News Bild Wolfgangsjubiläumsjahr 2024: Diözesanwallfahrt zum Wolfgangsee im Salzkammergut

Wolfgangsjubiläumsjahr 2024: Diözesanwallfahrt zum Wolfgangsee im Salzkammergut

Die Schule des heiligen Wolfgang

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Wolfgangsee, 27. April 2024

„Gehen wir in diesem Wolfgangsjahr alle in die Schule des heiligen Wolfgang, lassen wir uns von ihm, dem guten Hirten in der Nachfolge Jesu, zu den Quellen führen“, diesen Wunsch in seiner Predigt gab Bischof Dr. Rudolf Voderholzer den 300 Pilgerinnen und Pilgern der Diözesanwallfahrt 2024 zum Wolfgangsee mit auf den Weg. Anlass der Diözesanwallfahrt ist der 1100. Geburtstag des heiligen Wolfgangs, dem Hauptpatron des Bistums Regensburg. Für alle Teilnehmer der Wallfahrt war es ein unvergessliches Erlebnis, auf den Spuren des heiligen Wolfgangs zu pilgern. 

In aller Herrgottsfrühe machten sich am Samstag, den 27. April 2024, sechs Reisebusse auf den Weg zum Wolfgangsee im österreichischen Salzkammergut. 300 Pilgerinnen und Pilger aus allen Teilen des Bistums Regensburg nahmen an dieser besonderen Wallfahrt teil. Erste Station der Diözesanwallfahrt war das Europakloster Gut Aich in St. Gilgen am Wolfgangsee. Im dortigen Kräutergarten des Klosters feierte die Pilgerschar mit den Brüdern des Benediktinerklosters eine gemeinsame Statio. Bruder Thomas Hessler OSB, Leiter des Klosters, empfing die Gäste aus dem Bistum Regensburg mit offenen Armen und großer Herzlichkeit. Der Höhepunkt der Statio war der Segen von Bischof Rudolf mit dem sogenannten „Wolfgang-Hackl“ des Klosters. Gefertigt in Silber, versehen mit Reliquien des Hl. Wolfgang und Hl. Rupert und einer Ampulle Falkenstein-Wasser. Die Begegnungen im Europakloster Gut Aich gehören für die Wolfgang-Pilger (egal ob am alten Wolfgangweg, der VIA NOVA, dem St. Rupert Pilgerweg oder Mariazellerweg) zu den ganz besonderen Erfahrungen. Hier mit dem Zuspruch der Ordensbrüder und der Heiligen aufzubrechen, die alten Kulturstätten am Falkenstein zu erfahren und letztlich auf das Ziel St. Wolfgang zuzugehen, bleibt allen lange in Erinnerung.

Pilgern zu Ehren des Bistumspatrons

Die Gruppe aus dem Bistum Regensburg teilte sich nach einem gemeinsamen Stück des Weges in die Gruppe der Fußwallfahrer auf der einen und die der Schiffswallfahrer auf der anderen Seite auf. Die Fußwallfahrer pilgerten eine acht Kilometer lange Strecke über den Falkenstein nach St. Wolfgang. In Kleingruppen und mit geistlichen Impulsen, war es eine intensive Wanderung für Geist und Körper. Die Schiffswallfahrer überquerten den Wolfgangsee und ankerten für ihre Statio vor dem Falkenstein, von dem der Legende nach der heilige Wolfgang sein Beil in das Tal geworfen hat. Am Auffindeort des Beiles versprach er eine Kirche zu errichten. Diese ist die heutige Pfarrkirche St. Wolfgang direkt auf einem Felsen am See gelegen. Im Ort Sankt Wolfgang angekommen, schlossen sich alle Wallfahrer wieder zu einer Gruppe zusammen und zogen gemeinsam betend und singend in die Wallfahrtskirche ein, wo sich das feierliche Pontifikalamt mit Bischof Rudolf Voderholzer anschloss.

Verbunden im Glauben

Bischof Rudolf feierte das Pontifikalamt in Konzelebration mit Dompropst Dr. Franz Frühmorgen, Regionaldekan Prälat Michael Fuchs, Domkapitular Martin Priller, Kooperator Msgr. Dr. Simon Peter Lukyamuzi (St. Wolfgang), Br. Benedikt M. Hödlmoser OSB (Kloster Gut Aich). Diakon Peter Nickl, Leiter des Fachbereichs Liturgie im Bistum Regensburg, assistierte am Altar. Die beeindruckende musikalische Gestaltung übernahm der Ordinariatschor und ein Bläserensemble unter der Leitung von Diözesanmusikdirektor Dr. Christian Dostal. Auch nahmen Vertreter der Seegemeinde St. Wolfgang, St. Gilgen und Strobl am Pontifikalgottesdienst teil. Zu Beginn des Gottesdienstes bedankte sich Bischof Rudolf bei allen Organisatoren der Wallfahrt für das gute Gelingen und vor allem gedachte er des verstorbenen Ortspfarrers von St. Wolfgang, Mag. Zbigniew Tomasz Klimek. Der Geistliche war am Ostersonntag dieses Jahrs im Alter von 68 Jahren verstorben. Bis zu seinem plötzlichen Tod war er eng in die Vorbereitungen der Diözesanwallfahrt miteingebunden, erinnerte Bischof Rudolf. Auch bedankte sich der Regensburger Oberhirte für die Ehre, einen besonderen Wolfgangsstab für den Gottesdienst zu verwenden, in dessen Hohlkörper der Wanderstab des heiligen Wolfgang eingelassen sein soll.

