News Bild Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert Andacht in Pfarrkirche St. Stephanus in Massing
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer feiert Andacht in Pfarrkirche St. Stephanus in Massing

Nicht die Grenzen betonen, sondern eine Brücke bauen

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Massing, 2. Juni 2024

Am Sonntagabend hätte eine Andacht mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer von Regensburg direkt am Diözesan-Grenzstein in Roßbach stattfinden sollen, dem markanten Punkt, an dem die Bistümer Passau, Regensburg und München-Freising zusammentreffen. Doch anhaltender Regen der vorangegangenen Tage und dementsprechend aufgeweichte Böden, zudem Unwetterwarnungen, veranlassten die Verantwortlichen die Andacht in die Pfarrkirche St. Stephanus in Massing zu verlegen. Der Regensburger Diözesanbischof freute sich dennoch, wieder einmal in Massing zu sein. Im vergangenen Jahr hatte er hier in der Pfarrkirche den Quartiergebern der Regensburger Diözesanfußwallfahrt gedankt und am 15. September in Massing die Marktkirche wiedereröffnet. „Heute ist ein ganz besonderer Anlass, den es – soweit ich sehe – sonst nirgendwo gibt“, sagte Bischof Rudolf zu Beginn der Andacht.

„Einzigartig und außergewöhnlich“, umschrieb er die Tradition und nahm das zum Anlass, den Heiligen Bonifatius in den Mittelpunkt zu stellen als „Apostel der Deutschen“ sowie den Gründer der Bistümer Regensburg, Freising, Passau und Salzburg.

Bistümer Regenburg, München und Freising und Passau feiern zusammen

Es sei Tradition, dass die angrenzenden Pfarreien abwechselnd eine Andacht am Diözesan-Grenzstein halten, erklärte Pfarrer Klaus-Peter Lehner zur Begrüßung. „Zum Zeichen auch dafür, dass wir eine vereinigte Kirche sind“, betonte er. Auch freute er sich, Mitbrüder aus dem Bistum Passau und dem Erzbistum München und Freising an seiner Seite zu haben: Pfarrer Franz Eisenmann aus Neumarkt-Sankt Veit sowie Pfarrer Dr. Martin Fohl aus Pleiskirchen, aus dem Bistum Regensburg Pfarrvikar Prof.Dr. Dr. Zbigniew Josef Waleszczuk sowie Dekan Jürgen Josef Eckl. Die musikalische Gestaltung übernahm der Kirchenchor Massing, unterstützt durch Maria Trager und Amelie Zellhuber.

Seit 1989 besteht die Tradition eine Andacht am Diözesan-Grenzstein zu feiern. Die Idee stammt vom ehemaligen Generalvikar von Passau, Lorenz Hüttner, der aus Nonnberg stammt. „Am 4. Juni, dem Vorabend des Festes des Heiligen Bonifatius, dem Apostel der Deutschen, wurde die Andacht 1989 erstmals gefeiert“, erklärte der Diözesanbischof. Er dankte für die Aufrechterhaltung der Tradition und den Mitfeiernden aus den angrenzenden Bistümern: „So, dass wir nicht die Grenzen betonen, sondern den Grenzstein zu einer Brücke machen der gemeinsamen Missionierung, der gemeinsamen Verkündigung des Evangeliums im Sinne des Heiligen Bonifatius.“

Der Termin sei zum Gedenktag (5. Juni) des Heiligen Bonifatius eingerichtet worden, sagte Bischof Rudolf. Bonifatius, geboren und getauft als Winfried im angelsächsischen Wessex, widmete sein Leben der Verbreitung des Christentums in Europa. Seinen Namen bekam er von Papst Gregor II. Nach seiner Ausbildung zum Mönch und Priester in England, reiste er 719 – mit Mitte 40 – auf den Kontinent, um seine Missionstätigkeiten auszuüben.

