News Bild Advents- und Weihnachtsbräuche im Regensburger Karmelitenkloster St. Josef
Advents- und Weihnachtsbräuche im Regensburger Karmelitenkloster St. Josef

Christkindlnovene

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In unserer Reihe Advent und Weihnachten in den Ordensgemeinschaften berichten heute die Regensburger Karmeliten, was für sie wichtig ist in der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Christi.

Vom 16. bis 24. Dezember findet jeweils um 16.30 Uhr in der Karmelitenkirche St. Josef die Christkindlnovene statt. In den Andachten mit Aussetzung des Allerheiligsten werden die Psalmen und Texte der Propheten meditiert, die sich auf die Ankunft des Messias und Erlösers beziehen. Hier soll die Sehnsucht des Volkes Israel nachempfunden werden nach Heil und Rettung.

Der Höhepunkt der Novene ist die Christkindlandacht am Heiligen Abend. Diese hält Bischof Dr. Rudolf Voderholzer mit den Seminaristen des Priesterseminars und den Ministranten der Pfarrei St. Anton. Nach dem feierlichen Singen des Martyrologiums mit der Ankündigung der Geburt Jesu Christi, wird das Jesuskind von den Ministranten hereingetragen und am Hochaltar abgelegt. Zu dem Einzug des Jesuskindes erklingt der Christkindlmarsch von Kemptner für Bläser. Die Andacht schließt mit dem gemeinsam gesungenen „Stille Nacht, heilige Nacht“.

Die Verehrung des Prager Jesuskinds

In unserer Kirche befindet sich der Altar des „Prager Jesuskindes“. Bei Führungen fragen manche Besucher/innen: „Was hat das Jesuskind mit Prag zu tun?“ Die Antwort ist: „Es ist eine Verehrung des Jesuskindes, die von einer besonderen Darstellung in der Karmelitenkirche in Prag seinen Ursprung hat.“

Die hl. Teresa von Àvila hat im 16. Jahrhundert einen Hauptimpuls zur persönlichen Andacht und Verehrung des Jesuskindes gesetzt. Sie hat die Menschheit Jesu als Bezugspunkt ihrer Spiritualität festgehalten und ihrem Orden vermittelt. Auf ihren Reisen trug sie stets eine kleine Statue des Jesuskindes bei sich und jedem von ihr gegründeten Kloster schenkte sie eine solche.

Von Johannes vom Kreuz wird überliefert, er habe bei der Feier des Geheimnisses von Weihnachten mit dem Jesuskind getanzt. Diese bei den Ordenseltern des Karmel grundgelegte glühende Andacht zum Menschgewordenen hat dann im 17. Jhdt. in der Verehrung einer Jesuskindstatue in Prag eine erstaunliche Konkretisierung und Verlängerung erfahren.

Das Jesuskind von Prag, meist „Prager Jesulein“ genannt, ist eine 47 cm hohe Wachsstatue mit einem Holzkern und befindet sich in der Kirche „Unsere Liebe Frau vom Sieg“ in Prag. Die Wachsfigur wurde wohl in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Spanien geschaffen und befand sich ursprünglich im Besitz der spanischen Adelsfamilie Manrique de Lara. Dass dieses Jesuskind aus dem Besitz der hl. Teresa stammen sollte, lässt sich nicht nachweisen.

In dieser Familie wurde diese Figur von Mutter an die Tochter weitergegeben. So kam die Figur 1556 nach Böhmen als eine Tochter, Polyxena mit Namen, den böhmischen Adeligen Vratislav von Pernsteijn heiratete. Da auch in der zweiten Ehe mit Zdenko Adalbert Popel von Lobkowicz, Oberstkanzler von Böhmen, keine Tochter geboren wurde, konnte die Familientradition der Weitergabe der Statue von Mutter zu Tochter nicht fortgeführt werden. So vermachte Polyxena 1628 das Familienkleinod der Jesuskindstatue den Karmeliten in Prag.

Die adelige Dame soll die Übergabe des Geschenks mit den Worten begleitet haben: „Haltet dies Jesuskind in Ehren, und es wird euch an nichts fehlen.“ Die Karmeliten hielten in ihrem Betchor das Jesuskind in Ehren. In den Wechselfällen der Zeit von 1628 bis 1641 wurden die Gebetserhörungen so viel und außerordentlich, dass man anfing zu glauben, es handele sich um eine wundertätige Gnadenstatue, die man der Öffentlichkeit nicht länger vorenthalten dürfe.

So wurde die kleine Statue von 1641, dem Jahr der Gründung unseres Klosters in Regenburg, in der Kreuzkapelle der Kirche Maria vom Sieg in Prag der öffentlichen Verehrung zugänglich gemacht.

Im 18. Jahrhundert ging man dazu über, Nachbildungen von diesem Gnadenbild anzufertigen und dort aufzustellen, wo man danach verlangte. Fast alle unsere Ordenskirchen haben ein Abbild dieses Jesuskindes. Es begann ein Strom der Verehrung des Jesuskindes von Prag vor allem in Italien und Lateinamerika.

Während der kommunistischen Zeit, in der die Prager Karmelitenkirche nicht so zugänglich war, hielten die Karmeliten in Arenzano in Italien die Verehrung lebendig und schufen dort ein zweites „Zentrum“ der Prager-Jesuskind-Verehrung“. Die Karmeliten der Provinz Genua waren auch die Ersten, die dann die Wiederbelebung der Prager Karmelitenkirche übernahmen.

Ein Zeichen der Verehrung sind auch die etwa 100 Kleider, mit denen die Figur je nach Fest eingekleidet wird. Darunter auch eines, das von der Kaiserin Maria Theresia und der Kaiserin Elisabeth, besser bekannt als „Sisi“, bestickt wurde.

Besonderer Rosenkranz

Die Verehrung des Jesuskindes ist der Ausdruck, dass Gott für uns Mensch wurde, klein wurde, um uns die Angst zu nehmen und uns ganz nah zu sein. Er wurde Mensch wie wir, damit wir ihm, Gott, gleich werden können. Dies Glaubensgeheimnis wird auch in einem eigenen Rosenkranz betrachtet und kann vor allem als Vorbereitung auf das Weihnachtsfest gebetet werden:

1 „Vater unser“ und 1 „Ehre sei dem Vater“ und 12 „Gegrüsset seist Du Maria“ für die 12 Kindheitsjahre Jesu mit der Einfügung „der für uns Mensch geworden ist“. Am Schluss 1 „Vater unser“ und 1 „Ehre sei dem Vater“.

Weitere Infos

Webseite des Karmelitenklosters St. Josef.



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