News Bild 50 Jahre „Gaudium et Spes“ – Prof. Dr. Kreiml hebt die Schätze eines maßgeblichen Konzilstextes und skizziert Wege der Kirche zu fragenden Menschen

50 Jahre „Gaudium et Spes“ – Prof. Dr. Kreiml hebt die Schätze eines maßgeblichen Konzilstextes und skizziert Wege der Kirche zu fragenden Menschen

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Wenn das Thema „Gaudium et Spes“ lautet, liegt häufig eine Spannung in der Luft: zwischen Progressisten und Traditionalisten, die beide erfahrungsgemäß unzufrieden sind mit dieser Pastoralen Konstitution, einem der maßgeblichsten Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Konstitution hat wie wenige andere Texte der großen Kirchenversammlung im 20. Jahrhundert den Anblick der Kirche und die Gewichtung der Anliegen in ihr verändert. Nicht aber ihre Substanz! Exakt 50 Jahre nach der überwältigenden Zustimmung der Konzilsväter (2309 zu 75) zu dem ziemlich langen, ja längsten bisherigen Text eines Konzils, am Montagabend, 7. Dezember, war dieses Dokument Thema der Diskussion im Akademischen Forum Albertus magnus der Diözese Regensburg – einer Diskussion, der der Vortrag des aus St. Pölten gekommenen Fundamentaltheologen Prof. Dr. Josef Kreiml voranging.

Der Priester des Bistums Regensburg – er kommt aus Wolkering bei Thalmassing unweit von Regensburg – stellte den inhaltlichen Reichtum der Konstitution den zahlreich erschienenen Zuhörern vor. Damit wollte Dr. Kreiml, der lange Jahre als Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule in St. Pölten gewirkt hatte, derzeit als Prorektor, der Reduktion des Konzilsdokuments auf deren Anfangsworte oder gar auf den Begriff der „Zeichen der Zeit“ oder „Aggiornamento“ entgegenwirken, so berechtigt sie in sich auch sein mögen. Allerdings fand sich die inhaltliche Vorstellung von „Gaudium et Spes“ eingebettet in ausgewogene sowie auch weiterführende Würdigungen und Einordnungen des Gesamtanliegens der Konzilsväter.

Und diese Kritiken Kreimls befanden sich ziemlich exakt auf der Linie dessen, was Prof. Dr. Sigmund Bonk, Rektor der Forums, in seinen einleitenden und sehr wohlwollenden Worten bereits angedeutet hatte: Vertreter einer konservativen Konzilsaufnahme („Rezeption“) zu sein, das heißt: weder Progressist noch Traditionalist, und somit beider Schwachpunkte überwindend; insofern die eine „Fraktion“ ins wirklichkeitsferne Schwärmen abdriftet, während andere die Wirklichkeit des Konzils zu überwinden trachten, indem sie seine Aussagen radikal in Frage stellen und meinen, die kirchliche Tradition habe einen Riss oder gar radikalen Bruch erhalten.

 

„Aktuell ist der Text in seinen grundlegenden Fragestellungen“

Diesem spannenden und vor allem spannungsreichen Problem also stellte sich Dr. Kreiml, indem er ausführlich über die Schwerpunkte von „Gaudium et Spes“ referierte. Tatsächlich habe sich mit dem in Frage stehenden Dokument das Konzil dialogisch der Moderne geöffnet, das Gespräch mit Gläubigen anderer Religionen, mit Atheisten und selbst Gegnern empfohlen. Aktuell sei der Text in seinen grundlegenden Fragestellungen. Kreiml: „Die angesprochenen Probleme haben sich seitdem eher noch weiter verschärft.“

So verdeutlichte der Fundamentaltheologe, dass es hier nicht nur um innerkirchliche Anliegen geht, sondern auch und nicht zuletzt um „die Welt“, die ja bis heute unter vielen Kriegen leide, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch wusste Prof. Kreiml glaubhaft zu vermitteln, dass sich in „Gaudium et Spes“ eben eine differenzierte Sicht auf die Welt und auf die menschliche Gesellschaft zeigt – weder einem billigen Optimismus noch einem – der christlichen Sicht des Menschen und der Gesellschaft genauso wenig gerecht werdenden – Pessimismus verfallend!

„Gaudium et Spes“ möchte zur Mitte, zu Christus führen

Überhaupt, so Dr. Kreiml, gehe es hier um ein Dokument, das zur Mitte des Glaubens, zu Jesus Christus führen möchte, das mithin nicht bei der Analyse der Zeit stehen bleibt. Ohne den Begriff des „Geistes des Konzils“ radikal in Frage zu stellen, wusste der Wolkeringer dennoch hervorzuarbeiten: „Hier geht es nicht nur um den Geist des Konzils, sondern um eine zweifelsfrei vorhandene theologische Substanz.“ Im Übrigen zielten die Konzilsväter gerade auch im vorliegenden Text gegen eine Spaltung in, einerseits, den Glauben sowie, anderseits, das tägliche Leben. Prof. Kreiml abschließend: „Es ist kein zeitbedingtes Dokument, das wir heute vergessen könnten, Gaudium et Spes bietet vielmehr wichtige Anregungen für die Zukunft und kann uns Hilfe sein.“

Einen „souveränen Durchgang“ durch den Text nannte Prof. Bonk anschließend den Vortrag und erklärte in thesenartiger Diktion, nur wer „Gaudium et Spes“ kennt, kenne den Katholizismus. In der munteren Diskussion warnte Fundamentaltheologe Kreiml: „Wer die Texte des Konzils aufspaltet und als Steinbruch für eigene Vorstellungen benutzt, wer sie also nur selektiv rezipiert, der führt in die Spaltung. Die Texte sind eine Einheit.“ Der Abend hat gezeigt, dass eine spannungsreiche Sicht auf dieses so häufig umstrittene Dokument tatsächlich möglich ist, ohne in unfruchtbare Grabenkämpfe zu verfallen, sondern die reichen Gedanken nutzend, um den Zugang zu Menschen zu finden, die sich für die Kirche und das Evangelium grundsätzlich offen zeigen.



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