Hirte muss bei seiner Herde sein

In seiner Predigt ging Bischof Rudolf vor allem auf das Leben und Wirken des heiligen Wolfgang ein. Er stellte die Frage, warum Wolfgang sich längere Zeit an diesem Ort in Österreich aufgehalten hatte. In seiner Bischofsstadt Regensburg war es offenbar „zum Davonlaufen“, so Bischof Rudolf. „Er hatte, nachdem er 972 zum Bischof der Donaustadt berufen und bald darauf geweiht worden war, schon etliche pastorale Reformen auf den Weg gebracht. Nach „innen“ sozusagen, die Neuausrichtung der Orden am Ideal ihrer Gründer, nach „außen“ die Freigabe der bis dahin kirchlich zu Regensburg gehörenden Gebiete jenseits des Bayerischen und des Böhmerwaldes und damit die Ermöglichung eines eigenen Bistums Prag, und auch der Gründung der Domschule inklusive des Domchores, aus dem später die Domspatzen wurden“, erklärte Bischof Voderholzer. Auslöser für seinen Weggang waren nicht in erster Linie innerkirchliche Schwierigkeiten, sondern der Streit, den Herzog Heinrich vom Zaun gebrochen hatte, der seinem Beinamen „der Zänker“ wieder einmal alle Ehre gemacht hatte und gegen seinen Cousin Kaiser Otto III., den Aufstand probte und ihn vom Thron stürzen wollte. Um nicht für den Streit instrumentalisiert zu werden verließ Wolfgang damals Regensburg. Bischof Rudolf betonte dabei, dass er keineswegs davongelaufen sei, sondern er wich klug aus. Er bezog Quartier im Kloster Mondsee, das seit dem Jahr 831 dem Hochstift Regensburg unterstellt war. Auf diese Weise verletzte er als Bischof nicht die ihm gebotene Anwesenheitspflicht in seinem Bistum, denn so Bischof Rudolf: „Ein Hirte muss schließlich bei seiner Herde sein“.

Wolfgang-Hackl

Wahrscheinlich hielt er sich rund eineinhalb Jahre dort auf, aber er hinterließ einen bleibenden Eindruck. Viele Legenden ranken sich um seinen Aufenthalt. Das wichtigste Attribut, mit dem Wolfgang dargestellt wird, ist das Beil, sein „Hackl“, so der Regensburger Oberhirte. „Während seines Aufenthalts in der Einsiedelei auf dem Falkenstein soll er den Entschluss gefasst haben, eine Kirche zu bauen. Den Ort überließ er der göttlichen Fügung, indem er ein Beil zu Tale schleuderte mit dem Versprechen, genau an der Stelle, an der das Beil landen würde, seinen Plan zu verwirklichen. Als er nach dreitägiger Suche das Beil fand, begann er gemäß der Legende hier genau an dieser Stelle auf einem Felsen nahe dem Seeufer mit dem Kirchenbau. Vermutlich verbirgt sich hinter dem Beilwurf eine mittelalterliche Rechtssitte, den Besitzanspruch für ein Territorium durch einen Beilwurf zu markieren und zu umschreiben“, verdeutlichte Bischof Voderholzer in seiner Predigt. Doch nicht nur in St. Wolfgang führt man den Kirchenbau auf den Diözesanpatron des Bistums Regensburg zurück, sondern auch auf einen Kirchenbau in Kladrau, dem Heimatort der Mutter von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in West-Böhmen. Dort geht der Bau „der großen Klosterkirche auf eine Verheißung Wolfgangs zurück“. Bischof Voderholzer ist nicht nur ein Nachfolger des heiligen Wolfgangs auf dem Bischofsstuhl in Regensburg, sondern der Heilige findet sich auch in der Krümme seines Bischofsstabes wieder, in der er die Klosterkirche der Heimatstadt seiner Mutter auf dem Arm hält. „Meine Mutter hat mir schon als Kind voller Stolz diese Gründungslegende oft erzählt“, so Bischof Rudolf. Für ihn ist Wolfgang auch ein Quellenerschließer. Wolfgang, der Hirte, „der die Seinen zu den Quellen des lebendigen Wassers der Taufe, aber auch zu den Quellen des Glaubens in Schrift und Tradition führt und sie darin Jesus finden lässt“

