Regensburg, 29. März 2025
Der Predigttext für den kommenden Sonntag kommt aus dem zweiten Brief, den der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth schrieb. Es findet sich dort im fünften Kapitel, es sind die Verse 17 bis 21. Paulus spricht hier sehr direkt eines der großen Mysterien des christlichen Glaubens an. Eine neue Welt – nichts weniger als dies! – verspricht er den Gläubigen in Korinth, und er meint damit alle Gläubigen, wie durch die Aufnahme seines Briefes in den Kanon des Neuen Testaments belegt ist. Vor dem Hintergrund, dass die Gläubigen das Reich Christi vorwegnehmend schon jetzt Teil seiner neuen Welt sind, ermutigt er die Gläubigen.
Vierter Fastensonntag C – Zweiter Korintherbrief 5, 17 – 21
„17Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. 18Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat. 19Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat. 20Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! 21Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.“
Der Apostel Paulus bringt auf den Punkt, was in der Taufe mit uns geschehen ist: Wenn jemand durch die Taufe in Christus hineingenommen wurde, „dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ An die Gemeinde von Rom schreibt der Völkerapostel: „Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln. (…) Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt“ (Röm 6,3-4.6).
Durch die Taufe sind wir in das Geheimnis Jesu hineingenommen. Die Taufe lässt uns Anteil haben an Christi Tod, aber auch – so hoffen wir – an seiner Auferstehung und am ewigen Leben. Von diesem Geheimnis her kann Paulus uns als „eine neue Schöpfung“ bezeichnen: Wir gehören eben schon der zu der neuen Schöpfung Gottes, die mit der Auferstehung angebrochen ist. In dieser neuen Schöpfung haben nicht mehr Sünde und Tod die Macht. Nein: „Das Alte ist vergangen“.
Zu dieser neuen Schöpfung steht unser Leben jedoch oft genug im Widerspruch. Wir machen doch die Erfahrung, dass wir zwar durch die Taufe zu Kindern Gottes werden und uns dennoch immer wieder die Sünde von Gott trennt. Immer wieder werden wir dieser Berufung untreu, neue Schöpfung zu sein. Für Teile der frühen Kirche war das ein unbegreifliches Problem: Wie konnte es sein, dass Menschen durch die Taufe zu Christus gehören und trotzdem schwere Sünden begehen? Wie konnte es sein, dass etwa im Zuge der Christenverfolgung viele Christen nicht den Mut hatten, offen zu ihrem Glauben zu stehen? Wie sollte man mit diesen Menschen umgehen? Viele Gruppen der frühen Kirche neigten zur Härte: Wer einmal schwer sündigte, sollte aus der Gemeinschaft der Glaubenden ausgestoßen sein – hatte er doch gezeigt, gerade nicht zur neuen Schöpfung zu gehören.
Paulus scheint einen anderen Weg zu gehen: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“, ruft er der Gemeinde in Korinth zu. Ja, die Christen sind „neue Schöpfung“ – und doch brauchen sie immer wieder diese Versöhnung. Das zeigt uns auch das Evangelium dieses Sonntags vom verlorenen Sohn (Lk 15,1-3.11-32). Geht es uns nicht wie dem verlorenen Sohn? Wir sind durch die Taufe Gottes Kinder. Und doch verhalten wir uns nicht entsprechend. Wir gehen, verlassen Gott und wenden ihm den Rücken dazu. Er aber? Er wartet mit offenen Armen auf seine neue Schöpfung.
Text: Benedikt Bögle
(sig)