News Bild Akademisches Forum Albertus Magnus stellt drei Meisterwerke der Renaissance-Malerei vor

Akademisches Forum Albertus Magnus stellt drei Meisterwerke der Renaissance-Malerei vor

Reise nach Venedig, Florenz und Rom


Regensburg, 28. März 2025

Im Haus der Musik sich der Malerei widmen und deren religiöse Dimension erspüren, dazu bot am Freitagabend ein Kunst-Symposion des Akademischen Forum Albertus Magnus im Regensburger Haus der Musik am Bismarckplatz die Gelegenheit. Moderiert wurde die Veranstaltung durch die Regensburger Kunst- und Kulturhistorikerin Dr. Edith Heindl. Mit ausgewählten Meisterwerken der italienischen Renaissancemusik versetzten Verena und Günther Kronseder (Viola da Gamba und Spinett) die Kunstinteressierten an diesem Abend in die Epoche der drei ausgesuchten Kunstwerke, unter ihnen auch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und Weihbischof Dr. Josef Graf. Der Abend war sozusagen eine Reise in die drei Hauptzentren der italienischen Malerei: Venedig, die „Serenissima“, Florenz, die „Blühende“, und Rom, die „Ewige Stadt“. Der Konzertsaal im Haus der Musik war bis auf den letzten Platz besetzt, das Publikum erwartete drei hochkarätige Vorträge von kunstgeschichtlicher Dichte und geistlicher Tiefe.

„Ein legendärer Briefwechsel“

Den Auftakt des Abends machte der aus Augsburg stammende Monsignore Dr. Florian Schuller, der von 2000 bis 2018 Direktor der Katholischen Akademie in Bayern war. Er führte das Publikum nach Venedig in die Scuola di San Giorgio degli Schiavoni, den historischen Versammlungsraum einer Bruderschaft, zu einem Gemälde des venezianischen Malers Vittore Carpaccio (* zwischen 1460 und 1465 † um 1525), das offiziell den Titel „Der Heilige Augustinus im Studierzimmer“ (gemalt 1502) trägt. Da an diesem Abend durchaus auch neue Deutungsvorschläge der Gemälde gemacht werden sollten, gab er dem Bild und damit seinem Referat den Titel „Ein Fenster nach drüben – Augustinus und Hieronymus in geistig-geistlichem Dialog. Die theologische Botschaft des Malers Vittore Carpaccio“. Der Kirchenlehrer Augustinus befindet sich in seinem Studierzimmer, auf dessen Detailreichtum und deren tiefere Symbolik Dr. Schuller an diesem Abend ausführlich einging. In seinem Brief an den Kirchenlehrer Hieronymus schildert er diesem seine Gedanken, die er sich über die zentrale Frage nach dem ewigen Leben macht.

„Zieht den neuen Menschen an“

Diakon Prof. Dr. Sigmund Bonk, seit 2014 Direktor des Akademischen Forums Albertus Magnus Regensburg, holte das Auditorium in die Galleria degli Uffizi nach Florenz zu einem Werk von Michelangelo Buonarroti (*1475 †1564). Die Darstellung der Heiligen Familie, genannt „Tondo Doni“, Rundbild des Doni, nach seinem ersten Besitzer Agnolo Doni, entstand von 1506 bis 1508. Die Heilige Familie, den Vordergrund bestimmend, erinnert in der Darstellung fast an die Dreifaltigkeit. Inspiriert durch den renommierten Kunsthistoriker Prof. Dr. Matthias Winner, legte Professor Bonk dem Betrachter eine Deutung des Gemäldes im Sinne der paulinischen Epistel nahe: Mit der Menschwerdung des Gottessohnes bricht eine neue Ära an, der alte Mensch wird abgelegt und ein neuer angezogen. Dies kommt im Gemälde durch verschiedene Hinweise zum Ausdruck. So findet sich Johannes der Täufer dargestellt, der das alte Geschlecht verkörpert, und auf Christus hinweist, mit dem das neue Geschlecht seinen Anfang nimmt. 

 

„Kirche aus lebendigen Steinen"

In der ewigen Stadt Rom trafen die Besucher des Kunst-Symposiums dann in der Stanza della Segnatura in den Vatikanischen Museen auf ein Werk des bedeutenden Malers Raffael (*1483 †1520), „Disputà del sacramento“, gemalt 1509 bis 1510. Es war Prof. Dr. Hans-Christoph Dittscheid, langjähriger Professor für Kunstgeschichte an der Universität Regensburg, der dieses Monumentalgemälde von fast 8 mal 5 Metern Ausmaß dem kunstgeschichtlich interessierten Publikum vorstellte und im Licht der ökumenischen Konzilsgeschichte deutete. Es ist eines von vier Gemälden, die Raffael und seine Schüler für einen Raum im Apostolischen Palast geschaffen haben. Um eine Ringmonstranz mit dem Allerheiligsten Altarsakrament gruppiert sich eine große Schar an Heiligen, Gestalten des alten und Neuen Testamentes, die im regen Austausch (Disputatio) miteinander stehen. Darüber thronen senkrecht die Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist (Trinität), waagerecht zu beiden Seiten des Sohnes Maria und Johannes der Täufer (Deesis). Die Kombination dieser beiden Bildsysteme des Mittelalters findet sich zuerst bei Raffael. Zu beiden Seiten des Altares und der Monstranz gruppieren sich rund 40 Personen, unter ihnen die Kirchenväter Papst Gregor der Große und Augustinus, sowie Hieronymus und Ambrosius von Mailand, aber auch Papst Sixtus IV., Dante, Thomas von Aquin und Frá Angelico. Zwei Kirchengebäude im Hintergrund – Kirche aus Steinen – korrespondieren gleichsam mit der lebendigen Kirche, die in diesem großen theologischen Programm dem Betrachter dargeboten wird. Genauso stehen der eucharistische Leib Christi, die gewandelte Hostie, als die irdisch-sichtbare Form, in einer Wechselwirkung zu der darüber dargestellten himmlischen Wirklichkeit.

Im Anschluss an die drei gehaltvollen Referate wurde noch die Möglichkeit zum Austausch über das Gehörte gegeben. Beeindruckend war die Komplexität der einzelnen Kunstwerke, ihre vielfältige Deutungsgeschichte in den Jahrhunderten und auch die kunstgeschichtlichen und theologischen Zusammenhänge untereinander. Auch diese Veranstaltung wurde wieder dem Auftrag des 2014 von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gegründeten Akademischen Forum Albertus Magnus gerecht, „eine Plattform des Bistums Regensburg für Vorträge exzellenter Referentinnen und Referenten sowie für Diskussionen und Seminare zu Themen aus dem Schnittkreis von Kirche, Wissenschaft, Gesellschaft und Kunst“ (www.albertus-magnus-forum.de), zu bieten.

Text und Fotos: Carl B. Prämaßing
(jas)



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