News Bild Bischof Rudolf beim 25. Weihejubiläum der Pfarrkirche Niederhöcking
Bischof Rudolf beim 25. Weihejubiläum der Pfarrkirche Niederhöcking

Sankt Martin als Vorbild

Home / News

Niederhöcking, 12. November 2023

Einen Tag nach dem eigentlichen Gedenktag ist am Sonntag mit dem Patrozinium auch der Weihetag der Pfarrkirche St. Martin Niederhöcking (Lkr. Dingolfing/Landau, Dekanat Dingolfing/Eggenfelden) gefeiert worden. Untrennbar verknüpft mit dem Patron der Pfarrkirche sind die bunten, leuchtenden Prozessionen, die an seinem Gedenktag durch die Straßen ziehen.

Ihm zu Ehren und als Erinnerung daran, dass er ein Licht war und ein Vorbild ist, wie Bischof Rudolf beim Pontifikalamt betonte: „Seine Werke, seine Barmherzigkeit hat hinein gestrahlt in die Dunkelheit, die Kälte und oft Unbarmherzigkeit unserer Welt", unterstrich er, „auf dass wir durch unser barmherziges Umgehen miteinander Wärme und Güte in dieser Welt verbreiten.“  Bischof Manfred Müller hatte die Pfarrkirche St. Martin in Niederhöcking 1998 geweiht und sie ihrer Bestimmung übergeben, sagte Pfarrer Gleißner. „Wir teilen hier unsere Freude und unsere Hoffnung“, betonte er, „unsere Ängste und unsere Sorgen, und wollen für alle eine Quelle der Freude und Zuversicht in unserer Pfarrgemeinde sein.“ Musikalisch gestaltet wurde der festliche Gottesdienst mit der Franz Schubert-Messe in G-Dur vom Kirchenchor und Orchester unter der Leitung von Herbert Hutterer.   

Ein junger Kirchenbau

„Das silberne Kirchweihjubiläum ist ein besonderer Grund zur Freude“, sagte Pfarrer Thomas Gleißner und begrüßte Werner Bumeder, Landrat des Landkreises Dingolfing-Landau, Landaus Bürgermeister Matthias Kohlmayer und Mammings Bürgermeisterin Irmgard Eberl sowie Pfarrer Joseph Santhappan, Pfarradministrator von Marklkofen, Poxau und Steinberg und bis 2018 Pfarrer von Mamming, sowie eine ganze Reihe an Vereinsvertretern und Fahnenabordnungen.  25 Jahre sei für eine Kirche noch kein besonders hohes Alter, sagte Bischof Rudolf zu den zahlreichen Gläubigen, die gekommen waren, um in ihrer Kirche Patrozinium und Weihetag zu feiern. „Aber es ist ein runder Geburtstag und es gibt mir die Gelegenheit meinen Weg ins Bistum hinein fortzusetzen.“   

Jesus identifiziert sich mit den Armen und Bedürftigen

Es sei nicht ganz einfach in einer Martins-Pfarrei, in der der Pfarrpatron natürlich bestens bekannt sei, über ihn zu sprechen. „Das ist ein bisschen wie Eulen nach Athen tragen“, sagte Bischof Rudolf. „Aber ich möchte über ein paar Punkte sprechen, die mich beim Heiligen Martin besonders ansprechen und bewegen.“  Zum ersten Mal in seinem Leben trage er ein Messgewand, das die Mantelteilung zeigt, sagte Bischof Rudolf. „Bemerkenswert an dieser bekanntesten Legende zum Heiligen Martin ist, dass sie in einer Lebensphase des Heiligen Martin spielt, wo er noch nicht Bischof war – wo er nicht mal getauft war!“ Zu dieser Zeit war er Katechumene, ein Taufbewerber, ein Religionsschüler als junger Soldat in Frankreich. Diese Szene, die mit dem Heiligen Martin so eng verbunden ist, sei für ihn ein Stück weit Vorbereitung des Heiligen Martin auf seine Taufe. „Martin tut das, was das Herz ihm eingibt; er nimmt sein Schwert, das er normalerweise für etwas anderes umhängen hat, und zerteilt mit dem Schwert seinen Mantel und gibt eine Hälfte dem Bettler.“ Damit sei die Geschichte noch nicht zu Ende, sagte er. „In der Nacht träumt Martin und Christus erscheint ihm selbst; mit der anderen Hälfte seines Mantels, und das ist für den Heiligen Martin eine Lektion, es ist für ihn ein Stück Vertiefung bei der Vorbereitung auf seine Taufe.“ Er erkennt, dass Jesus nicht nur gegenwärtig ist in der Eucharistie, im Wort der Heiligen Schrift, sondern auch in jedem Menschen, dem wir auf dem Weg unseres Lebens begegnen, der unsere Aufmerksamkeit, unsere Hilfe, unseren „halben Mantel“ oder ein paar Minuten Zuhören braucht. „In ihm begegnet uns der Herr, weil Jesus sich mit den Armen und Bedürftigen so intensiv identifiziert, dass er sagt: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." Auf diese Weise vorbereitet auf die verschiedenen Weisen der Gegenwart Christi in unserem Leben, konnte Martin dann getauft werden, die Firmung empfangen und die Eucharistie. „So ist er schließlich Priester geworden, Mönch und dann Bischof.“   

