Älterer Mann mit Glatze geht gerade durch eine Tür und schaut in die Kamera

Person der Woche: Dekan Josef K. Geismar

„Es braucht unsere Stimme mehr denn je“


Regensburg, 23. Mai 2025

Die Pressestelle des Bistums Regensburg sprach mit Dekan Josef Geismar darüber, wie wir es wieder schaffen, eine wahrnehmbare Stimme in einer säkularisierten Welt zu werden und wie der Gedanke der Synodalität, bzw. der synodal-demokratischen Strukturen in der Kirche vor Ort gelebt werden. 

Was hat Sie zur Theologie geführt?

Mich hat zum einen die Frage umgetrieben, was ich wirklich Sinnvolles machen kann. Auch der Religionsunterricht in der Oberstufe war in meinem Fall sehr gut und sehr inspirierend. Außerdem war ich immer über Familie, Pfarrei und Landjugend mit der Kirche eng verbunden. So stand für mich die Option, Theologie zu studieren, im Raum. Zudem hat mich gereizt, dass ich in diesem Beruf etwas mit Menschen aller Altersgruppen machen kann und im Nachhinein hat sich das als richtige Entscheidung herausgestellt. Zum anderen fand ich die Breite der Fächer im Theologiestudium und die Vielfalt sehr spannend. 

Welches Buch lesen Sie gerade?

Vor ein paar Wochen hat mir ein guter Freund das Buch „Spion für Papst, Kaiser und British Empire. Das geheimnisvolle Leben des Rudolf von Gerlach“ von Ulrich L. Lehner, einem ehemaligen Straubinger, empfohlen, der zurzeit in Amerika Kirchengeschichte lehrt. Rudolf von Gerlach ist eine wirklich spannende Gestalt – gerade mit Blick auf das Thema 80 Jahre Kapitulation. Es ist ein Buch, das sehr intensiv die Geschichte der ersten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts beleuchtet. Sehr zu empfehlen. 

Synodale Struktur der Kirche: Wo gibt es diese, welche demokratischen Formen existieren?

Ich finde, die synodale Struktur der Kirche vor Ort ist relativ gut ausgeprägt. Wir haben die Pfarrgemeinderäte als wichtige Stimme im Kontext der Pfarreien. Wir haben ganz klare demokratische Strukturen bei den Kirchenverwaltungen, wo ein Pfarrer allein nichts ausrichten kann und nur mit den Stiftungsräten gemeinsam die Geschicke der Pfarrei bestimmen kann. Wir haben ganz ausgeprägte demokratische Strukturen in den Verbänden, gerade in der Jugendarbeit, beim BDKJ. Da erlebe ich ein vielfältiges demokratisches und soziales Engagement vor Ort. Was allerdings noch ausbaufähig wäre, ist die Breite der Beteiligung. Das wäre auch so ein bisschen mein Kritikpunkt an den synodalen Bewegungen in Deutschland. Man müsste mehr schauen, wie man ein breiteres Spektrum der Gläubigen mit einbezieht. 

Wie schaffen wir es, eine wahrnehmbare Stimme in einer säkularisierten Welt zu werden?

Eine wahrnehmbare Stimme in unserer immer mehr säkularisierten Welt zu werden, ist sicher eine der größten Herausforderungen unserer vielstimmigen Gesellschaft. Ich denke, das gelingt nur, wenn wir mit Klarheit auftreten, aber auch mit einer gewissen Demut und Zurückhaltung. Ich denke, es braucht unsere Stimme in dieser deutlich zerrissenen Welt mehr denn je. Aber wir müssen auf die Tonlage achten, mit der wir auftreten. 

Wie ist der Stand bei der pastoralen Planung? Wie nehmen Sie den Menschen die Angst davor?

Der Stand der pastoralen Planung ist sehr vielfältig und heterogen. Ich erlebe es als sehr positiv, dass man hier nicht alles über einen Kamm schert und einfach mit einem Stichtag operiert, sondern von Fall zu Fall die Dinge angeht. Wenn ein Pfarrerwechsel ansteht, kann man die Gegebenheiten vor Ort neu ordnen. Große Ängste kann ich dabei nicht feststellen, weil bisher, soweit ich das überblicke, die Pfarreien und die Beteiligten gut mitgenommen werden. So freut es mich sehr, dass es bei Gesprächsprozessen immer wieder gelingt, eine gute und positive Einigung zu finden – insbesondere für alle beteiligten Pfarreien und den Menschen vor Ort.

Welche Angebote machen Sie Jugendlichen? Sie sprechen von einer religiösen Unmusikalität. Lässt sich diese vielleicht „beheben“?

Die Angebote für Jugendliche, die wir machen, sind vor allem die Ministrantenarbeit. Da erlebe ich heuer einen sehr positiven Zuspruch der jungen Menschen nach der Erstkommunion. Wir haben eine Jugendgruppe, die sogar den Luxus hat, ein eigenes Jugendheim zu haben, wo sie auch selbstständig agieren kann. Da ist sicher Luft nach oben. Wie andere Gruppen und Verbände erleben wir auch eine starke Übersättigung der Jugendlichen und eine wachsende Unverbindlichkeit. Wie dem zu begegnen ist, da bin ich leider überfragt. Die wachsende religiöse Unmusikalität in unserem Land ist ein Problem, dem sich nicht so einfach mit einem Rezept begegnen lässt. Aber: Ich denke immer wieder, den richtigen Ton zu finden, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen weiterhin gesprächsbereit und gesprächsfähig bleiben. 

Was ist die Idee, die hinter der Wasserprozession innerhalb des Nepomuk-Heimatfestes steht?

Die Wasserprozession auf der Isar hat bei uns in Plattling eine lange Tradition. Im Rahmen des Heimatfestes vom Sankt-Johann-Nepomuk-Verein ist das einer der Höhepunkte alle paar Jahre. Die Isar ist ein sehr bestimmendes Element in unserer Stadt. Plattling war ja schon mal gezwungen, erst von der einen Seite auf die andere Seite der Isar zu wechseln, weil immer wieder Hochwasser den Ort bedroht haben. Außerdem sind wir durch unsere Lage an der Isar auch mit der Geschichte der Flößerei eng verbunden gewesen. Die damit verbundenen Gefahren und Probleme haben dann die Menschen auch zu einer starken Verehrung des heiligen Sankt Johann Nepomuk geführt und somit hat seine Verehrung und das Gedenken an die Opfer und auch an die Gefahren durch die Isar hier deutliche Spuren hinterlassen, die bis heute lebendig sind. 

Interview: Stefan Groß

(kw)



Nachrichten