News Bild Wie steht es um den synodalen Weg? – Ein Podiumsgespräch

Wie steht es um den synodalen Weg? – Ein Podiumsgespräch

Home / News

Am vergangenen Abend hat im neusanierten Diözesanzentrum ein Podiumsgespräch zum Thema: „Nachgefragt: Wie steht es um den Synodalen Weg?“ stattgefunden. Organisiert wurde es von der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Regensburg. Die Moderation übernahm Julia Wächter von der Bischöflichen Presse- und Medienabteilung. Weihbischof Dr. Josef Graf, Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Monika Uhl und Raphael Edert erzählten von ihren Erfahrungen und standen im Anschluss Rede und Antwort. Weihbischof Graf und Monika Uhl berichteten aus erster Hand über den Synodalen Weg. Sie hatten zusammen an der ersten Vollversammlung in Frankfurt teilgenommen. Im Dezember vergangenen Jahres wurde Prof. Kreiml von Bischof Rudolf Voderholzer zum Domkapitular ernannt und ist seitdem im Bistum Regensburg der Ansprechpartner für den Synodalen Weg.

 

Themen, „die auf den Nägeln brennen“

Der Synodale Weg wurde im vergangenen Jahr, im März 2019, ins Leben gerufen. Die Synodalversammlung fasst 230 Teilnehmer. Über Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken hinaus entsandten weitere Gremien und geistliche Gemeinschaften ihre Vertreter und Vertreterinnen. Gleich zu Beginn erklärte Professor Josef Kreiml den Auslöser für den Synodalen Weg. Unter anderem Missbrauchsfälle hätten dazu geführt, dass viele das Vertrauen in die deutsche Kirche verloren haben. Die Ergebnisse des Synodalen Weges könnten zu neuen Sichtweisen führen, die dann womöglich in Spannung zum Katechismus stehen würden. Wie die Ergebnisse in den einzelnen Bistümern dann umgesetzt werden können, hängt von der Entscheidung des jeweiligen Bischofs ab. Professor Josef Kreiml ist skeptisch, was die ungenaue Sprache betrifft, die dem Prozess des Synodalen Weges zugrunde liege. Beispielsweise würde von einer neuen DNA der Kirche die Rede sein, wo doch die DNA von Anfang an „Glaube und Evangelium“ sei. Weihbischof Graf erklärte die vier Foren des Synodalen Weges. Diese seien Themen, „die auf den Nägeln brennen“. Sie ergeben sich aus einer thematisierten Kluft zwischen Lebenswirklichkeit und Morallehre der katholischen Kirche. Der Weihbischof erkennt in einer solchen Diskrepanz eine dringende Vermittlungs- und Aufklärungsarbeit von Seiten der katholischen Kirche. Die Foren teilen sich in „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“, „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, „Priesterliche Existenz heute“ und „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. Die Ziele der vier Foren seien zu kurz gedacht. Das Thema Frauen müsse viel weiter gedacht werden. Es beschränke sich nicht auf die Zulassung von Frauen zur Weihe. In Fragen der Sachkompetenz und Qualifikation sei es allerdings sehr zu begrüßen, wenn die Kirche Frauen für Leitungsposten gewinnt.

 

Das zugrunde liegende Problem ist „der Glaubensschwund und die schwindende Kirchenbindung“

Zum Forum der priesterlichen Lebensform könne Weihbischof Graf aus langjähriger Erfahrung berichten. Als Spiritual im Priesterseminar habe er das Ringen der Priesteramtsanwärter um ihre Berufung zur zölibatären Lebensform begleitet. Der Priester ist Nachfolger Jesu. Er habe Bedenken, ob die Kirche von einer Öffnung der Zölibatsregelung profitieren würde. Ein Blick in die evangelische Kirche sei hier aufschlussreich. Diese habe solche Reizthemen abgelegt. Trotzdem wenden viele Gläubige der Kirche den Rücken zu. Weihbischof Graf ist sich sicher, dass ein weiteres Forum zur Neuevangelisierung unabdingbar gewesen wäre. Einige Bischöfe hatte dies ins Gespräch gebracht. Dabei hatten sie sich auf den Brief von Papst Franziskus an die katholischen Christen in Deutschland bezogen. Das Problem, das allem zugrunde liege, sei „der Glaubensschwund und die schwindende Kirchenbindung“, erklärte Weihbischof Graf.

