Riedenburg, 21. Februar 2025
Am Freitag besuchte Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer die Mädchenrealschule St. Anna in Riedenburg. Gespräche mit den Schülerinnen, den Franziskanerinnen des Klarissenklosters St. Anna sowie dem Lehrerkollegium füllten die gut vierstündige Visite aus. Darüber hinaus segnete der Oberhirte die aus Assisi mitgebrachten Franziskuskreuze, die künftig in den Klassenzimmern hängen werden.
In einem langen Spalier vom Haupteingang bis zur Turnhalle empfingen die derzeit 440 Schülerinnen den Bischof. Mit einem Lied begrüßte der Schulchor in der Turnhalle den Gast. Schulleiter Christian Fackler betonte in seiner Begrüßung, dass der Besuch vor allem der Stärkung der Beziehungen zu den verschiedenen Einrichtungen und damit verbundenen Personen diene. So hieß er neben Bischof Voderholzer den Leiter der Hauptabteilung Schule/Hochschule Domkapitular Martin Priller, den Direktor der Schulstiftung der Diözese Regensburg, Leitenden Oberstudiendirektor i.K. Günter Jehl, und die Verwaltungsdirektorin Regina Braunreiter sowie die Vertreter des Elternbeirats willkommen. Bischof Rudolf verwies darauf, dass er bereits im Jahr 2017 hier war, und zollte den Ordensschwestern mit Oberin Schwester M. Elisabeth Rost an der Spitze Anerkennung. „Ohne die Schwestern gäbe es die Schule nicht“, stellte der Diözesanbischof fest.
Einladung zur Krippenführung nach Regensburg
In einer Gesprächsrunde konnten die Schülersprecherinnen Fragen an den Bischof stellen. Wie gestaltet sich der Weg zum Bischofsamt und welche Herausforderungen sind mit dieser Stellung verbunden? Welche Möglichkeiten haben Frauen in kirchlichen Ämtern? Und was macht der Bischof in seiner Freizeit, waren mitunter Fragen, die die Mädchen interessierten. Im Gegensatz zum Priesteramt, für das man sich selbst entscheide, beruhe das Bischofsamt auf einem Auswahlverfahren und letztlich der Entscheidung durch den Papst, erklärte der Bischof. Die Vermittlung des Glaubens in einer zunehmend säkularen Welt, sieht der Bischof als eine seiner wichtigsten Aufgaben an. Als seine Freizeitbetätigungen nannte der Oberhirte Wandern, Schwimmen, Lesen und die Pflege der religiösen Alltagskultur, wie Krippen und andere Exponate, die als wichtige Bausteine der Evangelisierung angesehen werden müssen. Die Sammlung der Diözese Regensburg könnten von den Schülerinnen gerne im Regensburger Ordinariat besichtigt werden, so die Einladung von Bischof Rudolf. Hinsichtlich der Rolle der Frauen in der Kirche nannte er das Leben in einer Ordensgemeinschaft und verwies auf die traditionelle Bindung des Priester- und Bischofsamtes an einen Mann. „Es gibt eine Fülle von Aufgaben für Frauen: Äbtissin, Oberin, Schulleiterin, Theologieprofessorin, Religionslehrerin, Caritasdirektorin oder Verwaltungsdirektorin, usw.“, zählte er auf. Die abschließende Frage der Schülersprecherinnen nach Faktoren für ein glückliches und erfülltes Leben beantwortete er kurz und prägnant: „Sich mit Hingabe an einer wichtigen Aufgabe oder an einem Menschen zu verschwenden, ist der beste Weg, glücklich zu werden.“
Mehrere Generationen an St. Anna
Nach einem geistlichen Impuls zum Thema „Unter Gottes Schutz“, bei dem das Medaillon der Schutzmantelmadonna (1985 vom österreichischen Künstler Jakob Adlhart geschaffen) und die Klostergeschichte (Klarissinnen bzw. Franziskanerinnen) im Fokus standen, segnete Bischof Voderholzer die Franziskuskreuze. Deutlich wurde auch, dass von vielen Schülerinnen bereits die Omas, Mütter oder Schwestern hier an der Mädchenrealschule St. Anna waren. Aktuell sind sogar Drillinge an der Schule. Dem Kloster gehören aktuell sieben Ordensschwestern an – fünf deutsche Franziskanerinnen und zwei indische Karmelitinnen. Im Gespräch mit dem Bischof wünschten sie sich eine Darstellung der örtlichen Kloster- bzw. Ordensgeschichte auf der Homepage der Schulstiftung und eine sichtbare Präsentation der Statue der Heiligen Anna, der Namensgeberin der Schule und des Klosters. Der Bischof versprach, dieses Vorhaben – auch finanziell – zu unterstützen.
Ein weiteres Interview mit Bischof Voderholzer führten Schülerinnen der Wahlfachgruppe „Church Media“, ein Projekt in Kooperation mit Radio Horeb. Die Mädchen fragten – neben Jesus – nach weiteren christlichen Vorbildern, den Erwartungen an die Schule, zur Neuevangelisierung und zum Synodalen Weg. Viele Heilige sowie den von den Nationalsozialisten ermordeten Journalisten Fritz Michael Gerlich und die eigene Großmutter (angesichts ihrer Vertreibungserfahrungen) nannte Bischof Rudolf als seine Vorbilder. „Die Kirche ist von Grund auf missionarisch und auf personale Zeugnisse angewiesen. Die Evangelisierung wird nicht ohne konkrete Menschen funktionieren“, führte er aus und verwies auf die Regensburger Sonntagsbibel, die Pflege der Sonntagskultur und die Ausbildung von Katechisten. „Jesus hätte den Weg abgelehnt“, stellte er zum Synodalen Weg fest.
Schülerinnen aus vier Landkreisen und drei Regierungsbezirken
Beim Gespräch mit der Schulleitung und dem gesamten Lehrerkollegium stellten die Verantwortlichen dem Bischof konkrete Schulprojekte vor: Gebete zum Beginn und Ende des Unterrichts, Andachten, Morgenimpulse, Taizé-Gebet, Gottesdienste, Gestaltung eines Gebetbuches, Pilgerreisen nach Assisi, Rom und Taizé. Auch ging es um die weitere Umsetzung des Marchtaler Plans im Konzept der Schule. Schulleiter Fackler erwähnte, dass die Schülerinnen aus den Landkreisen Kelheim, Regensburg, Neumarkt und Eichstätt und damit aus drei Regierungsbezirken kommen. Zum Thema „Soziale Medien“ plädierte der Oberhirte für gute Inhalte und Gestaltung sowie für Kritikfähigkeit. Abschließend stellte Bischof Voderholzer klar: „Wir stehen zu unserem Bildungsauftrag. Wir werden alles unternehmen, dass wir das auch künftig stemmen können, dass wir die Brennpunkte des gesellschaftlichen Lebens begleiten und die Oasen der kirchlichen Schullandschaft aufrechterhalten“, schloss Bischof Voderholzer.
Text und Fotos: Markus Bauer
(jas/chb)