News Bild Wallfahrtskirche in Haindling erstrahlt in neuem Glanz

Wallfahrtskirche in Haindling erstrahlt in neuem Glanz

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Fährt man nach Haindling in Niederbayern, so sieht man sie schon von weitem aufragen: die Zwiebeltürme der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt und der später hinzugefügten Kreuzkirche. Seit mehr als 600 Jahren pilgern die Gläubigen hinauf auf die kleine Anhöhe, um die Heilige Messe zu feiern und bei der Gottesmutter von Haindling Trost und Halt zu finden. Seit Mitte vergangenen Jahres kann die Pilgerstätte nur eingeschränkt genutzt werden, denn im Inneren des Gotteshauses werden notwendige Konservierungs- und Renovierungsarbeiten durchgeführt. Die Kirchenverwaltung, das Bischöfliche Baureferat und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege arbeiten eng miteinander zusammen, um das Kleinod im Bistum Regensburg wieder herzustellen.

Im Fokus der Restaurierungsarbeiten stehen die außergewöhnlich kunstvollen Furnierarbeiten des Geiselhöringer Schreiners Thomas Lehner am 1721 bis 1729 entstandenen Hochaltar, den beiden Seitenaltären und der Kanzel. Marketerien, hauchdünne Hobelfurniere aus variantenreichen Holzarten, zieren in der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt gewundene Säulen, Profile und sonstige gewölbte Flächen. Gleichzeitig hat sich die Messerschmitt Stiftung für eine finanzielle Unterstützung stark gemacht.

Ein kleines Meisterwerk in Haindling!

In Bayern gibt es nicht sehr viele funierte Altaraustattungen. Insofern stellt Haindling eine Besonderheit dar, weit hinaus über die Grenzen der Diözese, erklärt Dr. Katharina von Miller vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege:  „Die Altaraustattung  ist etwas ganz Besonderes. Wenn man betrachtet, wie sie im Detail hergestellt wurde, bekommt man einen Eindruck über die große Kunstfertigkeit derjenigen, die das gemacht haben. Es handelt sich dabei um einen Kunstschreiner namens Thomas Lehner, von dem man nicht mehr viel weiß“, verweist die Restauratorin.  Bei den Restaurierungsarbeiten handelt es sich um drei Altäre: Den Hochaltar und die beiden Seitenaltäre sowie die Kanzel. Das Besondere sei die Gesamtwirkung, die wiederum aus dem Detail entsteht. Ganz wunderbare Funiertechniken wurden kombiniert zu einem großen Ganzen.

Es sind ganz unterschiedliche Hölzer Stück an Stück gesetzt worden, schwärmt die Verantwortliche des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. „Dabei gibt es auch stark geschwungene und gerade Flächen. Hierbei wurde auch differenziert zwischen den damals üblichen Sägefunieren. Diese sind etwa 3 Millimeter dick und wurden von Hand gesägt, bis zu den Profilen und geschwungenen Säulen: Sogenannte Hobelfuniere, die man extra von Hand ausgedünnt hatte, um sie auf die geschwungenen Flächen anbringen zu können. Diese Furniere waren dann nur noch 0,5 Millimeter stark. Alles in allem ein kleines technisches Meisterwerk!“, so Dr. Katharina von Miller.

Im 19. Jahrhundert haben drei Reparaturmaßnahmen stattgefunden, eine weitere nach dem II. Weltkrieg (1957). Diese Versuche, die Furniere zu stabilisieren, wurden nach heutigen Erkenntnissen nicht sachgerecht durchgeführt. Man wollte die historischen Überzüge entfernen, obwohl diese einen wichtigen Bestandteil des Gesamtkunstwerks darstellen, denn diese Lacke verleihen den unterschiedlichen Holzarten ein unterschiedliches Tiefenlicht. Durch das Abtragen der Überzüge wurden die dünnen Hobelfurniere abgerissen, Fehlstellen wurden mit Ersatzmaterialien geschlossen, überstrichen und überkittet. Die Restaurierungsarbeiten, die nun durchgeführt werden, umschließen aber nicht nur die Wiederherstellung der Furniere und der historischen Lacke, sondern auch Reinigungsarbeiten, die Vergoldungen und die Sanierung der Altarbilder.

