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Zur Bischofssynode in Rom

Auf dem Weg zu einer synodalen Kirche

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Regensburg, 20. Februar 2024

Wie können wir eine synodale Kirche in der Sendung sein? Domkapitular Josef Kreiml, Bischöflicher Beauftragter für den Synodalen Weg, äußert sich zur Bischofssynode in Rom.

Im Jahr 2021 hat Papst Franziskus für die gesamte katholische Kirche einen synodalen Prozess ausgerufen („Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“). Nach Beratungen in den Diözesen, in den nationalen Bischofskonferenzen und bei verschiedenen Kontinentalversammlungen wurden die zusammengetragenen Themen und Fragestellungen bei der ersten Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 in Rom behandelt. Im Anschluss daran wurde ein Synthese-Bericht veröffentlicht, der die zentrale Leitfrage stellte: Wie können wir eine synodale Kirche in der Sendung sein? Auf der Ebene der Diözesen ist zu fragen: Wie kann die Mitverantwortung aller Glieder des Volkes Gottes für die Sendung der Kirche gestärkt werden? Es geht darum, an den konkreten Formen des missionarischen Engagements zu arbeiten – in der einer synodalen Kirche eigenen Dynamik zwischen Einheit und Vielheit.

Synodale Kirche im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils

Bei der ersten Sitzung der Versammlung der Bischofssynode vom 4. bis 29. Oktober 2023 hat uns – so die Verfasser des Synthese-Berichts – der Heilige Geist „die Erfahrung der Harmonie geschenkt, die nur er zu erzeugen vermag: ein Geschenk und ein Zeugnis in einer zerrissenen und gespaltenen Welt“ (S. 2). Auf Wunsch des Heiligen Vaters haben in der Versammlung auch andere Mitglieder des Gottesvolkes (Laien, Ordensmänner und -frauen, Diakone und Priester) mit den Bischöfen beraten. „In der Vielzahl der Beiträge und der Pluralität der Positionen zeigt sich die Erfahrung einer Kirche, die den Stil der Synodalität lernt und nach den geeignetsten Formen sucht, um ihn zu verwirklichen“ (ebd.). Diese Synodensitzung eröffnete die Phase, in der die gesamte Kirche die Früchte einer weltweiten Konsultation (seit 2021) empfängt, „um im Gebet und im Dialog die Wege zu erkennen, die der Geist uns zu gehen vorgibt“ (ebd.). Der gesamte Weg, der in der Tradition der Kirche verwurzelt ist, vollzieht sich im Licht des Lehramtes des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Synode 2021–2024 schöpft aus der Kraft dieses Konzils „und entwickelt sein Potenzial. Der synodale Weg ist das, was das Konzil über die Kirche als Mysterium und Volk Gottes, das zur Heiligkeit berufen ist, gelehrt hat“ (ebd.).

Der Synthese-Bericht vom Herbst 2023

Im Synthese-Bericht der Bischofssynode, der am 28. Oktober 2023 – kurz vor dem Abschluss der ersten Sitzung – verfasst wurde, sind „die wichtigsten Elemente gesammelt, die im Dialog, im Gebet und in der Diskussion“ (S. 3) dieser vierwöchigen Beratungen zur Sprache kamen. Im ersten Teil des Synthese-Berichts werden die theologischen Grundsätze vorgestellt, „die die Synodalität begründen“ (ebd.). Dabei erscheint der Stil der Synodalität als eine Art des Handelns, die sich aus der Betrachtung der göttlichen Dreifaltigkeit ergibt und „die Einheit und Vielfalt als kirchlichen Reichtum schätzt“ (ebd.). Vom 2. bis 27. Oktober 2024 soll die zweite, abschließende Versammlung der Bischofssynode stattfinden. In den kommenden Monaten (bis Oktober 2024) werden die Bischofskonferenzen, die als Bindeglieder zwischen den Ortskirchen (Diözesen) und dem Generalsekretariat der Synode fungieren, eine wichtige Rolle bei der Formulierung weiterer Überlegungen spielen. „Ausgehend von den erzielten Konvergenzen sind sie aufgerufen, sich auf die dringlichsten Fragen und Vorschläge zu konzentrieren, deren theologische und pastorale Vertiefung zu fördern und auf die kirchlichen Implikationen hinzuweisen“ (ebd.).

Synodalität: Erfahrung und Verständnis

Synodale Praktiken sind bereits im Neuen Testament und in der frühen Kirche bezeugt. In der Folge haben sie in den verschiedenen christlichen Kirchen besondere historische Formen angenommen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat diese „aktualisiert“, und Papst Franziskus ermutigt die Kirche, sie zu erneuern. In unserer Mitte waren – so die Verfasser des Synthese-Berichts – Schwestern und Brüder von Völkern, die Opfer von Krieg, Martyrium, Verfolgung und Hunger wurden. Die Situation dieser Völker, für die es oft unmöglich war, am Synodenprozess teilzunehmen, ging in unseren Austausch und unsere Gebete ein und nährte unser Gefühl der Gemeinschaft mit ihnen und unsere Entschlossenheit, Friedensstifter zu sein. Die Offenheit für das Zuhören und die Begleitung aller – einschließlich derer, die in der Kirche missbraucht und verletzt wurden – hat viele Menschen sichtbar gemacht, die sich lange Zeit unsichtbar gefühlt haben. Wir haben einen langen Weg zu Versöhnung und Gerechtigkeit vor uns, der konkrete Gesten der Buße setzt.

