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Zum Synodalen Weg der Bistümer Deutschlands

Ein einmütiges Zeugnis des Glaubens?

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Regensburg, März 2023

Die Österreichische Bischofskonferenz hat Frau Dr. Raphaela Pallin als internationale Beobachterin zu den Vollversammlungen des Synodalen Weges in Frankfurt am Main entsandt. In ihrem Statement anlässlich der fünften Synodalversammlung am 10. März 2023 hat Frau Dr. Pallin mitgeteilt, was sie bereits bei der ersten Synodalversammlung im Frühjahr 2020 festgestellt hat: Es gibt eine Mehrheit derer, die radikale Veränderungen wollen, und eine Minderheit derer, die Veränderungen ausdrücklich in der Kontinuität der kirchlichen Lehre suchen und vor zu weitgehenden Umgestaltungen kirchlicher Ordnungen warnen. „Die Versöhnung dieser beiden Anliegen konnte nur zum Teil gelingen.“ Es war spürbar, dass – so Dr. Pallin – die „Diskrepanz in grundlegenden Fragen größer war als ich erwartet hatte“. Es gab einen starken politischen Willen, bestimmte Anliegen „durchzubringen“, was „phasenweise enormen atmosphärischen Druck erzeugte“. Die Nicht-Annahme von Texten galt als „Scheitern“, mit allen emotionalen Konsequenzen.

Die Verbindung zur Weltkirche

Es wäre, so die österreichische Beobachterin, „mehr Objektivität für einen synodalen Prozess“ angebracht gewesen – im Sinne des synodalen Vorgehens, das Papst Franziskus anmahnt. In Österreich werden ihr – so Frau Pallin – oft kritische Fragen zum Synodalen Weg gestellt: „Blendet der starke Bezug auf Humanwissenschaften und `Lebenswirklichkeiten´ über weite Strecken aus, dass auch diese von Eigeninteressen geleitet werden, die nicht immer mit dem Anspruch des Evangeliums vereinbar sind?“ Dr. Pallin hat bei den Synodalversammlungen oft die Einmütigkeit vermisst. Meint man in Frankfurt, so der „Schrittmacher“ der Weltkirche zu sein? „Wofür wird der deutsche Synodale Weg einmal stehen – für kirchenpolitische Kampfabstimmungen oder für das einmütige Zeugnis des Glaubens?“ Auch die Verbindung zur Weltkirche hinterlässt – so Frau Dr. Pallin – offene Fragen. „Erstaunt hat nicht nur mich, dass kritische Anmerkungen aus anderen Teilkirchen zu Inhalten des deutschen Synodalen Weges kaum erkennbar aufgegriffen bzw. sogar uminterpretiert wurden. Ich hätte zumindest bei den wiederholten Interventionen aus Rom ihre ernsthafte Annahme erwartet.“

Persönliche Erneuerung des Glaubens

Nach Einschätzung der österreichischen Beobachterin ist sehr positiv zu beobachten, dass die Standards zur Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch allmählich überdiözesane Abstimmung finden – was in Deutschland viel schwieriger scheint als im kleineren Österreich. Eine erfahrene Ordensfrau gab mir – so Frau Dr. Pallin – mit auf den Weg: „Reform und Erneuerung entstehen nicht allein aus Diskussionen, Texten, Neudefinitionen des Glaubens oder noch so perfekten Strukturreformen, sondern vor allem aus der persönlichen Erneuerung und Vertiefung im Glauben und dem daraus entspringenden Einsatz jedes und jeder einzelnen Gläubigen in der Kirche.“ Es war viel von der Würde aller Getauften die Rede. Gemäß dem zentralen fünften Kapitel der Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Lumen gentium“ ist diese Würde, so Dr. Pallin, verbunden mit der Einladung, ja Verpflichtung aller Glieder der Kirche, nach Heiligkeit zu streben, und mit der Mahnung des Apostels Paulus, sich nicht zu sehr der Welt anzugleichen (vgl. „Lumen gentium“, Nr. 42). Die Zukunft wird zeigen, ob und wie die in Frankfurt vorgetragenen Positionen „dem Aufblühen christlichen Lebens in allen Teilen und Ständen der Kirche“ dienen können. „Die universale Kirche wird Geistgewirktes aufgreifen“ (R. Pallin).

Die Kraft des Evangeliums

Als Beobachter der Italienischen Bischofskonferenz hat Bischof Stefano Russo bei der letzten Synodalversammlung in Frankfurt ein Statement vorgetragen: Der Synodale Weg in Deutschland wurde in Italien vor allem in den Medien verfolgt. Auf große Resonanz sind dabei die Äußerungen des Heiligen Vaters gestoßen, durch die sich auch für den Synodalen Weg der Kirche in Italien „wichtige Anknüpfungspunkte ergeben haben“. Das Ganze ist in Italien „in einen völlig anderen Kontext einzuordnen als in Deutschland.“ Die Struktur der Diözesen und die flächendeckende Präsenz der Pfarreien in Italien „sind ein Reichtum, mit dem wir in den verschiedenen Gebieten in die Tiefe gehen können.“ Die religiösen Anliegen sind von Land zu Land verschieden und führen zu unterschiedlichen Perspektiven. Die größte Herausforderung besteht – so Bischof Russo – darin, sich nicht von den Sichtweisen einzelner Gruppierungen mitreißen zu lassen, „die mehr spalten als einen“. Die synodalen Wege – in einzelnen Ländern und auf weltkirchlicher Ebene – „bestätigen die Kraft des Evangeliums, die im täglichen Leben der Menschen Gestalt annimmt.“

Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Ansprechpartner für den Synodalen Weg im Bistum Regensburg



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