News Bild Äthiopischer Generalvikar Fr. Petros Berga Sorballa besucht Bischof Dr. Voderholzer: „Wir sind auf die Hilfe aus Europa angewiesen“
Äthiopischer Generalvikar Fr. Petros Berga Sorballa besucht Bischof Dr. Voderholzer: „Wir sind auf die Hilfe aus Europa angewiesen“

„Wahrhafte Synodalität gibt es nur in einer gemeinsamen Kirche“

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Regensburg 27. Juli 2022

Der äthiopische Generalvikar Fr. Petros Berga Sorballa ist in Regensburg kein Unbekannter. Immer wieder führen ihn seine Wege in die Diözese. Bei einem Treffen mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hat der Priester und Apostolische Visitator für die äthiopisch-katholischen Gläubigen des altäthiopischen Ritus persönliche Grüße von Berhaneyesus Demerew Kardinal Souraphiel überbracht. Der Erzbischof von Addis Abeba und Präsident der Bischofskonferenz von Äthiopien dankte Bischof Rudolf für sein großes Engagement beim Thema Neuevangelisierung. Zugleich würdigte er den Einsatz des Regensburger Oberhirten bei der Seelsorge und Priesterausbildung. „Wahrhafte Synodalität kann nur in einer gemeinsamen Kirche gelebt und gestaltet werden,“ so zitierte Sorballa den Kardinal, der in Sachen Synodaler Prozess ganz an der Seite von Papst Franziskus und Bischof Rudolf steht.

Seit 2018 pflegt das Bistum Regensburg eine besondere Verbindung mit Äthiopien. Bereits vor vier Jahren reiste Bischof Rudolf mit einer Delegation und Vertretern von Missio nach Afrika, um sich einen Eindruck über die Lage der Christen und der politischen Situation in der Krisenregion zu machen. Bischof Rudolf zeigte sich damals beeindruckt, wie das Christentum nach altem Ritus das Land und das Leben seiner Menschen bis heute prägt.

Vorbild Äthiopien – Vom missionarischen Feuer lernen

Im Weltmissionsmonat Oktober 2018 kamen dann mehre Gäste aus Äthiopien und dem internationalen Hilfswerk Missio München nach Regensburg und feierten die Heilige Messe am Weltmissionssonntag. Bei diesem Zusammentreffen an der Donau erklärte Bischof Rudolf: „Die Menschen im Bistum Regensburg konnten glaubensstarken und lebensfrohen Äthiopierinnen und Äthiopiern begegnen. Ich wünsche mir, dass dadurch auch ein missionarisches Feuer im Bistum Regensburg entfacht wurde.“ Seit dieser Zeit unterstützt das Bistum das Hilfswerk in München, das mit dem Geld Hilfe vor Ort finanziert.

Die Beziehungen zwischen Regensburg und Äthiopien reichen aber weiter in die Vergangenheit zurück. So hatte der selige Franziskanerpater Liberat Weiß aus Konnersreuth in Gonder gewirkt und dort das Martyrium erlitten.  

Hintergrund

Die katholische Kirche in Äthiopien

Die katholische Kirche in Äthiopien ist eine lebendige, schöpferische Gemeinschaft, die durch ihre Präsenz in 13 Diözesen und Eparchien das Evangelium von Jesus Christus verkündet.  Äthiopien hat eine Bevölkerung von fast 115 Millionen Menschen, von denen 70 % unter 30 Jahre alt sind. Es besteht eine große Chance, die Mission der Kirche in Äthiopien zu konsolidieren und auszuweiten. Die katholische Kirche leistet durch ihre sozialen Dienste, Bildung, Gesundheitsdienste und Entwicklungsprojekte einen großen Beitrag zu den Herausforderungen der Gesellschaft. Die Kirche wird von den Menschen in Äthiopien und der Regierung für ihre umfangreichen Dienste an der Gesellschaft geschätzt. Eine Herausforderung ist die Ausbreitung der Pfingstbewegung und des fundamentalen Islam.

