News Bild Weihbischof Dr. Josef Graf feiert mit Pfarrgemeinde und Wallfahrern Gottesdienst am Quirinfest
Weihbischof Dr. Josef Graf feiert mit Pfarrgemeinde und Wallfahrern Gottesdienst am Quirinfest

Jesus – kein schneller Unkrautvernichter

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Püchersreuth / St. Quirin

Das ist ja eine seltsame Überschrift, da kann man beim Lesen schon ins Stolpern geraten. Was bedeutet die Aussage „Jesus war kein schneller Unkrautvernichter“? Weihbischof Josef Graf sprach diese Worte am vergangenen Sonntag in seiner Predigt zum Quirinfest in der Wallfahrtskirche St. Quirin in Püchersreuth. Und wenn der Weihbischof so etwas sagt, dann wird es schon Hand und Fuß haben.

Gleichnis vom Bauern, der guten Samen aussät

Hat es auch. Denn das Tagesevangelium (Mt 13,24-30) erzählte das Gleichnis vom Gutsherrn, der guten Samen auf seinen Acker gesät hat. In der Nacht kommt ein Feind und sät Unkraut dazwischen. Als die Saat aufgeht und die Knechte das Unkraut entdecken, wollen sie es jäten, damit der Weizen besser gedeihen kann. Doch der Herr ist anderer Meinung; er fürchtet, dass sie mit dem Unkraut ungewollt zugleich auch den Weizen ausreißen würden. Deshalb gibt er die Anweisung, Weizen und Unkraut zusammen wachsen zu lassen. Erst bei der Ernte sollen die Schnitter das Unkraut aussondern, in Bündeln trocknen lassen, damit es als Brennstoff diene. Der Weizen dagegen soll dann in die Scheune gebracht werden.

Das war eine außergewöhnliche, zu Jesu Zeiten nicht übliche Anweisung. Da die Gleichnisse Jesu immer als Vergleich zur Situation im Reich Gottes zu verstehen sind, legte Weihbischof Josef die Botschaft Jesu bei diesem Gleichnis wie folgt aus: Ebenso wie die Schnitter auf Geheiß ihres Herrn erst bei der Ernte das Unkraut vom Weizen sorgfältig trennen, um den Weizen ohne Verluste in die Scheune einbringen zu können, so wird auch Gott in seiner Barmherzigkeit darauf achten, dass kein Gerechter verloren geht.

Jesus rät uns also zu Geduld und Gelassenheit. Vorschnelle Urteile über andere Menschen stehen uns nicht zu, das endgültige Urteil bleibt sowieso Gott als Ewigem Richter vorbehalten. Dann erst wird sich deutlich zeigen, was gut und was schlecht war in unserem persönlichen Leben, aber auch in Kirche und Gesellschaft.

WhatsApp: Was ist mit Deiner Kirche los?

Ein ehemaliger Mitschüler, der heute Generalkonsul in Lyon (Frankreich) ist, fragte Weihbischof Josef kürzlich über WhatsApp: „Was ist mit Deiner Kirche los? Geht es nur noch um sexuellen Missbrauch und Austritte?“ Nein, natürlich nicht! Die Kirche begleitet familiäre Ereignisse, macht Angebote für Bildung und Freizeit, betreibt soziale Einrichtungen und betreibt Denkmalpflege. Doch halt, das alles ist zu wenig! Der Sinn der Kirche geht tiefer! Jesus hat uns den Weg ins Himmelreich gewiesen. Und auf diesem Weg dürfen wir immer wieder zu ihm kommen und ihm unsere persönlichen Anliegen anvertrauen. „So sind wir auch heute in dieser wunderbaren Wallfahrtskirche St. Quirin zusammengekommen, um miteinander Eucharistie, also Danksagung, zu feiern.“

„Natürlich gibt es Böses in der Welt“ führte der Weihbischof weiter aus. „Dem müssen wir auch Einhalt gebieten, wenn wir es erkennen!“ Er sprach den Missbrauchsskandal in der Kirche an: „Die Sünden der Kleriker wiegen besonders schwer.“ Daher müsse die Aufarbeitung weitergehen. Wer Mitglied der Kirche oder gar aktiver Christ sei und zu seinem Glauben stehe, könne zum Beispiel am Arbeitsplatz auf Unverständnis treffen: „Wie kannst Du nur…?“ Und dann gelte es, Zeugnis abzulegen, so wie es der heilige Quirin getan hat.

Daher machte Dr. Josef Graf in seiner Predigt den Menschen Mut: „Bemühen wir uns, ein aufrichtiges christliches Leben zu führen. Wir dürfen mit dem Beistand Gottes rechnen. Ich bitte Sie: Bleiben Sie Ihrer Kirche treu und behalten Sie Ihren Glauben.“

Der Pontifikalgottesdienst wurde instrumental von der Etzenrichter Blaskapelle unter Leitung von Ernst Ebnet gestaltet. Gabriele Haug begleitete Vorsängerin Dr. Andrea Hanebuth und ihren Ehemann Markus Haug an der historischen Orgel. Die Organistin verriet nach dem Gottesdienst: „Die Orgel überrascht mich immer wieder.“

Grenzen überwinden in der Begegnung

Seit 1530 ist die Wallfahrt zu einem Gnadenbild belegt, die heutige Kirche wurde im Jahr 1680 fertiggestellt und 1687 geweiht. Seit Jahrhunderten also ziehen Wallfahrer aus verschiedenen Regionen singend und betend zu St. Quirin. Auch aus dem Egerer Land, speziell aus Maria Kulm, waren wieder Gläubige dabei. Sie wurden von ihrem Seelsorger, Pfarrer Milan Kučera, begleitet. Für sie trug er das Evangelium in tschechischer Sprache vor. Grenzen wurden auch beim dreitägigen Quirinfest außerhalb der Gottesdienste überwunden. Das Wetter war prima und das Essen einfach lecker. Die zahlreichen Besucher genossen die Zeit und die Stimmung und unterhielten sich miteinander über Gott und die Welt. So konnte Gemeindepfarrer Pater Dr. Antony John D'Cruz OPraem zusammen mit den vielen Helferinnen und Helfern sehr zufrieden sein.

Engel für St. Quirin

Im kommenden Jahr soll die Innenrenovierung der Wallfahrtskirche beginnen. Die kleine Pfarrgemeinde muss dafür einen geplanten Eigenanteil von über 450.000 Euro aufbringen. Kirchenpfleger und Festleiter Markus Haug und seine Frau Gabriele unterstützen das mit der Spendenaktion „Engel für St. Quirin“. Spender können eine Patenschaft für einen der insgesamt 52 Engel der Kirche übernehmen und somit selbst zum Engel für St. Quirin werden. Und wer bei der Renovierung der historischen Orgel finanziell mithelfen möchte, der kann sich eine Orgelpfeife widmen lassen.

Legende vom Heiligen Quirin

Quirinus lebte im zweiten Jahrhundert nach Christus und war als römischer Tribun oberster Gefängnisaufseher. Zu seinen Gefangenen gehörte Alexander, der sechste Bischof von Rom. Um Quirinus’ Leben rankt sich die Legende, dass seine Tochter Balbina an einem Kropfleiden schwer erkrankt war und Bischof Alexander sie heilte. Daraufhin bekannten sich Vater und Tochter zum Christentum. Unter Kaiser Hadrian wurde Quirin als Christ verfolgt und erlitt den Märtyrertod. Er ist Patron der Stadt Neuss und wird seit langer Zeit bei verschiedensten Krankheiten um Heilung angerufen.

Text und Bilder: Peter Pirner (ven)



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