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Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet mit der traditionellen Pferdesegnung den Leonharditag in Beidl

Eine Pferdesegnung ist eine Verneigung vor der Geschichte

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Beidl, 4. November 2023

Bischof Rudolf Voderholzer hat anlässlich des Leonharditages die Pfarrgemeinde Beidl besucht. Erster Programmpunkt: eine Pferdesegnung.

In Beidl hat der Leonharditag seit Urzeiten Tradition, denn der Heilige Leonhard ist der zweite Schutzpatron der Pfarrei. Zudem erfüllten die Pilmersreuther Pilger ihr vor langer Zeit gegebenes Gelübde und feierten den Pontifikalgottesdienst ebenfalls mit.

Pferdesegnung eröffnet den Leonhardifesttag

Mit einer Pferdesegnung auf dem Fußballplatz, zu der auch zwei Ziegen und mehrere Hunde am Fuße der Pfarrkirche gebracht wurden, eröffnete Bischof Voderholzer den Festtag im Beisein einer großen Ministrantenschar. Danach zogen die Teilnehmer mit dem Gast aus Regensburg, Pfarrer Thomas Thiermann, Pfarrvikar Pater Beschi und Diakon Egon Giehl im Festzug zur Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt hinauf. 

Bischof Rudolf Voderholzer schwer beeindruckt

Mit dem Papstlied „Wer glaubt ist nicht allein“ eröffnete die festliche Gemeinde den Pontifikalgottesdienst im wunderschön geschmückten Gotteshaus. Bischof Voderholzer freute sich und war beeindruckt über die große Teilnehmerzahl an einem Samstagvormittag. Vor längerer Zeit habe er das Grab des Heiligen Leonhard schon einmal privat besucht und sich über dieses großartige Engagement der Leute vor Ort gefreut. Er dankte dem Bürgermeister Lothar Müller und seinem Marktrat für das Zeichen der Verbundenheit und der Solidarität. „Jetzt wollen wir auf Christus schauen, dem der heilige Leonhard als Mönch und als ein großer Mann des Geistes an der Schwelle zum Mittelalter gedient hat und den viele, viele Menschen nicht nur als Patron der Tiere, sondern als Patron der Gefangenen und als einen großen Beter erfahren haben.“ Die Lesung aus dem Buch Ezechiel trug Lektor Wolfgang Jäger vor, bevor Diakon Giehl das Matthäus-Evangelium übernahm.

Alte Tradition über Jahrhunderte erhalten

Das Leonhardifest gehöre in Beidl zu einer guten Tradition, die von den Teilnehmern nach wie vor aufrechterhalten wird, hob Bischof Rudolf Voderholzer hervor. Längst hätten auf Äckern und Straßen Dutzende PS-starke Traktoren und Fahrzeuge die Pferde und Ochsen früherer Zeit verdrängt. Lediglich die Maßeinheit blieb noch erhalten. „Sind wir mit dieser Segnung aus der Zeit gefallen?“, hinterfragte der Bischof. Man könne es vielleicht auch anders sehen: Warum beeindruckt uns nach wie vor eine Pferdeprozession oder ein stolzes Ross mehr als eine Traktorenprozession? Der Bischof wusste gleich die Antwort: „Weil wir es hier mit pulsierendem Leben zu tun haben, das nicht nur einfach Kundendienst braucht, sondern Zuneigung, Zuwendung und persönliche Ansprache.“

Das Leonhardifest zu feiern bedeute nicht, die Segnungen von Wissenschaft und Technik schlecht zu reden oder sich vielleicht die vergangenen Zeiten mit ihren Mühseligkeiten und unendlichen Arbeitsbelastungen zurückzusehnen. „Wir machen die Technik und all die Wissenschaften mit ihren Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, nicht schlecht.“ Dazu gehörten verbessertes Saatgut, Düngemittel und gerade auch die vielen neuen technischen Hilfsmittel. Das Leonhardifest zu feiern und auf die Tiere zu schauen sei vielmehr eine Verneigung vor der Geschichte und Herkunft. Ein großer Dank gehe an die Mütter, Väter und Großeltern, die zum Teil unter für uns heute unvorstellbaren Opfern das Land bebaut und unseren Wohlstand begründet haben, führte der Bischof aus. Die Großelterngeneration hätte Opfer gebracht, damit es uns heute vergleichsweise hervorragend geht.