Das Grundprinzip der Weitergabe des Glaubens

„Es ist interessant, dass wir in Deutschland von außen her missioniert worden sind“, unterstrich Bischof Rudolf, „das ist ein Grundprinzip unserer Weitergabe des Glaubens; er basiert nicht auf nationalen Mythen oder darauf, dass wir selber so gut und stark sind und uns selber alles zufällt, sondern in der Kirche hat es immer diesen Austausch gegeben – dass Missionare von Außerhalb gekommen sind und etwas Neues gebracht haben.“ Das sei damals nicht einfach gewesen, betonte er, „schließlich hat es Bonifatius auch Kopf und Kragen gekostet.“ 754 wurde Bonifatius bei einer Mission in hochbetagtem Alter unter den Friesen in Dokkum (heutige Niederlande) getötet. 

Zwei Anläufe hatte er genommen, um nach Germanien zu kommen, betonte der Regensburger Bischof. Zwar gab es schon christliche Gemeinden, aber das Heidentum war noch sehr verbreitet und es existierte noch keine kirchliche Organisation. Im Auftrag von Papst Gregor III. übernahm er die Organisation der Kirche im süddeutschen Raum. Im Jahr 739 organisierte Bonifatius die kirchliche Struktur in Bayern und gründete die Bistümer Regensburg, Freising und Passau, alle damals zur Kirchenprovinz Salzburg gehörend. Bis zum Jahr 1817 gehörten die Bistümer zur Metropole Salzburg. Aufgrund des Bayerischen Konkordats wurde 1817 das Erzbistum von München und Freising errichtet. „Seit dieser Zeit gehören unsere Bistümer Regensburg und Passau zum Metropolitanbistum „Erzbistum München und Freising“. Ein paar Jahre nach der Gründung von München und Freising sowie Regensburg und Passau gründete Bonifatius die Bistümer Würzburg und Eichstätt.

Bonifatius – ein „gewaltiger Prediger“

„Bonifatius war auch ein leidenschaftlicher Verkünder des Wortes Gottes“, erklärte der Bischof weiter, „er hat sich durch ein intensives Studium der Heiligen Schrift auf seine Mission in Deutschland vorbereitet. Wahrscheinlich hat er weite Teile der Bibel, des Alten- und Neuen Testaments, auswendig gelernt.“ Er habe „gewaltig gepredigt“, sagte er, außerdem sei er eine eindrucksvolle Gestalt gewesen: Analysen legen nahe, dass er gut 1.85 bis 1.90 Meter groß gewesen sei. „Für die damalige Zeit eine gewaltige Erscheinung, die Eindruck geschunden hat.“

Bonifatius war Missionserzbischof, päpstlicher Legat für Germanien, Bischof von Mainz und zuletzt Bischof von Utrecht sowie Gründer bzw. Auftraggeber mehrerer Klöster, darunter Fulda. Bestattet wurde er in Fulda, das hatte er festgesetzt. „Deshalb trifft sich die Deutsche Bischofskonferenz in Fulda zur Vollversammlung“, so Bischof Rudolf. „Und wenn diese dann eine Verlautbarung ausschickt, heißt es: ‚Die am Grab des Heiligen Bonifatius versammelten deutschen Bischöfe…‘.“

Bonifatius ist ein „großer Theologe und Geistlicher“ gewesen, so der Bischof, der begeisternd predigen konnte. Ihm war es wichtig, dass die Kirche in Deutschland in Verbindung mit dem Bischof von Rom, dem Papst und der Weltkirche steht.

Am Grenzstein dreier von Bonifatius gegründeten Diözesen soll man über die Grenzen des „eigenen Dorfes, der eigenen Pfarrei und der eigenen Diözese hinausschauen“, so Bischof Rudolf. Diese Einheit gilt es zu stärken und zu wahren. Die katholische Kirche, obwohl sie über die ganze Welt verbreitet, verankert in unterschiedlichen Kulturen und Sprachen ist, ist eine Einheit. „Diese unvergleichliche und einzigartige Einheit der Katholiken weltweit ist auch über die Feier der Eucharistie verbunden.“ Wo immer man in der Welt sei – man könne die Messen mitfeiern. „Dafür steht der Heilige Bonifatius in besonderer Weise, der unsere Diözesen mit großer Klugheit und Kenntnis nach den gültigen Grenzen gegründet hat,“ betonte Bischof Rudolf. „Lassen wir uns vom Heiligen Bonifatius ermutigen,“ damit jeder von uns Missionar sein darf. An uns liegt es, dass der Glaube auch in Zukunft verkündet wird. 

Text und Fotos: Sabrina Melissa Melis

(SG)



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