Kirchenbauer aus lebendigen Steinen

Wolfgang war nicht nur ein Kirchenbauer aus den Ziegelsteinen, sondern mehr noch aus den „lebendigen Steinen durch seine Verkündigung und seine Missionstätigkeit“. Für den Regensburger Bischof war es bewegend zu sehen, „wie herzlich die Liebe hier in Österreich zu unserem Diözesanpatron ist, wie groß die Verehrung für diesen heiligen Mann. Wir sagen aufrichtig Vergelt‘s Gott dafür und lassen uns davon inspirieren und ermutigen, es Ihnen gleichzutun“. Schließlich kehrte Wolfgang nach Regensburg zurück und lehrte die Kinder des Herzogs als Erzieher. Herzog Heinrich der Zänker vertraute Wolfgang seine Kinder an, ohne ihm nachzutragen, dass er sich nicht auf seine Seite geschlagen hatte. „Wolfgang tut das, worum er gebeten wurde und was seiner Begabung und Leidenschaft am meisten entspricht: zu lehren, junge Menschen ins Leben zu begleiten durch Unterricht in Wort und Beispiel!“, so Bischof Rudolf. Heinrich der Zänker tat klug daran die „pädagogische Weisheit“ Wolfgangs zu erkennen und hat sie für seine Familie genutzt. Für Bischof Rudolf stellte sich noch die Frage: Hatte Wolfgangs Verhalten, sich nicht vereinnahmen zu lassen, Heinrich den Zänker sogar inspiriert? Aus dem Bischof wurde durch die Erfahrungen in der Einsamkeit nicht nur ein „Lese-Meister“, sondern ein „Lebe-Meister“. Alle Kinder vier Kinder des Herzogs gingen durch die Schule Wolfgangs und die Überlieferung der Kirche sagt, dass sie alle vier heilig wurden.

Vom Zänker zum Heiligen

Für Bischof Rudolf ist es sehr beeindruckend was eine Erziehung im „Geiste des Evangeliums, eine ganzheitliche Erziehung alles möglich machen kann“. Der Regensburger Bischof würde sich wünschen, dass wir alle durch die „Schule des heiligen Wolfgangs gehen“. Der Glaube - vermittelt durch glaubhafte Zeugnisse - hat die Kraft familiäre Prägungen aufzubrechen, menschliche Grenzen zu überwinden und aus Zänkern Heilige zu machen. Vielleicht ist das der tiefste, von der Vorsehung geplante Sinn des Aufenthalts Wolfgangs hier, so Bischof Rudolf.  Er ermunterte alle Gläubigen, Priester, Ordensleute, Lehrer, oder auch Politiker, für sich herauszufinden wo sie von Wolfgang lernen können. Konflikte friedlich und ohne Gewalt zu lösen. Auch im Sterben könnten wir noch von der christlichen Einstellung Wolfgangs lernen. „Und so danken wir unserem Herrn und Gott für den heiligen Wolfgang, dass er uns das Evangelium ausbuchstabiert und ins Leben übersetzt hat. Und wir bitten um die Gnade, als seine Schülerinnen und Schüler auf dem Weg der Heiligkeit ein paar Schritte voranzukommen“, so Bischof Rudolf am Schluss seiner Predigt. Nach dem Gottesdienst erhielt jeder Pilger noch eine Medaille zum Andenken an diese einmalige und bewegende Diözesanwallfahrt.

Freundschaftliche Verbundenheit

Zum Abschluss der Wallfahrt versammelten sich alle Pilgerinnen und Pilger, sowie der Vertreter der Gemeinde Sankt Wolfgang und alle Organisatoren der Diözesanwallfahrt zu einer gemeinsamen Jause, bevor es mit dem Schiff noch einmal über den Wolfgangsee ging und jeder die Eindrücke dieser einmaligen Wallfahrt Revue passieren lassen konnte.

Wolfgangsjahr 2024 im Bistum Regensburg

Das Angebot des Wolfgangjahres ist sehr reichhaltig und vielfältig. Es gibt geistliche Musik von den Domspatzen und man kann pilgernd mit Bischof Rudolf an 14 Orten unterwegs sein „Auf Wolfgangsspuren durch das Bistum“. Die traditionelle Wolfgangswoche im Juni wird eröffnet mit einer Wallfahrt nach Neukirchen beim Heiligen Blut, bei der auch der Wolfgangsschrein von Regensburg in die nördliche Oberpfalz gebracht wird. Wie jedes Jahr mündet diese dann wieder in der Priesterweihe im Dom St. Peter in Regensburg. Es wird Vorträge und Filme geben und sogar ein Wolfgang-Musical. Ein feierliches Pontifikalamt am 31. Oktober 2024 in der Basilika St. Emmeram schließt das Jubiläumsjahr ab. Mit unterschiedlichen Arbeitsmaterialien kann das Leben und Werk Bischof Wolfgangs in Pfarrei, Schule und Familie nähergebracht werden. Besondere Schmankerl im wahrsten Sinne des Wortes sind Fruchtgummis mit den Wolfgangsattributen Kirchengebäude, Herz, Mitra, Bischofsstab und Hackl.

Text und Fotos: Christian Beirowski
(jas)

Impressionen der Diözesanwallfahrt 2024:



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