
Treffen der Bayerischen Flüchtlingsbeauftragten
Migrationsdebatte erschwert Arbeit
© Sonja Och
Regensburg, 27. März 2025
Wie kann kirchliche Flüchtlingshilfe in politisch unruhiger werdenden Zeiten gelingen? Drängende Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des halbjährlichen Treffens der bayerischen Flüchtlingsbeauftragten in der Zentrale der Caritas Regensburg.
Als Reaktion auf die steigende Zahl Schutzsuchender im Jahr 2015 führte die Deutsche Bischofskonferenz diözesane Flüchtlingsbeauftragte ein, um Flüchtlingshilfe zu koordinieren, politische Stellungnahmen abzugeben und praktische Unterstützung zu leisten.
Unter dem Motto „Wie kann kirchliche Flüchtlingshilfe in politisch unruhigen Zeiten gelingen?“ trafen sich kürzlich die bayerischen Flüchtlingsbeauftragten der Diözesen Passau, München, Eichstätt und Bamberg in der Caritaszentrale in Regensburg mit Diözesan-Caritasvorstand Michael Dreßel, Florian Faltenbacher, Flüchtlingsbeauftragtem der Diözese Regensburg, und Nika Krausnick, Referatsleiterin Migration und Integration der Caritas Regensburg, um sich zu vernetzen und gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln.
Die katholische Kirche stehe traditionell an der Seite der Schutzsuchenden, betonte Diözesan-Flüchtlingsbeauftragter Florian Faltenbacher. Diese Haltung beruhe auf den christlichen Werten der Nächstenliebe, die auch im „Leitbild des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge“ von 2016 und den Worten von Papst Franziskus („aufnehmen, schützen, fördern, integrieren“) klar formuliert seien.
Verschlechterung der Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen für die kirchliche Flüchtlingshilfe haben sich in den Augen von Nika Krausnick, Referatsleiterin Migration und Integration, zunehmend verschlechtert. Krausnick schildert die Auswirkungen der aktuellen Migrationsdebatte auf Schutzsuchende sowie auf Caritasmitarbeitende: „Die Diskussionen rund um die Einwanderungspolitik sorgt für Angst und Unsicherheit bei unseren Klienten“. Viele Menschen, die bereits einen gesicherten Aufenthaltstitel haben, kämen erneut in die Beratung, aus Sorge, dass eine Abschiebung wieder möglich sein könnte. „Langjährig gewachsene Sicherheiten geraten ins Wanken“, berichtet Krausnick aus dem Beratungsalltag ihres Teams. Mit Blick auf den wachsenden Beratungsbedarf bei gleichzeitig knapper werdenden finanziellen und personellen Ressourcen mahnte Diözesan-Caritasvorsitzender Michael Dreßel: „Auch die Kirche kann nur so viel verteilen, wie wir haben“.
Ein nachhaltiger Lösungsansatz, darin waren sich alle Anwesenden einig, seien berufs- und ausbildungsbegleitende Sprachkurse. „Ein unzureichendes Sprachniveau erschwert den Zugang zu qualifizierten Berufen und führt dazu, dass Schutzsuchende in Helfertätigkeiten gedrängt werden, die sie ohne entsprechende Deutschkurse in eine künstliche Abhängigkeit von Beratungssystemen stürzt“, erklärt Krausnick. Mit einer solchen Maßnahme könnte das Caritas-Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe wieder greifen.
Intensiverer Austausch mit Politik wünschenswert
Eine weitere Chance, wie kirchliche Flüchtlingsarbeit weiterhin gelingen kann, sahen die Flüchtlingsbeauftragen in einem intensiveren Austausch mit der Politik: „Wir sind Experten, wenn es um das Miteinanderleben von unterschiedlichen Religionen in einer Gesellschaft geht. Unsere Erfahrungswerte im Bereich des Ehrenamts, der Migration und der Beratung von Schutzsuchenden sind enorm. Lasst uns gefragt werden in der Migrationsdebatte“, plädierten die Fachleute.
Stefan Wagner, Referent für Migration und Integration des Landes-Caritasverbandes Bayern, betonte hierzu: „Die Kirche beteiligt sich nicht an Parteipolitik, nichtsdestotrotz hat sie klare politische Botschaften, in deren Kern es immer um Menschlichkeit, Würde und Solidarität geht.“ Damit reagierte er auch auf jüngste Äußerungen von Ministerpräsident Markus Söder, der kirchliche Akteure dazu aufgefordert hatte, sich ausschließlich mit „christlichen Themen“ zu befassen.
Die Caritas Regensburg entgegnet der Forderung seitens der CSU, die Kirche solle vorrangig vor ihrer eigenen Tür kehren, mit der klaren Botschaft: Genau das tut sie – und diese Tür steht für alle offen.

Text und Foto: Sonja Och/Caritas Regensburg
(kw)