14. Dialogtag der Katholischen Jugendsozialarbeit Bayern
Wertschätzung für die Jugendsozialarbeit
Regensburg, 16. Oktober
Anerkennung und Wertschätzung ist der Schlüssel zu erfolgreicher Jugendsozialarbeit – das wurde beim 14. Dialogtag der Katholischen Jugendsozialarbeit (KJS) Bayern unter dem Motto „Ohne sie ist alles nichts“ deutlich. Haus Hemma in Regensburg, ein Zentrum für Mädchen und junge Frauen, in Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) Regensburg, bot den idealen Rahmen, um gemeinsam zu diskutieren, was ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausmacht.
„Fehlende Wertschätzung ist einer der drei häufigsten Gründe, warum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz wechseln“, betont Vladislav Perkov, Leiter der Lernwerkstatt im Regensburger Gewerbepark der KJF. In der Lernwerkstatt spielt Wertschätzung sowohl gegenüber den Mitarbeitern als auch den Auszubildenden eine zentrale Rolle. Perkov erklärt: „Wir heißen neue Kolleginnen und Kollegen mit einem gemeinsamen Frühstück willkommen und feiern besondere Anlässe mit kleinen Aufmerksamkeiten wie Geschenkkörben.“
Langjährige Mitarbeiter bestätigen, dass diese Unternehmenskultur im Alltag gelebt wird. Metallausbilder Wolfgang Hausner, seit 26 Jahren in der Lernwerkstatt, beschreibt das kollegiale Miteinander als entscheidend: „Ich habe mich vom ersten Tag an wohlgefühlt. Wir kommunizieren auf Augenhöhe, was ich auch an die Auszubildenden weitergeben kann. Diese Anerkennung ist eine Grundvoraussetzung, damit eine Hilfemaßnahme funktionieren kann.“
Anerkennung im Fokus: Dialog und Austausch
„Wertschätzung in der Arbeitswelt umfasst viele unterschiedliche Aspekte und bedeutet für jeden Einzelnen etwas Anderes“, damit eröffnete Axel Möller, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (KJS) Bayern, den 14. Dialogtag. Rund 70 Expertinnen und Experten sowie Fachkräfte aus ganz Bayern haben sich über das Thema ausgetauscht und gemeinsam herausgearbeitet, wie Anerkennung in den unterschiedlichsten Bereichen – von der direkten Zusammenarbeit im Team bis hin zur Kommunikation mit den Jugendlichen – entscheidend zur Motivation, Bindung und zum Erfolg von Mitarbeitern im Arbeitsalltag beitragen können.
Michael Eibl, Direktor der KJF Regensburg, ergänzte, dass Wertschätzung für ihn drei wesentliche Bereiche umfasse, die gleichermaßen bedeutend sind: Die Wertschätzung gegenüber jungen Menschen sowie Mitarbeitern und innerhalb der Politik. „Es geht darum, was wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten können, um ihre Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten zu fördern. Es ist wichtig, gesehen zu werden.“
Doch was genau bedeutet Wertschätzung? Dieser Frage ging Bildungsreferentin Angelika Gabriel nach. Ihr Impuls unter dem Motto „Ohne sie ist alles nichts“ schaffte eine Grundlage, um sich untereinander auszutauschen, verschiedene Ansätze zu bewerten und gemeinsam nach Ideen oder Lösungen zu suchen. „Wertschätzung ist keine Einbahnstraße und bedeutet mehr, als nur den Moment zu bewerten“, wie Angelika Gabriel betont.
Wertschätzung hat viele Gesichter
Respekt und Anerkennung zeigen sich im Arbeitsalltag in vielen Formen: Sei es die freundliche Begrüßung, Dankbarkeit oder ein offener Umgang. Auch Alexander Kuchinka, pädagogischer Mitarbeiter und Schwerbehindertenbeauftragter in der Lernwerkstatt, hebt die Bedeutung von kleinen Gesten hervor: „Das Erinnern an Geburtstage oder eine offene Kommunikation schaffen ein Umfeld, in dem jeder spürt, dass seine Arbeit anerkannt wird. Es gibt Raum für eigene Ideen und Vorschläge.“ Hambira Kapfberger, seit Februar 2024 Verwaltungskraft in der Lernwerkstatt, ist der gleichen Meinung: „Ich hatte vorher nie so viel Wertschätzung im Arbeitsalltag erfahren. Alle waren von Anfang an offen und hilfsbereit, und ich hatte die Zeit, mich einzuarbeiten. Diese Unterstützung spüre ich jeden Tag.“
Der Goldene Tropfen 2024
Zum Schluss des Dialogtages gab es noch ein Highlight: die Verleihung des „Goldenen Tropfens“. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an die Koordinierungsstelle Schulverweigerung „Roven“, die Jugendliche betreut, die Formen von aktiver oder passiver Schulverweigerung zeigen. Ziel des Projekts ist es, Jugendliche wieder ins Schulsystem zu integrieren. Das Team der Koordinierungsstelle, vertreten durch Dr. Harald Ebert, Lorenz Egner und Ute Schäffner, nahm den Preis sowie das Preisgeld von 1.000 Euro dankbar entgegen.
Text: Annika Jehl, Sebastian Schmid
(mw)