News Bild Zusammenleben unter einem Kirchendach: Ökumenische Tagung zu den Simultaneen in der Oberpfalz
Zusammenleben unter einem Kirchendach: Ökumenische Tagung zu den Simultaneen in der Oberpfalz

Simultankirchen als Trainingslager religiöser Toleranz?

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Sulzbach-Rosenberg, 28. August 2023

Sie waren jahrhundertelang eine Art Trainingslager religiöser Toleranz, die fünfzig Simultankirchen in der Oberpfalz. Das Zusammenleben unter einem Kirchendach von Evangelischen und Katholiken war oft von Konflikten geprägt. Aber es hat viele wertvolle Erfahrungen hervorgebracht, die auch für die Zukunft der Kirchen interessant sind. Welche das sein könnten, ist Thema einer Tagung vom 15. bis 17. September in Sulzbach-Rosenberg.

Der Förderverein Simultankirchen in der Oberpfalz e.V. und die Stadt Sulzbach-Rosenberg veranstalten gemeinsam das ökumenische Symposium „Simultaneen im deutschen Sprachraum - Experiment Zusammenleben unter einem Kirchendach“. Diözesanbischof Rudolf Voderholzer und Regionalbischof Klaus Stiegler, beide aus Regensburg, übernehmen die Schirmherrschaft dafür.

Neben Vorträgen von Expertinnen und Experten aus der Oberpfalz und ganz Deutschland stehen einige kulturellen Highlights auf dem Programm. Dazu gehört ein Barockkonzert mit dem „Ensemble Sanspareil“ und eine Bus-Exkursion zu mehreren „aktiven“ Simultankirchen.

Eingeladen sind alle, die neugierig auf die geschichtlichen Zusammenhänge sind und gemeinsam ausloten möchten, welche Impulse von der Idee des Simultaneums für die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen ausgehen.

Die Simultankirchen in der Oberpfalz

Die Simultankirchen in der Oberpfalz verdanken ihre Entstehung der fortschrittlichen Entscheidung eines Landesfürsten: Pfalzgraf Christian August wollte ab dem Jahre 1652 in seinem Fürstentum Sulzbach für dauerhaften Frieden zwischen den Konfessionen sorgen. Er glaubte, dass Gottes Liebe allen Menschen gilt und war der Religionskämpfe des Dreißigjährigen Krieges müde.

Im sogenannten Kölner Vergleich mit seinem Vetter Erbprinz Philipp Wilhelm von Neuburg, legte er deshalb den simultanen Gebrauch der Kirchen fest. Dies bedeutete: Beide Konfessionen an einem Ort teilten sich die Kirchen und Friedhöfe, ja das ganze kirchliche Eigentum je zur Hälfte. Dies bezog sich auch auf das Einkommen der Pfarrer und die Lasten, die mit dem Unterhalt der kirchlichen Gebäude verbunden waren. Jede Veränderung, z.B. bei der Ausstattung der Kirche oder den Gottesdienstzeiten, durfte nur mit Zustimmung der anderen Konfession geschehen. Diese Tatsache war immer wieder Anlass für Streit und zum Teil langwierige Konflikte.

Rund 50 Simultaneen sind in der Oberpfalz belegt, die meisten lösten sich jedoch Anfang des 20.Jahrhunderts auf. An neun Orten bestehen sie bis heute: Es sind die Kirchen in Altenstadt bei Vohenstrauß (Lkr. NEW), Eschenfelden, Frankenhof, Fürnried, Götzendorf, Illschwang, Kürmreuth, Niederärndt (alle Lkr. AS) und Wildenreuth (Lkr. TIR). Das Jahrhundertelange Mit- und zeitweise auch Gegeneinander der Konfessionen hat sich heute zu einer vertrauensvollen ökumenischen Zusammenarbeit entwickelt.

Referentinnen und Referenten beim Symposium:

  • Prof. em. Dr. Alois Schmid, bis 2010 Bayerischer Landeshistoriker an der LMU München; Mitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften
  • Prof. Dr. Klaus Unterburger, Kirchenhistoriker mit Schwerpunkten (u.a). Reformation / Gegenreformation / frühes konfessionelles Zeitalter, seit 2022 an der Kath.-Theol. Fakultät der LMU, München (zuvor Universität Regensburg)
  • Prof. em. Dr. Hans-Jürgen Becker, 1988-2008 Lehrstuhlinhaber für Bürgerliches Recht, Europäische Rechtsgeschichte und Kirchenrecht an der Juristischen Fakultät der Universität Regensburg
  • Bernhard Rüth, 1989-2022 Leiter des Kreisarchivs Rottweil, seit 2003 Schriftleiter der Buchreihe „Documenta suevica“
  • PD Dr. Nicole Grochowina, Lehrbeauftragte für Kirchengeschichte im Fachbereich Theologie der FAU Erlangen-Nürnberg, Ordensfrau bei der Christusbruderschaft Selbitz
  • Dr. Camilla Weber, Historikerin und Romanistin, seit 2014 Leiterin des Bischöflichen Zentralarchivs Regensburg.
  • Prof. em. Dr. Manfred Eder, 2002-2022 Kirchenhistoriker am Institut für Kathol. Theologie an der Universität Osnabrück, Vorstandsmitglied des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte
  • apl. Prof. Dr. Peter Scheuchenpflug, Pastoraltheologe und Religionspädagoge an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Regensburg
  • Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Lehrstuhlinhaberin für Materielles und Immaterielles Kulturerbe an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn
  • Dr. phil. Paul Warmbrunn, Promotion zum Thema „Zwei Konfessionen in einer Stadt“, von 1985-2018 Archivar am Landesarchiv Speyer, Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission des Historischen Vereins der Pfalz
  • Dr. Markus Lommer, Kath. Hochschulseelsorger an der OTH Amberg-Weiden, Kirchen- und Regionalhistoriker, ehrenamtlicher Heimatpfleger der Stadt Sulzbach-Rosenberg

Moderation am Samstagabend in der Histor. Druckerei Seidel: Evi Strehl, ehem. Kreisheimatpflegerin von Amberg-Sulzbach, 2003-2023 Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk.

Text: Susanne Götte/Ev.-Luth. Dekanat Weiden

(kw)

Weitere Infos

Anmeldeschluss: 31. August

Weitere Informationen zum Simultankirchenradweg



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