Regensburg, 8. November 2023
Zu Gast im Akademischen Forum Albertus Magnus ist am 14. November, 19.30 Uhr, Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen, Autorin der Biographie „Lady Abbess. Benedicta von Spiegel - Politische Ordensfrau in der NS-Zeit“. Das große Interesse gilt an diesem Abend der 57. Äbtissin der Eichstätter Benediktinerinnenabtei St. Walburg: Benedicta von Spiegel (1874-1950). Sie gehörte dem Eichstätter Freundeskreis um Fritz Gerlich an.
Die ungewöhnliche Ordensfrau aus Westfalen war weltläufig, politisch und jahrelang unentdeckt im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Um 1930 hatte sich in Eichstätt ein fester Freundeskreis um den Journalisten Fritz Gerlich gebildet. Ihm gehörten u. a. die Äbtissin (der Benedikterinnenabtei
St. Walburg) Benedicta von Spiegel (1874-1950), die stigmatisierte Therese Neumann, der Kapuzinerpater Dr. Ingbert Naab und Erich August Fürst von Waldburg-Zeil an. Die gemeinsame entschiedene Ablehnung des Nationalsozialismus‘ – und hier insbesondere des Rassenwahns – ließ die Gleichgesinnten schon vor der „Machtergreifung“ politisch handeln. Am bekanntesten wurde das Münchner Zeitungsprojekt „Der gerade Weg“. Nach der Ermordung Fritz Gerlichs durch die Nationalsozialisten 1934 gingen die Eichstätter Freunde zu konspirativen Widerstandsaktivitäten über.
Die Autorin Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen, Publizistin aus Paderborn, beschreibt in ihrem Vortrag Akteure und Ereignisse in den letzten Kriegsmonaten in Eichstätt und die Rettung der Stadt vor Bombenzerstörung zum Kriegsende 1945. Von Westphalen stellt anhand von ihr ausgewerteter Archivquellen dar, dass die St. Walburger Äbtissin bei der friedlichen, aber lebensgefährlichen Übergabe der Stadt eine Schlüsselrolle innehatte. Das Buch entfaltet ein lebendiges Bild von einer außergewöhnlichen Frau, ihrem Freundeskreis und ihrer Abtei im „3. Reich“. Es öffnet daneben auch einen neuen Blick auf eine Freundin der Äbtissin: Therese Neumann aus Konnersreuth, die sich ebenfalls im Eichstätter Freundeskreis engagierte.
Gerlinde Gräfin von Westphalen, Dr. phil., studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Trier, Köln sowie Berlin. Zwanzig Jahre lang leitete sie eine eigene Kunstgalerie in Thüringen und kuratierte zahlreiche viel beachtete Ausstellungen. Seit 2020 lebt sie in Paderborn und arbeitet als Publizistin.
Der Vortragsabend wird gemeinsam mit der KEB in der Stadt Regensburg e.V. veranstaltet. Die Teilnahme ist kostenlos.
Text: Forum Albertus Magnus
(mk)