Synodalität auf verschiedenen Ebenen

Die Bedeutung der Synodalität muss auf verschiedenen Ebenen (pastoral, theologisch und kirchenrechtlich) geklärt werden, um zu vermeiden, dass der Begriff zu vage und zu allgemein bleibt. Es müssen Wege für eine aktivere Beteiligung von Diakonen, Priestern und Bischöfen am synodalen Prozess entwickelt werden. Eine synodale Kirche kann nicht ohne die Stimmen und Erfahrungen der geweihten Amtsträger auskommen. Vor Beginn der zweiten Tagung der Vollversammlung der Bischofssynode (Oktober 2024) soll das Verständnis des Begriffs und der Praxis der Synodalität gefördert und dabei auf das reiche Erben der Studien seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil – insbesondere auf das Dokument der Internationalen Theologischen Kommission „Die Synodalität in Leben und Sendung der Kirche“ (2018) – zurückgegriffen werden.

Vom dreifaltigen Gott gesandt

Die „Synodalität“, von der Papst Franziskus immer wieder spricht, versucht, die Dynamik, mit der der dreifaltige Gott den Menschen begegnet, in geistliche Haltungen und kirchliche Prozesse umzusetzen. Eine Erneuerung der kirchlichen Gemeinschaft ist nur möglich, wenn der Vorrang der Gnade anerkannt wird. Würde es an geistlicher Tiefe fehlen, dann bliebe die Synodalität nur eine kosmetische Erneuerung. Da die Synodalität immer auf die Glaubensverkündigung (Mission) ausgerichtet ist, ist es für die kirchlichen Gemeinschaften notwendig, mit Menschen anderer Religionen, Überzeugungen und Kulturen geschwisterlich zusammenzuleben. Unter allen Getauften gibt es eine echte Gleichheit der Würde und – der Berufung eines jeden entsprechend – eine gemeinsame Verantwortung für die Sendung. Dabei muss die Bedeutung des Firmsakramentes stärker hervorgehoben und in Beziehung zur Vielfalt der Charismen (geistliche Begabungen) und Dienste gesetzt werden, die das synodale Gesicht der Kirche auszeichnen. Die Christen haben die Pflicht, aktiv am Aufbau des Gemeinwohls und an der Verteidigung der Würde des Lebens mitzuwirken, indem sie sich von der Soziallehre der Kirche, die viel zu wenig bekannt ist, inspirieren lassen.

Eine Kirche aus allen Völkern

Während der Vollversammlung der Bischofssynode im Herbst 2023 haben die Mitglieder die Pluralität der Ausdrucksformen des Kirche-Seins unmittelbar und mit großer Freude erlebt. Weltweit leben die Ortskirchen (Diözesen) heute immer stärker in einem multikulturellen und multireligiösen Umfeld. Dabei ist das Engagement im Dialog zwischen Religion und Kultur – zusammen mit anderen Gruppen der Gesellschaft – von großer Bedeutung. Migrationsbewegungen gestalten die Ortskirchen als interkulturelle Gemeinschaften um. Die Kirche muss einen Stil des Dienstes und der Verkündigung an den Tag legen, der darauf abzielt, gegenseitiges Verständnis zu fördern. Evangelisierung kann nur gelingen, wenn diejenigen, die sie praktizieren, die Menschen begleiten, ihnen zuhören und lernbereit sind. Die Mitglieder der Vollversammlung der Bischofssynode halten es für notwendig, die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Inhalte des nachkonziliaren Lehramtes und der Soziallehre der Kirche besser kennenzulernen.

Auf dem Weg zur Einheit der Kirche

Die Taufe, das Grundprinzip der Synodalität, bildet auch die Grundlage der Ökumene. Deshalb wurde die Synodenversammlung unter dem Vorzeichen der Ökumene – dem Streben nach Einheit unter den christlichen Konfessionen – eröffnet. Ökumene ist in erster Linie eine Angelegenheit der geistlichen Erneuerung und erfordert Prozesse der Buße und der Heilung der Erinnerung. Die Vollversammlung hörte aufschlussreiche Zeugnisse von Christen verschiedener kirchlicher Traditionen, die Freundschaft, Gebet und vor allem die Verpflichtung zum Dienst an den Armen teilen. Es ist wichtig, dass sich die Ökumene im täglichen Leben entwickelt. In vielen Regionen der Welt gibt es vor allem eine „Ökumene des Blutes“. Das Zeugnis der Märtyrer ist aussagekräftiger als viele Worte. Die Einheit der Kirche kommt vom Kreuz Christi. Die Zusammenarbeit aller Christen ist ein grundlegendes Element, um sich den pastoralen Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. In säkularisierten Gesellschaften schafft die ökumenische Zusammenarbeit die Möglichkeit, der Stimme des Evangeliums mehr Nachdruck zu verleihen. In stark von Armut geprägten Gegenden veranlassen ökumenische Bestrebungen die Gläubigen, sich gemeinsam in den Dienst der Gerechtigkeit, des Friedens und der Würde der Geringsten zu stellen. Im Hinblick darauf, wie sie die synodale Struktur der Kirche verstehen, gibt es zwischen den christlichen Konfessionen nicht geringe Unterschiede. In den orthodoxen Kirchen wird Synodalität im engeren Sinne als Ausdruck der kollegialen Ausübung der Autorität der Bischöfe (der Heilige Synod) verstanden. Im weiteren Sinne bezieht sich Synodalität auf die aktive Beteiligung aller Gläubigen am Leben und an der Sendung der Kirche. Ein weiteres Thema, das vertieft werden muss, betrifft die Verbindung zwischen dem Prinzip der Synodalität und der Vorrangstellung (Primat) des Bischofs von Rom. Der heilige Papst Johannes Paul II. ist in seiner Ökumene-Enzyklika „Ut unum sint“ (1995) der Frage nachgegangen, wie das Petrusamt in seinem Dienst an der Einheit noch stärker profiliert werden kann.

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Bischöflicher Beauftragter für den Synodalen Weg im Bistum Regensburg

(kw)



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