Pfarrgemeinderätin Andrea Rohrmaier sprach im Namen der Pfarreiengemeinschaft. „Als Sie, Herr Bischof, unsere Pfarreiengemeinschaft im Frühling 2015 besucht haben, waren wir Eltern mit unseren Kindern zur Kindersegnung eingeladen.“ Damals, so Rohrmaier, hatte Bischof Rudolf die Eltern aufgefordert „mitzumachen“, erinnerte sie. „Ihre Worte damals lauteten: es ist ein Leichtes zu kritisieren, aber ein Schweres mitzumachen.“ Diese Worte griff sie in ihrem Dank auf: „es war bestimmt kein Leichtes diese Kirche zu planen, zu bauen und auszugestalten“, sagte sie. Es sei aber heutzutage auch kein Leichtes diese Kirche mit Leben und Lebendigkeit zu füllen. „Daher Danke an alle, die mitmachen!“

Geweiht an Bischof Manfred Müllers Geburtstag   

Zwar ist die Pfarrkirche St. Martin Niederhöcking für eine katholische Kirche noch recht „jung“, aus den Unterlagen des Zentralarchivs Regensburg jedoch geht hervor, dass Höcking selbst eine sehr alte Pfarrei ist. Die erste Kirche in „Heikkinga“ wird bereits Ende des 9. Jahrhunderts erwähnt, die erste Geistlichkeit wurde mit Pfarrer Johannes (1291) schriftlich festgehalten. Der vormalige Kreisarchäologe Ludwig Kreiner fand Keramik aus der Zeit um 1000 sowie vier Priestergräber unter dem Altar. Die „Urkirche“ lag wohl südlich vom heutigen Bau und war aus Holz ausgeführt, der damals abseits der Kirche stehende Turm war in Ziegelbautechnik. Erst der zweite Neubau um 1400 rückte den Turm an die Kirche heran. Der erneute Neubau um 1855 hielt sich dann an seinen Vorgänger. Zu Lichtmess 1997 feierte die Pfarrei in dieser Vorgängerkirche die letzte Messe. Pfarrer Georg Nüßl leitete schließlich den Erweiterungs- und Neubau in die Wege, konnte aber das Vorhaben nicht weiter nachverfolgen: 1988 starb er plötzlich. Pfarradministrator Karl-Heinz Fiedler jedoch setzte die Planung fort und unter Pfarrer Friedrich Teetz, der 1994 die Pfarrei übernahm, wurde das Vorhaben umgesetzt. Der ganze Baukörper blieb erhalten und wurde von Grund auf renoviert, ebenso blieb der Chor aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhalten. Der älteste Bestandteil ist der Taufstein aus dem 14. Jahrhundert, die Innengestaltung übernahmen im Wesentlichen die einheimischen Künstler Josef Paleczek und Josef Mayer. Im August 1997 wurde vom damaligen Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner der Grundstein gelegt, die Arbeiten gingen zügig voran und schon im November feierte die Pfarrei das Richtfest. Die Einweihung erfolgte durch Bischof Manfred Müller – an seinem 72. Geburtstag, am 15. November 1998. „Er hat damals gesagt, es sei für ihn das schönste Geburtstagsgeschenk“, sagte Bischof Rudolf. 

Text und Fotos: Sabrina Melis
(jas)



Nachrichten