
Weihbischof Dr. Josef Graf feiert mit der Legio Mariae in Tirschenreuth Aciesfeier
Sich Gott ganz überlassen
Tirschenreuth, 23. März 2025
Am gestrigen Sonntag, 23. März, feierte Weihbischof Dr. Josef Graf mit den Mitgliedern der Legio Mariae in Tirschenreuth die Acies-Feier, bei der die Teilnehmer ihr Legionsversprechen erneuern. Pfarrer Michael Götz aus Eilsbrunn, geistlicher Leiter der Curia Weiden, bedankte sich bei dem Weihbischof für seine geistliche Stärkung.
„Womit habe ich das verdient?“ Mit dieser Frage so vieler Menschen begann Weihbischof Dr. Josef Graf seine Predigt zum Tagesevangelium nach Lukas, (Lk 13, 1-9): „Zu jener Zeit kamen einige Leute und berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte. Und er antwortete ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil das mit ihnen geschehen ist? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schiloach erschlagen wurden – meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.“
Maria als Vorbild nehmen
„Warum trifft Leid auch Menschen, die es gut meinen?“, fragte der Weihbischof. Vollends könnten wir diese Frage nicht beantworten, aber wir dürften das Leid nicht einfach als Strafe Gottes verstehen. „Freilich bleibt es jedem Menschen in seiner persönlichen Frömmigkeit unbenommen, gute und auch schmerzliche Erfahrungen, Ereignisse und Wirkungen seines Lebens als Zeichen Gottes zu deuten.“ Auch heute würden wir fast jeden Tag von Ereignissen hören, bei denen Unschuldige getroffen werden. Jesus weist darauf hin, dass das nicht als Ausdruck einer persönlichen Schuld verstanden werden darf. Denn das zeuge von einem falschen Gottesbild, wie es auch heute noch bei manchen Menschen bestehe. Gott sei kein Aufpasser und kein strafender Gott. Gott ist größer als unsere menschliche Vorstellung von ihm. Weihbischof Graf zufolge dürften wir uns und unser Schicksal in Ehrfurcht Gott überlassen. Diese Ehrfurcht können wir von Maria lernen. Ihr war Gott so nahe wie keinem Menschen vor und nach ihr. Sie hat vollständig „Ja“ zu Gott gesagt, sie können wir als Vorbild nehmen, erklärt Dr. Josef Graf.
Der Weihbischof ging in seiner Ansprache weiter auf verschiedene Aspekte von Schuld und Bekehrung ein. Wichtig sei dabei, dass jeder Mensch sich seine eigene und persönliche Schuld eingestehe und umkehre. Dann dürfen wir auch wieder selbstbewusst sein, weil wir auf einen Gott vertrauen, der unsere Schuld annehmen wird, wenn wir reuig zu ihm kommen. Besonders anschaulich ist für den Weihbischof das Beispiel vom verdorrten Feigenbaum, das Jesus mehrfach erzählt hat. Nach drei Jahren bringt der Baum immer noch keine Frucht und der Gutsbesitzer will ihn deshalb umhauen lassen. Doch sein Weingärtner legt Fürsprache ein und will sich besonders um den Feigenbaum kümmern, ihm also noch eine Chance geben. Mit Unterstützung von außen und verstärktem eigenen Bestreben sollte es jetzt funktionieren. Übertragen auf uns Menschen sei es ähnlich. Auch wenn wir Schuld auf uns laden, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott Geduld mit uns hat. „Schon von unserer Schöpfung her wären wir eigentlich alle gute Gewächse.“ Wir sind von einem guten Schöpfergott geschaffen und werden vom Heiligen Geist begleitet. So können wir in unserem Leben fruchtbar werden und an einer lebendigen Kirche mitbauen, so der Weihbischof.
Bei einer Andacht am Nachmittag erneuerten die Frauen und Männer der Curia Tirschenreuth ihr Legionsversprechen, das sie zu Beginn der Mitgliedschaft abgelegt haben. Wie Pfarrer Michael Götz erklärte, lassen sich die Mitglieder der Gemeinschaft von der Gottesmutter zu den Aufgaben hinführen, die sie für sie vorsieht. Dabei geht es nicht um eine einfache Marienverehrung, sondern um eine Vereinigung mit Maria.
Legio Mariae
Der Legio Mariae geht es um den Kampf gegen die Macht des Bösen. Darauf ist auch der Name der katholischen Laienorganisation und ihrer Hauptfeier zurückzuführen: Das lateinische „acies“ bedeutet wörtlich „Schärfe“ und steht hier für „ein zum Kampf geordnetes Heer“. Aber natürlich führt die Legio Mariae diesen Kampf nicht mit militärischen Waffen, sondern mit den Mitteln des Apostolats, also mit Menschlichkeit, Nächstenliebe und Verkündigung. Die Mitglieder der Curia Weiden sind in Ortsgruppen unterteilt, die sich wöchentlich treffen. Sie beten unter anderem den Rosenkranz und erhalten geistliche Unterweisungen. Außerdem werden Aufgaben verteilt, die den jeweiligen Ortspfarrer unterstützen. Ganz konkret geht es dabei um Besuche, zum Beispiel bei Alten und Kranken, um Dienste in der Pfarrei wie Kommunion- und Firmvorbereitung oder um das Kümmern um Randgruppen in unserer Gesellschaft. Neben der aktiven gibt es auch die betende Mitgliedschaft, die durch das tägliche Rosenkranzgebet die Arbeit der aktiven Legionäre unterstützt.
Text und Fotos: Peter Pirner
(jas)