Die Kirche bemüht sich, ihre pastorale und evangelisierende Arbeit durch ihre Institutionen zu verstärken. Die Förderung ökumenischer, interreligiöser und interethnischer Beziehungen ist Teil ihrer Programme, um das friedliche Zusammenleben zu stärken.  Die Kirche arbeitet eng mit allen Beteiligten an Umweltprogrammen auf der Grundlage der Soziallehre der katholischen Kirche zusammen.

Eine weitere große Herausforderung ist die Migration arbeitsloser Jugendlicher in den Nahen Osten (Saudi-Arabien) auf der Suche nach einem besseren Leben, wo sie missbraucht und gezwungen werden, ihren Glauben zu wechseln und zum Islam zu konvertieren. Tausende von jungen Menschen versuchen auf gefährliche Weise der Armut zu entkommen und riskieren ihr Leben, um nach Europa zu gelangen, und viele sterben im Mittelmeer oder verbringen ihr Leben in vielen Ländern in Flüchtlingslagern.

Was ist die Vision Europas für Afrika, wo die Kirche sehr schnell wächst?

In Addis Abeba werden derzeit drei Hauptbereiche für die Arbeit identifiziert

1) Katholische Medienarbeit: Die katholische Kirche ist bestrebt, sich auf ihre Evangelisierungs- und Missionsarbeit im ganzen Land zu konzentrieren. Eines der Instrumente, die sie zur Stärkung ihres Dienstes in diesem Bereich gewählt hat, ist die Nutzung verschiedener Medien. Seit 2020 hat die katholische Kirche einen katholischen Fernsehsender in Äthiopien gegründet, der nun auf andere Länder am Horn von Afrika wie Eritrea, Südsudan, Somalia, Dschibuti usw. ausgedehnt wird. Es ist eine Herausforderung, einen Fernsehsender zu betreiben, ohne ein dauerhaftes Einkommen zu haben. Die Kirche sucht einen Sponsor für diesen wichtigen Dienst der Evangelisierung und Seelsorge für Millionen von Menschen.

2) Bildung für die Jugend und Schaffung von Arbeitsplätzen:  Die Kirche ist landesweit für ihre Bildungsprojekte bekannt.  Um die jungen Menschen in Äthiopien zu halten und die illegale Abwanderung nach Europa oder in den Nahen Osten zu verhindern, ist es wichtig, der Jugend vor Ort eine Perspektive zu bieten, z. B. durch Qualifizierungsprogramme und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Äthiopien. Vor kurzem hat die katholische Kirche in Addis Abeba ein Konsortium religiöser Kongregationen gegründet, um in Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und der Regierung Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze zu schaffen. Die Kirche baut ein St. John Paul II TVET College und ein integriertes sozio-pastorales Zentrum, in dem die Jugendlichen in 12 verschiedenen Berufen ausgebildet werden können [(z. B. Solarinstallation, Elektrizität, Sanitärtechnik, Film- und Videografie, Landwirtschaft (im dörflichen Kontext)], um sie auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Diese Projekte erfordern in der Anfangsphase einen erheblichen finanziellen Aufwand.

3) Kapazitätsaufbau in der Kirche: Die finanzielle Situation der Kirche in Äthiopien ist sehr schwach und hängt vollständig von Partnern in Europa ab. Die Kapazitäten der Partner nehmen von Jahr zu Jahr ab, und die Kirche ist aufgrund fehlender Finanzmittel nicht in der Lage, ihre pastoralen und sozialen Projekte durchzuführen. Um selbständig zu werden, hat die Kirche enorme Möglichkeiten, indem sie in sozial verantwortliche Projekte in den Städten und auf dem Land in der Landwirtschaft investiert. Um die Kirche in ihrem ganzheitlichen Dienst selbsttragend zu machen, ist ein starkes Partnerschaftsprogramm mit einer einmaligen Finanzspritze für die Realisierung der vorgeschlagenen selbsttragenden Projekte erforderlich.

Text und Foto: Stefan Groß

 

 



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