Das Geheimnis des Lebens

„Am Leonhardifest bringen wir aber auch zum Ausdruck: allem zugrunde liegt das Geheimnis des Lebens.“ Wie ein einziges Samenkorn, das im Frühjahr in die Erde gesenkt wird und unter dem Einfluss von Feuchtigkeit und Wärme aufbricht, austreibt und dann nach einer gewissen Zeit Frucht ansetzt und hundertfach Frucht bringt. „Das können wir begünstigen durch unser Tun, aber wir können es nicht machen. Wir stehen staunend und dankbar davor, dass Gott, der Schöpfer, das Prinzip des Lebens hineingesenkt hat in die Erde.“ Wir könnten nur immer wieder staunen über die reiche Ernte, die wir einfahren. „Das Geheimnis des Lebens, das allem zugrunde liegt, ist aber mit noch so viel Technik und PS nicht zu machen, sondern es ist nach wie vor das Geschenk Gottes.“

„Weil wir denken, danken wir auch. Wir bringen symbolisch zum Ausdruck, dass wir auch das Leben feiern, in den Tieren, der Natur und der Schöpfung“, so Bischof Voderholzer. Leonhard, der große Patron der Pferde, war ein Mönch im 6. Jahrhundert. Das Stiftland sei eng verwoben mit dem Kloster Waldsassen und den Zisterziensermönchen, die das Land rodeten und fruchtbar machten. Sie verliehen dem Landstrich auch ihre Frömmigkeit, sagte der Bischof. Der heilige Leonhard habe mit vielen anderen an der Schwelle der Völkerwanderungszeit im frühen Mittelalter unsere mitteleuropäische Heimat kultiviert. „Sie machten dieses Land durch ihre Gottesverehrung so lebens- und liebenswert.“ Leonhard gebe uns wahre Entwicklungshilfe, denn wahre Kultivierung bestehe nicht nur darin, Wissenschaft und Technik zu fördern – so dankbar wir über diese technischen Hilfsmittel auch sind. Wahre Kultivierung schließe immer auch die Seele und den Gottesbezug mit ein.

„Der Grund allen Lebens ist der Schöpfergott, der unser aller Ziel ist“, das dürfe nicht vergessen werden, mahnte der Bischof. „Leonhard macht uns das durch sein Lebenszeugnis vor und seine Fürsprache dürfen wir erbitten.“ Der Bischof dankte allen, die heute an diesem Fest mitgewirkt haben. Vor allem den vielen Ministranten, die er im nächsten Jahr gerne in Rom bei der Diözesan-Ministrantenwallfahrt treffen würde. Ebenso dankte er der Frauengemeinschaft des Kirchenchors unter Leitung von Christa Schwägerl für den Chorgesang. Am Ende des Festgottesdienstes überreichte der Sprecher des Pfarrgemeinderats, Michael Vollath, an den Bischof einen Korb, gefüllt mit landkreiseigenen Produkten. Im Anschluss fand die weltliche Feier statt.

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Pilger statten Leonhardikapelle Besuch ab

Die angebaute Leonhardikapelle mit Darstellungen aus dem Leben des Heiligen war ebenfalls festlich geschmückt. Die Standarten der früher selbstständigen politischen Gemeinden Beidl, Schönficht und Lengenfeld waren am Seitenaltar aufgebaut. Sie stellen den Heiligen dar und wurden bei früheren Leonhardiritten mitgeführt. Die älteste Votiv- und Danktafel ist aus dem Jahre 1767. Ein Gebetsbesuch in der östlich an die Pfarrkirche Beidl angebauten Leonhardikapelle gehört für die Pilmersreuther Pilger seit jeher vor oder nach dem Festgottesdienst dazu.

Text und Fotos: Elisabeth Dobmayer

(kw)



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