in Amberg.
Jubiläumsausstellung und Krippenbuch
„Wir sind stolz, dass wir dieses Jubiläum mit Ihnen feiern konnten“, bedankte sich am Ende des Gottesdienstes der Vorsitzende der Krippenfreunde Amberg, Reinhard Heldmann, bei Bischof Voderholzer. Heldmann wies besonders auf die Jubiläumsausstellung im Stadtmuseum Amberg und auf das neue Buch „Wege zur Krippe im Licht der Zeit“ hin. Er dankte für die Spenden und die Hilfsbereitschaft sowie dem Chor für die Gestaltung des Gottesdienstes.
Krippenfreunde Amberg „ein lebendiger Verein“
Ein Grußwort sprach Kaplan Henrik Preuß, seit November 2023 Präsident des Verbands Bayerischer Krippenfreunde. Liebe und Treue zum Verein seien die Grundpfeiler, dass eine Vereinigung ein solches Jubiläum erreichen könne. Die Krippenfreunde in Amberg würdigte er als einen „lebendigen Verein, in dem sich Männer und Frauen mit Freude engagieren“. Und das in vielfacher Hinsicht, vor allem natürlich in den handwerklichen Tätigkeiten beim Schnitzen von Krippenfiguren und beim Bau der Krippen und Ställe. Als „obersten Krippenfreund der Diözese“ bezeichnete schließlich Stadtpfarrer und Regionaldekan Markus Brunner den Regensburger Bischof Dr. Voderholzer. Nach dem Festgottesdienst zeigte er ihm die zwei Krippen in der Stadtpfarrkirche St. Georg. Nach dem Mittagessen wurde das Krippenschauen fortgesetzt in St. Sebastian und St. Katharina, wo die Krippen von den Amberger Krippenfreunden betreut werden, und schließlich in St. Barbara auf der Luitpoldhöhe.
Text und Fotos: Markus Bauer
(SG und sig)