Das Bild zeigt das Ölbergspiel überhalb des Altares in der Klosterkirche der Franziskaner in Dietfurt.

Weihbischof Dr. Josef Graf spricht bei Dietfurter Ölbergandacht

345-jährige Tradition

© Lea Grosser


Regensburg, 16. April 2025

In der Klosterkirche der Franziskaner in Dietfurt an der Altmühl finden seit 345 Jahren Ölbergandacht und Ölbergspiele während der Fastenzeit statt. In der Fastenzeit gestalten geladene Gäste jeden Donnerstag Andachten, heuer predigte Weihbischof Dr. Josef Graf. Jeden Donnerstag kommen bis zu 150 Besucher, so Bruder Johannes Matthias Tumpach, der Guardian des Franziskanerkonvents.

Der Nachmittag beginnt mit dem Gebet des Rosenkranzes. Daran schließt die Fastenpredigt an, die hier traditionell als „Pfinstapredigt“ oder „Fastenpfinsta“ bezeichnet wird. Nach der feierlichen Begrüßung durch den Hausoberen, begrüßte Weihbischof Dr. Josef Graf die Gemeinde herzlich. Er erklärte, dass er sich sehr freue, die „Finstapredigt“ halten zu dürfen. Das Dietfurter Ölbergspiel habe er noch gut aus seiner Kindheit in Erinnerung. In seiner Predigt ging der Weihbischof auf das Motiv des Heiligen Jahres: „Pilger der Hoffnung“ ein. Menschen, so Graf, verwenden bestimmte Wörter jeden Tag: „ja“, „nein“ oder auch „hoffentlich“. „Oft sind es auch schwere, die das ganze Leben prägende Hoffnungen, die wir Menschen in unseren Herzen tragen und ins Wort bringen“. „Hoffentlich“ benutzen Menschen in verschiedenen Situationen. So gebe es Hoffnungen, die sich erfüllen. Hoffnungen, bei denen die Sorge mitschwingt, dass sich Wünsche nicht erfüllen und man mit Enttäuschungen umgehen müsse. An anderer Stelle verwenden wir das Wort, obwohl wir bereits befürchten, dass sich eine Hoffnung nicht erfüllt. Weihbischof Dr. Graf blickte in diesem Zusammenhang auf aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine, Palästina und weitere Kriegsgeschehen in der Welt. Ohne Hoffnung könne kein Mensch leben: „Vollkommene Hoffnungslosigkeit – wäre das nicht schrecklich?“, so der Weihbischof. 

„Das Thema Hoffnung hat uns Papst Franziskus für das Heilige Jahr mitgegeben, das wir 2025 in der katholischen Kirche feiern“, so Graf. Der Papst sagt, dass jeder Christ ein Pilger der Hoffnung sei, so der Weihbischof. In der Verkündigungsbulle habe der Pontifex sich für uns gewünscht, dass die Hoffnung wieder auflebe. Der Papst verweise damit auf eine spezifische Hoffnung der Christen: die Auferstehung, erklärte der Prediger. Weihbischof Graf denkt, dass es vor allem darum als Pilger der Hoffnung ginge, „dass wir diese große letzte Hoffnung nicht aus dem Auge und nicht aus dem Herzen verlieren“. „Wer die große letzte Hoffnung hat, der kann auch bei den kleinen Hoffnungen zuversichtlich sein und bleiben, auch wenn sie sich nicht erfüllen. Der kann die Tugenden der Hoffnungen leben und der kann aus dieser Hoffnung heraus im Glauben dann auch in der Liebe leben“, so der Regensburger Weihbischof.
 

Neben der Hoffnung seien Liebe und Glaube für das christliche Leben entscheidend und bilden das Triptychon der göttlichen Tugenden erkläre Papst Franziskus, so Graf. „Wir können nur Zeugen der Hoffnung sein, wenn wir die große Hoffnung haben und uns dann den Menschen zuwenden“, sagte der Prediger. Der Papst wolle, dass wir an die Armen, Strafgefangenen und Kranken denken. „Leben wir als Pilger der Hoffnung, wie das Motto des Heiligen Jahres sagt. Mühen wir uns immer wieder neu um ein zeugnishaftes, glaubwürdiges, christliches Leben aus dem Glauben, von der Hoffnung geleitet, in der Liebe wirksam zu sein“, so der Weihbischof abschließend. 

An die Fastenpredigt schließt sich traditionell das knapp einstündige Ölbergspiel an. Die Todesangst Christi werde in Wort und Bild gefasst, damit die Menschen versuchen können, sich in das Leiden und Sterben Jesus hineinversetzen können, so Guardian Tumpach. Das Ölbergspiel solle die Menschen zur Umkehr und Besinnung einladen. 1680 fand im Franziskanerkloster nachweislich die erste Aufführung statt. Unterbrochen wurde die Ölbergandacht während der Säkularisation. 1827 wurde es wieder eingeführt. 

Während des Ölbergspiels verhängen schwarze Vorhänge die Fenster. Auf dem Hochaltar stehen bunt gemalte Kulissen und eine Jesusfigur, die während der Aufführung bewegt wird. Gesungen wird er von Karl Mayerhöfer. Allein der schwebende und singende Engel ist ein „lebendiges“ Kind. Franz Graf spielte ihn in dieser Vorstellung. Mehrere Kinder wechseln sich in den Wochen ab, so Bruder Matthias. Während des Ölbergspiels wird dreimal Christus gezeigt und der Engel schwebt hinab. Anschließend folgen jedes Mal Schriftlesung, Betrachtung und Fürbittgebet. Sieben bis zehn freiwillige Bühnentechniker kümmern sich um den Ablauf. Für die musikalische Gestaltung des Ölbergspiels sorgt der Dietfurter Männerchor. Die Leitung haben Elke Meiser, Stephan Gottschalk und Armin Reinsch inne. Meiser und Gottschalk bilden die Engel aus. 

Die Andacht nach dem Ölbergspiel schließt den Nachmittag ab.

Text und Fotos: Lea Grosser

(jas)



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