Aachen / Regensburg, 6. April 2024
Notoperationen beim Licht einer Taschenlampe dürfte es nicht mehr geben, meint die katholische Hilfsorganisation Misereor. Zum Weltgesundheitstag am 7. April richtet sich dabei der Blick der Helfer nach Afrika, wo die Lage besonders schlimm ist.
Etwa 600 Millionen Menschen in Afrika müssen ohne gesicherte Stromversorgung auskommen. Das sind mehr als 40 Prozent der gesamten Bevölkerung des Kontinents. Besonders groß sind die Folgen von Stromausfällen oder dem völligen Fehlen eines Netzanschlusses bei der medizinischen Versorgung. In Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Sambia oder Somalia unterstützt Misereor über örtliche Partnerorganisationen Gesundheitseinrichtungen beim Bau von Photovoltaik-Anlagen und der Ausbildung von Solartechnikern.
Renate Leyens, Länderverantwortliche für den Kongo bei Misereor: „In der Demokratischen Republik Kongo haben von den etwa 105 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern nur neun Prozent Zugang zum öffentlichen Stromnetz. Das führt dazu, dass auch in Krankenhäusern Licht oft nur mit Kerzen, Petroleumlampen, Taschenlampen oder Dieselgeneratoren erzeugt werden kann. Damit verbunden sind enorme Probleme bei der Aufnahme von Patientinnen und Patienten, der Diagnose und vielen medizinischen Behandlungen, ganz besonders aber bei Operationen und Entbindungen.“
Vom Staat ist wenig zu erwarten
Massive Beeinträchtigungen ergäben sich zudem durch die fehlende Funktionsfähigkeit technischer Geräte wie Ultraschall und Röntgenapparaten sowie OP-Lampen, insbesondere aber Kühlschränken, in denen zum Beispiel Impfstoffe oder Blutkonserven aufbewahrt werden müssen. „Da die staatliche Daseinsvorsorge im Kongo nur unzureichend funktioniert, ist die Hilfe unserer Partnerorganisationen in einer solchen Situation von großer Bedeutung“, unterstreicht Leyens. Misereor hat in sechs kongolesischen Diözesen bereits mehr als 100 Photovoltaikanlagen inklusive Batteriespeicher im Wert von jeweils 30- bis 50.000 Euro gefördert.
Der reduzierte Einsatz von Dieselgeneratoren habe, so Leyens, die Umweltbelastung von Gesundheitseinrichtungen reduziert und zur Kostensenkung beigetragen. Ähnliche Wirkung haben die von Misereor geförderten Photovoltaik-Projekte auch in Sambia und Somalia, wo sie nicht zuletzt einen Beitrag zur Verringerung hoher Raten bei der Mütter- und Säuglingssterblichkeit leisten können. Solch erfolgreichen Pilotprojekte sollten auch die afrikanischen Staaten dazu animieren, in ähnlicher Weise tätig zu werden und ihrer entsprechenden Pflicht gegenüber der Bevölkerung nachzukommen.
Misereor-Expertin Leyens freut sich über die Erfolge beim Einsatz erneuerbarer Energie im Gesundheitswesen afrikanischer Staaten, aber: „Wir müssen alles dafür tun, dass bei nächtlichen Notoperationen keine Taschenlampe mehr zum Einsatz kommen muss. Und es darf nicht mehr sein, dass medizinische Instrumente in Wasser über brennender Holzkohle abgekocht werden müssen. Ohne elektrische Laborgeräte wird auch die Diagnose vieler Krankheitsbilder zum Glücksspiel.“ Der Weltgesundheitstag am 7. April ist für Misereor ein wichtiger Tag, um eine Verbesserung der medizinischen Verhältnisse in Afrika dringend anzumahnen.
Text: Misereor
(sig)