 

Frauen trauen sich offen zu sprechen

Frau Monika Uhl berichtete von Begegnungen bei der Ersten Synodalversammlung. Sie ist Mitglied im Regensburger Diözesankomitee, das sie zur Teilnahme am Synodalen Weg entsandt hat. Ebenfalls ist sie Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und arbeitet außerdem als Pfarrhausfrau. Bei der ersten Synodalversammlung habe sie erfreut beobachtet, dass „Frauen sich trauen“ offen zu sprechen. Die Mischung macht’s – so seien Menschen mit unterschiedlichsten Lebensauffassungen vertreten. Sie habe ein positives Miteinander erfahren und fruchtbare Gespräche beim Weg zu Hotel oder den gemeinsamen Mahlzeiten genießen dürfen. Auch war sie beeindruckt, wie Bischöfe und Weltchristen bei der ersten Synodalversammlung zusammengearbeitet haben. Erfreut berichtete auch Weihbischof Graf vom Miteinander. Durch die alphabetisch georderte Sitzweise wären durchaus auch gegensätzliche Menschen aufeinander getroffen.

 

Weltchristen müssen viel selbstbewusster ihren Auftrag begreifen

Für Monika Uhl beginne Kirche bereits beim gemeinsamen regelmäßigen Abend- oder Tischgebet. Raphael Edert sieht das ähnlich. Er ist Pastoralreferent, hat viele junge Erwachsene theologisch ausgebildet, unter anderem an der Emmanuel School of Mission in Altötting und ist heute stellvertretender Leiter der Abteilung Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Regensburg. Er möchte, dass jenseits von Fragen institutioneller Macht vor allem die Würde und Berufung aller Getauften neu ins Bewusstsein gerückt wird. Als Vater von sechs Kindern weiß er um die Bedeutung gläubiger Familien. Sie sind die ersten, die Kindern Werte und Glauben mitgeben. Kein Priester oder Pastoralreferent könne diese Aufgabe ersetzen. Er möchte Familien ermutigen, diese Aufgabe in ihrer Tragweite zu erkennen. Weltchristen müssen dabei viel selbstbewusster ihren Auftrag begreifen. Grundsätzlich stelle sich auch die Frage, woher die Priester der Zukunft kommen sollen, wenn es keine starken gläubigen Familien mehr gibt. Familien sollten gestärkt und katechetisch ausgebildet werden, anstatt am Zölibat zu „rütteln“.

 

Geistliche Vollmacht statt Macht

Beim Forum zu „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ dürfe Macht nicht mit geistlicher Vollmacht verwechselt werden. Vollmacht könne missbraucht werden – hebe aber keinen Menschen in seiner Würde über einen anderen, erklärte Professor Josef Kreiml. Raphael Edert fügte hinzu, dass viele Getaufte in der Kirche schlicht noch keinen Platz gefunden haben, da sie ihre eigene Würde als Getaufte noch nicht begriffen haben. Er beziehe sich hierbei auf das Dokument Lumen Gentium des Zweiten Vatikanischen Konzils.

 

Themen des Synodalen Weges sollen in die Gemeinden finden

In der anschließenden Fragerunde zeigte sich ein großes Interesse, eigene Erfahrungen und Wünsche einzubringen. Ein Teilnehmer äußerte den Wunsch, dass die Themen des Synodalen Weges in die Gemeinden finden würden. Darüber sollte dann diskutiert und theologisches Wissen aufgefrischt werden. Professor Josef Kreiml wird in nächster Zeit bei Dekanatskonferenzen den Synodalen Weg einbringen. Auch die KEB plant ab Herbst, auf Gemeinden verteilt, Gesprächs- und Informationsabende. Eine weitere Wortmeldung hinterfragte die Gewichtung der Themen. So solle zuerst die Bedeutung der Sakramente, wie der Taufe und Firmung, neu erklärt werden. Der Teilnehmer selbst habe erst vor kurzem erkannt, was es bedeute getauft zu sein. Erst dann würden weitere in der Diskussion stehende Themen angegangen werden können. Geschehe es andersherum, würde jegliche Grundlage fehlen. Eine weitere Wortmeldung dankte Bischof Rudolf Voderholzer für die Ermutigung zu Bibelkreisen und gläubigen Gemeinschaften im derzeitigen Hirtenbrief. Hier sehe er großes Potential, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und einen Neuanfang zu schaffen.

 

Was muss sich an der Kirche ändern? Sie und ich

Für den weiteren Verlauf des Synodalen Weges wünschten sich die Referenten, dass die Versammlungen und Textbearbeitungen im Gebet mitgetragen werden. Als Schwestern und Brüder im Glauben sollen die Begegnungen zu einem fruchtbaren Austausch führen. Dies soll kein Gegeneinander, sondern ein „gemeinsam unterwegs sein“ bedeuten. Die vielen Wortmeldungen sprachen für ein großes allgemeines Interesse, zur Zukunft der Kirche beizutragen.



Nachrichten