Bischof Rudolf gedenkt des 9. Todestages von Bischof Manfred Müller
„Jeder Sonntag ein kleines Ostern“
Regensburg, 2. Juni 2024.
„Bischof Manfred Müller, dessen 9. Todestag wir heute in besonderer Weise gedenken, war ein österlicher Mensch, der wusste, dass jeder Sonntag ein kleines wöchentliches Osterfest ist und das wir ohne den Sonntag und seine Feier nicht Christen sein und aus der Auferstehungshoffnung leben können“, so formulierte es Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Sonntagvormittag im Regensburger Dom in seiner Predigt. Die Feier der Sonntagsmesse war verbunden mit dem Gebetsgedenken für seinen Amtsvorgänger, der von 1982 bis 2002 dem Bistum Regensburg als Bischof vorstand und am 20. Mai 2015 im Kloster Mallersdorf verstorben war.
Mit Bischof Rudolf standen lauter Weggefährten von Bischof Manfred am Altar, so etwa František Radkovský, der emeritierte Bischof der Partnerdiözese Pilsen, Superior Gottfried Dachauer vom Kloster Mallersdorf, oder Diakon Norbert Spagert, der sein Sekretär während des Ruhestandes in Mallersdorf war. Aus dem niederbayerischen Kloster war Generaloberin Schwester Maria Jakobe Schmid nach Regensburg gekommen. Aus seiner schwäbischen Heimat Dillingen kam der Chor „ChORios“ unter der Leitung des ehemaligen Domkapellmeisters Roland Büchner, aus seiner Regensburger Wahlheimat Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber.
Der Sabbat, Identitätsmerkmal des jüdischen Volkes
In seiner Predigt richtete Bischof Rudolf seinen Blick auf die Schrifttexte (1. Lesung: Deuteronomium 5,12,-15 und Evangelium: Mk 2,23-3,6), die an diesem 9. Sonntag im Jahreskreis die Heiligung des Sabbats zum Thema haben. Der Sabbat, „ein Geschenk Gottes für den freie Menschen“, ist ein Identitätsmerkmal des jüdischen Volkes, gefeiert im Gottesdienst in der Synagoge und in der häuslichen Liturgie. Auch kulturgeschichtlich und nicht in religiösem Kontext betrachtet, ist er eine Errungenschaft sondergleichen, ein Schritt zur Befreiung aus der Versklavung der Arbeit. Jesus hat den Sabbat nicht abgeschafft, sondern vertieft, ihm ging es nicht um eine sture Einhaltung des Gesetzes, sondern um „die Annahme eines göttlichen Geschenkes für freie Menschen“.
Der Sonntag löste den Sabbat ab
Bischof Rudolf spricht hier von einem religionsgeschichtlich einmaligen Vorgang: An die Stelle des von Gott geschenkten heiligen Sabbat tritt der Auferstehungstag Jesu, der Sonntag. Er verwies dabei auch auf einen Hinweis von Papst Benedikt XVI., der in der Ablösung des von Gott gegebenen Sabbats durch den Sonntag ein Zeichen für die „Wirklichkeit der Auferstehung“ sieht, denn nur ein durch Gott gewirktes Ereignis hat die Kraft und Macht, ein göttliches Gebot zu ersetzen und neuen Sinn zu geben. Die Urkirche, so überliefern es die Apostelgeschichte und die Brief des Paulus, kennen den Sonntag als den Herrentag, als den Tag des Brotbrechens, wie die Eucharistiefeier in frühen Zeiten hieß.
„Ohne den Sonntag können wir nicht leben“
Mit diesen Worten bezeugten die Märtyrer im nordafrikanischen Abitene im Jahre 304 ihren Glauben und die Wichtigkeit des Sonntages als Tag der Begegnung mit Christus in seinem Wort und im Brot des Lebens. Kaiser Konstantin führte 321 den Sonntag im Römischen Reich als Feiertag ein, frei von Arbeit und frei für die Eucharistiefeier. So wie der Sabbat die Identität des jüdischen Volkes verkörpert, so ist die Feier des Sonntages ein Identitätsmerkmal der Christen. Wer die Abschaffung des Sonntagsgottesdienstes diskutiert, wie aktuell geschehen, der gibt sich als Christ selbst auf und schafft sich selbst ab. Gerne verbünde er sich da im Anliegen der Aufrechterhaltung des Sonntages auch mit nichtkirchlichen Organisationen in der „Allianz für den Sonntag“.
„Bischof Manfred, ein österlicher Mensch“
Wie schon für sein Requiem persönlich gewünscht und bei allen Gedenkmessen in den vergangenen neun Jahren gesungen, erklang auch heuer wieder Bischof Manfreds Lieblingslied „Jesus lebt“ (Gotteslob 336), das die Botschaft eines jeden Sonntages klanggewaltig zusammenfasst. Bischof Manfred, so sein Nachfolger, war ein österlicher Mensch, im Dienst am Sonntag für den Sonntag, der aus dem Glauben lebte, das jeder Sonntag ein kleines wöchentliches Osterfest war.
„…die Kirche von Regensburg anvertraut“
Nach dem Segen des Bischofs zogen die Zelebranten und der Liturgische Dienst in die Bischofskrypta, in der Bischof Manfred am 28. Mai 2015 neben seinem unmittelbaren Vorgänger Bischof Dr. Rudolf Graber (1962-1982) beigesetzt worden war. Nach einem stillen Gebet, dem Vater unser und dem Gegrüßet seist du Maria, schloss mit dem gesungenen Salve Regina das Gebetsgedenken für Regensburgs 76. Bischof. Danach schlossen sich auch noch Gläubige dem Gebet an seinem Grab an.
Stationen eines bewegten Priesterlebens
Manfred Müller erblickte 1926 in Augsburg das Licht der Welt. Nach der Priesterweihe in seiner Heimatstadt 1952 und den Kaplansjahren war er fast 20 Jahre als Religionslehrer tätig. Von 1972 bis 1982 wirkte er in Augsburg als Weihbischof und dann von 1982 bis 2002 in Regensburg als Diözesanbischof. Als Altersruhesitz hatte er sich Kloster Mallersdorf ausgesucht, wo er auch - von den Mallersdorfer Schwestern aufopfernd umsorgt, am 20. Mai 2015 im Alter von 88 Jahren verstarb. Am 27. Mai 2015 kehrte er in seinen Dom zurück, am Vorabend des Requiems und der Beisetzung hielten Fahnenabordnungen der kirchlichen Verbände Totenwache, am Tag selbst Vertreter der Katholischen Studentenverbindungen aus Regensburg, da Bischof Manfred Müller selbst in Augsburg und Regensburg zwei Verbindungen des Unitas-Verbandes (UV) angehört hatte. Unter den Wahlspruch „Die Wahrheit in Liebe verkünden“ hatte er seinen bischöflichen Dienst gestellt.
(sig)