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Was ältere Menschen in der Corona Pandemie traurig stimmt

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Immer wieder hört oder liest man, dass die Corona-Pandemie ganz besonders die Gruppe der älteren Menschen trifft. Für sie war das zurückliegende Jahr schwierig, besonders schwierig – und das machte sich gerade auch in der Adventszeit und an den Weihnachtstagen bemerkbar.

Deswegen gibt es noch bis zum 6. Januar im Bistum Regensburg das Weihnachtstelefon. Acht Frauen und drei Männer freuen sich auf Ihren Anruf. Wer sich sorgt, wer jemanden zum Reden braucht, wer Freude oder Leid teilen will, wer sich ärgert oder wer enttäuscht ist, der ist herzlich eingeladen, zum Telefon zu greifen.

 

Einige Geschichten...

Die 93-jährige Berta aus dem Landkreis Straubing-Bogen berichtet beispielsweise, wie sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Sie hat das große Glück, dass sie noch relativ fit ist. Aufs E-Bike geschwungen ist bei passablem Wetter der Kirchenbesuch kein Problem für sie. So auch am 4. Adventssonntag, mitten in der Zeit des Lockdowns. Berta gehört von Geburt an zur Pfarrei. Hier ist sie aufgewachsen, zur Erstkommunion gegangen, hat geheiratet, ihre Kinder zum Glauben geführt und freut sich nun nach den Enkelkindern über die Urenkel als Ministranten. „Aber noch nie kamen mir so sehr die Tränen wie an diesem 4. Adventssonntag,“ erzählt sie. Die Orgel setzte ein, das altbekannte Lied „Tauet Himmel, den Gerechten“ war sofort zu erkennen – aber nur der Kantor durfte in den Text einstimmen. „Das war richtig hart, hier stumm bleiben zu müssen,“ erklärt die resolute Uroma. Sie, die 60 Jahre eifrige Kirchenchorsängerin war, sie, die auch während des zweiten Weltkrieges treu zur Kirche stand – auf einmal, im hohen Alter wird ihr das Singen verboten. Für sie unfassbar, aber natürlich hält sie sich daran – aber es war an diesem Tag eine ganz besondere Herausforderung und ein emotionaler Schmerz. Am Heiligabend schaute Berta die Übertragung der Christmette aus dem Regensburger Dom an – und die Welt ist für sie soweit wieder in Ordnung.

„So ein trauriges Weihnachtsfest haben wir nicht einmal in der Kriegszeit erlebt,“ erzählt die 88-jährige Marianne aus dem Landkreis Regensburg. Sie hat zwei Kinder, fünf Enkel und sechs Urenkel. „Und normalerweise ist der erste Weihnachtsfeiertag der Tag, an dem alle ohne Ausnahme um den großen Tisch bei Mariannes Tochter versammelt sind zum gemeinsamen Mittagessen,“ erzählt sie. Das findet sie einfach schön, mittlerweile sind es dann 22 Personen mit ihr. Alle gemeinsam, alle fröhlich gestimmt, alle erzählen und berichten – und dazwischen fuseln die Jüngsten „gschaftig“ hin und her mit ihren Päckchen vom Christkindl. Für sie habe das immer so etwas biblisches, wenn sie „die Nachkommen so zahlreich“ erleben darf. In diesem Jahr war alles anders, denn die Enkelkinder sind in den großen Städten in Oberbayern, Niederbayern und Franken. Auch für sie war die Absage schmerzhaft, aber das Risiko, die geliebte Uroma zu infizieren, war zu groß. „Was aber dann schon total schön war: alle haben angerufen und mit mir geplaudert. Der Kontakt war wichtig, denn dann konnte man sich auch allerhand erzählen.“

Traurigkeit macht sich auch breit, wenn der 86-jährige Hugo erzählt. Von ihm sind innerhalb zwei Tagen die Schwägerin und der Bruder an Corona verstorben. „Es war kein Abschied möglich, kein Besuch seit Wochen,“ berichtet er unter Tränen. Und auch die Beerdigung musste im allerengsten Familienkreis stattfinden. „Da fühlt man sich so richtig armselig,“ fasst er seine Gefühle zusammen. Der Bruder war aktiv in den Vereinen integriert: all die Kameraden mussten auf eine Teilnahme verzichten. „Ich hoffe nur, dass das Ganze bald vorübergeht,“ resümiert Hugo aus dem Landkreis Deggendorf.



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