Regensburg, 3. Juni 2024
Die Woche für das Leben nimmt Menschen in den Blick, die es nicht leicht haben – in diesem Jahr unter dem Motto Generation Zukunft: Gemeinsam. Verschieden. Gut. Die KJF Werkstätten gGmbH, der Inklusionsbetrieb SIGMA und das Bistum Regensburg haben sich mit einem Aktionstag daran beteiligt. In der St. Johannes Werkstätte Regensburg diskutierten Kooperationspartner sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KJF Werkstätten über berufliche Bildung und Inklusion auf dem Arbeitsmarkt. Im Publikum waren auch zwei Klassen der Fachschule für Heilerziehungspflege. Die Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, um sich mit den Beschäftigten der Werkstätte auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
Zum Auftakt hieß Holger Lauer, Leiter der St. Johannes Werkstätte, die zahlreichen Gäste des Aktionstags willkommen. Domkapitular Michael Dreßel, der Vorsitzende der KJF, zelebrierte einen Wortgottesdienst, in dem er auf die Bedeutung der Werkstätten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einging: „Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes und hat eine Würde, die ihm niemand nehmen kann. Diese Würde wird hier, in dieser Werkstätte, verteidigt.“
Frank Reinel, Inklusionsbeauftragter der Stadt Regensburg, lieferte den Impuls für die anschließende Diskussionsrunde: „Menschen mit Behinderung sind doppelt so oft von Arbeitslosigkeit betroffen wie der durchschnittliche Arbeitnehmer. So lange sich der allgemeine Arbeitsmarkt nicht grundlegend verändert, brauchen wir die Werkstätten.“ Viel Beschäftigte schaffen über die Werkstätten den Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt oder einen ausgelagerten Arbeitsplatz in einem Betrieb. Drei Erfolgsgeschichten präsentierte die Podiumsrunde den Gästen: Melanie Eibl, Geschäftsführerin der KJF Werkstätten und des Inklusionsbetriebs SIGMA, stellte den Fall von Matthias Schießl vor: Aufgrund einer Behinderung musste er sein Informatikstudium abbrechen und fand über eine Beschäftigung in der Werkstätte seinen Weg zum Inklusionsbetrieb SIGMA. Dort bringt er die Themen Leichte Sprache und Barrierefreiheit weiter voran. Der Bezirk, das Inklusionsamt und die Agentur für Arbeit unterstützen seine Beschäftigung, unter anderem mit dem Budget für Arbeit.
Von den Kollegen kommen nur positive Rückmeldungen
Über ein externes Praktikum im Berufsbildungsbereich der Werkstätte arbeitet Christian Stache im Sportamt der Stadt Regensburg. Seine Stärke ist die Verbindung aus Inklusion und Sport. „Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben. Christian Stache ist für uns eine wertvolle Arbeitskraft. Von seinen Kolleginnen und Kollegen kommen nur positive Rückmeldungen“, berichtete Amtsleiter Christian Goß. Nathalie Bergmann hat einen ausgelagerten Arbeitsplatz im Hauptzollamt Regensburg und bringt dort ihre Arbeitskraft ein: „Ich übernehme Telefondienst und unterstütze die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung.“ Sehr zur Freude von Amtsleiter René Matschke: „Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Nathalie Bergmann ist immer freundlich und eine Verstärkung für unser Team.“
Wahlfreiheit für Menschen mit Behinderung
KJF-Direktor Michael Eibl, der die Podiumsdiskussion moderierte, fragte bei den Kooperationspartnern der Werkstätten nach, wo sie noch Verbesserungsmöglichkeiten hin zu einem inklusiven Arbeitsmarkt sehen. Wolfgang Eberl, Leiter des Inklusionsamts, Marje Mülder, Leiterin der Bezirkssozialverwaltung und Fred Gaida, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Regensburg, waren sich einig, dass es „keine Patentrezepte“ gebe und die Abläufe noch flexibler werden müssen. Oft fehle es auch „dezentralen Freiräumen“ für Entscheidungen. Kerstin Laumer, Leiterin des Berufsbildungsbereichs und von InJOB, stellte die neuen Zertifikatslehrgänge vor, bei denen Mitarbeiter gezielte Berufsqualifikationen erhalten, etwa für die Bereiche Kindertagesstätte oder Lager und Verpackung, die sie mit einem IHK-Zertifikat nachweisen können.
Daniel Hanseder, Vorsitzender des Werkstattrats der St. Johannes Regensburg, forderte Wahlfreiheit für Menschen mit Behinderung: „Die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung müssen im Vordergrund stehen und sie sollten selbst entscheiden, ob sie auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wollen oder nicht. Viele brauchen pflegerische Leistungen, die nur in den Werkstätten angeboten werden. Betriebe sind dafür nicht ausgestattet.“
Gerhard Büchl, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge am Bistum Regensburg, bedankte sich bei allen Beteiligten für die gute Organisation der Veranstaltung.
Text und Bilder: Sebastian Schmid, Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V.