 

10.000 Kommunionen an nur einem Sonntag!

Schon im frühen Mittelalter blühte das Wallfahrtsleben in Haindling, weiß Pfarrer Josef Ofenbeck zu berichten. Bis zu 10.000 Kommunionen sollen laut Aufzeichnungen an Sonntagen ausgegeben worden sein. Bestimmte Einschränkungen zieht die Restaurierungsmaßnahme freilich mit sich, denn zurzeit kann die Hauptkirche nicht genutzt werden. Einen gewissen Nachklang erhofft sich Pfarrer Ofenbeck allerdings schon, denn das renovierte Gotteshaus lockt sicher auch Menschen von weiter her, um das barocke Kleinod zu besichtigen. Das kann sich auch auf das Wallfahrtsleben auswirken:

„Wallfahrten nach Haindling sind teilweise bereits über 560 Jahre alt und auch heute ist das Wallfahrtsleben nicht müde geworden. Wenn die Kirchenausstattung in neuem Glanz erstrahlt, kann das vielleicht auch den Kreis der Wallfahrer ausweiten“, so der Ortspfarrer und schwärmt gleichzeitig von der Lage des Wallfahrtsortes: „Schön ist es, wenn man hier herfährt nach Haindling. Das wunderbare Kirchenensemble ist von allen Ecken dieser Region zu sehen, ja prächtig zu sehen! Und darum freut es mich natürlich, wenn unsere Kirche auch innen eine prächtige Ausstrahlung bekommt!“

 

Acht Diözesanarchitekten betreuen die Maßnahmen im Bistum

„Das Bischöfliche Baureferat ist die Fachstelle im Bistum Regensburg, was kirchliches Bauen betrifft. Das Team des Baureferats wird tätig auf Initiative der Kirchenverwaltung und unterstützt diese beratend bei jedem Projekt. Die Eigenständigkeit der Pfarrei soll unbedingt gewahrt bleiben. Steht eine Sanierung oder ein Bau an, so beantragt die Kirchenverwaltung schriftlich ihr Projekt. Dann wird das Baureferat tätig“, so Paul Höschl, der Bischöfliche Baudirektor im Bistum Regensburg. Insgesamt acht Diözesanarchitekten betreuen die gesamten Maßnahmen im Bistum. Wie hier in Haindling besucht die zuständige Architektin das Projekt vor Ort und bespricht mit der Kirchenverwaltung, wie die Maßnahme auf die Beine gestellt werden kann.

Daraufhin wird ein Maßnahmenkonzept vom Baureferat erstellt. Bei komplexen Bauvorhaben, wie auch in Haindling, ist es nicht mit einem Besuch getan, um ein Projekt zu initiieren. Dann sind umfangreiche Voruntersuchungen notwendig, die letztendlich bis zum Startschuss der Maßnahme abgearbeitet werden müssen. Dabei steht auch die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege im Mittelpunkt, die das Baureferat mit seinen Werkstätten und der fachlichen Beratung sehr unterstützt. Gemeinsam wird sodann das Projekt entwickelt und bis zur Genehmigungsreife gebracht, erklärt Paul Höschl.

Eine der wesentlichen Aufgaben des Baureferats sieht Höschl in der Pflege und dem Erhalt der Gebäudesubstanz im Bistum Regensburg: „Wir haben in der Diözese mehr als 2.000 Kirchen. Die Pflege und der Unterhalt dieser Kirchen, das ist die Leistung der einzelnen Kirchenverwaltungen. Das ist Ehrenamt, was hier geleistet wird. Alle Kirchenverwaltungen mit ihren Verantwortlichen leisten hier unentgeltlich in ihrer Freizeit die Arbeit, die notwendig ist, um diesen Gebäudebestand zu erhalten. Wenn es fachliche Unterstützung braucht, dann gibt es die Serviceleistung vom Bistum, sich über das Bischöfliche Baureferat Rat zu holen. Die Kernkompetenz liegt aber bei den Menschen vor Ort“.

 

 

Unterstützung der Messerschmitt Stiftung war Initialzündung für das Gesamtprojekt

Das gesamte Projekt in Haindling, erklärt Baudirektor Höschl, geht auf eine lange Zeit zurück. Es war einfach für die Pfarrgemeinde nicht möglich, diese Maßnahme alleine finanziell zu stemmen. Von daher sind wir sehr froh, dass das Projekt durch die Jahre eine öffentliche Aufmerksamkeit bekommen hat, denn wir sprechen insgesamt von einem Volumen von 2,8 Millionen Euro, die notwendig sind, um diese wertvolle Ausstattung und das Gebäude wiederherzustellen. Dafür waren Fördermittel nötig. Die Messerschmitt Stiftung hat dabei eine herausragende Rolle eingenommen, weil sie sich bereit erklärt hat, mit einem finanziellen Aufwand von 175.000 Euro die Sanierungskosten für den Sebastians-Altar im nördlichen Seitenschiff zu übernehmen.

Mit diesem Vorprojekt konnte über diese Einzelmaßnahme hinaus der gesamte Rahmen für diese Instandsetzung eruiert werden: „Das ist ein positiver Effekt für alle weiteren Restaurierungsleistungen, die hier im Kirchenraum stattfinden werden. So gesehen war dieser Schritt die Initialzündung, um das Gesamtprojekt in Schwung zu bringen. Dafür sind wir der Messerschmitt Stiftung sehr dankbar“, erklärt der Bischöfliche Baudirektor. Die gesamte Maßnahme in Haindling wird Ende 2019 ihren Abschluss finden. (jas)



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