Aachen, 2. Februar 2023
Papst Franziskus besucht im Rahmen seiner Afrikareise vom 31. Januar bis 5. Februar neben dem Kongo auch den Südsudan. In dem jüngsten Land der Erde hat das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" im Jahr 2022 Projekte im Bereich Gesundheit, Bildung und Nothilfe in Höhe von mehr als einer Million Euro gefördert. Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des Kindermissionswerks, hat im vergangenen Jahr Sternsinger-Projekte im Südsudan besucht. Im Interview berichtet er über das Leid der Kinder, fehlende medizinische Versorgung, die Hilfe der Sternsinger und seine Motivation.
Herr Pfarrer Bingener, wie geht es den Menschen und vor allem den Kindern aktuell im Südsudan?
Bingener: Die Situation in dem ostafrikanischen Land ist sehr schwierig und besorgniserregend. Der lange Bürgerkrieg, Korruption, Überschwemmungen, all das hat schwere Folgen. Kinder leiden Hunger, sind krank und traumatisiert. Die Korruption in Staat und Gesellschaft ist tödlich, weil Gelder nicht wie geplant für notwendige Medizin und Infrastruktur ausgegeben werden. Viele Krankheiten könnten mit den richtigen Medikamenten schnell und einfach behandelt werden – aber es gibt sie vielerorts nicht.
Was für Krankheiten sind das?
Bingener: Viele Mädchen und Jungen leiden an Durchfall- und Atemwegserkrankungen, an Blutarmut aufgrund von Unter- und Mangelernährung oder an Wurmerkrankungen. Ein großes Problem und die häufigste Diagnose bei Kindern ist Malaria. Die Kinder bräuchten nur die entsprechenden Medikamente, stattdessen sterben viele, weil entweder die Medikamente nicht vorhanden sind oder weil es den Familien nicht möglich ist, das oftmals weit entfernte Krankenhaus zu erreichen. Deshalb ist die Hilfe der Sternsinger vor Ort so überlebenswichtig.
Wie sieht die Hilfe konkret aus?
Bingener: Dank der Sternsinger-Spenden können wir die Medikamentenversorgung in mehreren kirchlichen Gesundheitseinrichtungen im Land fördern sowie zwei mobile Kliniken, die Kinder und Mütter in abgelegenen Dörfern besuchen, impfen und behandeln. Im Daniel-Comboni-Krankenhaus in der Stadt Wau unterstützen wir die medizinische Behandlung von Kindern und die Schwangerschaftsvorsorge. Und im Mary-Immaculate-Krankenhaus in Mapuordit werden jedes Jahr tausende Kinder behandelt und schwangere Frauen medizinisch betreut. Neben Medikamenten und medizinischer Ausrüstung finanzieren die Sternsinger auch Gehälter von Kinderkrankenschwestern, Hebammen und Ausbilderinnen.
Sie haben selbst den Südsudan im vergangenen Jahr bereist. Gab es Momente auf Ihrer Reise, die Sie besonders berührt haben?
Bingener: Die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit in den Augen der Kinder und Mütter zu sehen, die vor den Unruhen im eigenen Land fliehen, ist etwas, dass ich nicht vergessen kann. Familien, die nichts zu essen haben, die auf der Flucht sind, während die Väter kämpfen. Dieses große Leid zu sehen, war sehr bedrückend. Aber es motiviert mich gleichzeitig und ist ein großer Ansporn, die Situation im Land mit Hilfe der Sternsinger zu verbessern. Vor Ort zu sehen, wie die Hilfe ankommt, hat mich sehr bewegt. Wir werden unsere Partner auch zukünftig dabei unterstützen, effektive Hilfe leisten zu können – damit sie auf Dauer segensreich wirken können für die Kinder im Südsudan.
Hintergrund: Der Südsudan
Der Südsudan ist das jüngste Land der Welt und hatte im Sommer 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan erklärt. Zwei Jahre später, im Dezember 2013, begann in dem ostafrikanischen Land ein Bürgerkrieg. Trotz des Friedensabkommens von September 2018 bleibt die Sicherheitslage im Land instabil. Millionen Südsudanesen sind in Nachbarländer oder in andere Landesteile geflohen. Rund 75 Prozent der Bevölkerung hat nicht genug zu essen und ist auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Kindermissionswerk "Die Sternsinger"/ kw