Regensburg, 17. Dezember 2024
Nicht selten entstehen in Altbayern die besten Dinge im Wirtshaus - und aus der Überzeugung: „Was die andern können, das können wir doch auch.“ So war das auch in Sorghof, einem Ortsteil von Vilseck im Landkreis Amberg-Sulzbach. „Eine Waldweihnacht, so wie im Nachbardorf – nur vielleicht a bisserl anders. Nicht nur Geschichterl vorlesen und ein kleines Kinderkrippenspiel.“ Und dann ist man beim gemütlichen Beisammensein nach der Kirchenchorprobe – und ein paar wohlverdienten Schnapserln – auf eine Idee gekommen.
Erste Pläne
Von da an waren die Mitglieder des Sorghofer Kirchenchors nicht mehr aufzuhalten. Bald war ein Waldbesitzer gefunden, der seinen Grund kostenlos zur Verfügung stellte. Auch die Hauptpersonen, Maria, Josef und natürlich das „Jesulein“ standen schnell fest. Dazu kamen Hirten und sogar ein Engel, der über der Krippe schweben sollte. Allerdings ist der ursprüngliche Plan, das Engelchen mit einem großen Baukran einschweben zu lassen, bisher noch nicht zur Durchführung gekommen. Nicht fehlen durften natürlich die Musiker, die damals noch aus einer Blaskapelle, Keyboard und Akkordeon bestanden.
35 Jahre Weihnachtszauber
1991 fand die erste Waldweihnacht in Sorghof statt – natürlich mit echten Schafen und einer lebenden Krippe. Es kamen so viele Besucher, dass bereits im zweiten Jahr das Gelände eingezäunt werden musste und eine kleine Naturbühne entstand. Durch die Ausweisung neuer Baugebiete wanderte die Bühne in den folgenden Jahren immer weiter in den Wald, neue Buden für die Verköstigung der Besucher entstanden und am offenen Feuer köchelt noch heute das begehrte Hirtengulasch.
Bayerisches Weihnachtsmusical
Was die Sorghofer Waldweihnacht aber bis heute von ähnlichen Veranstaltungen unterscheidet, ist die musikalische Gestaltung, die sich von den Anfängen bis heute ständig weiterentwickelt hat. Waren es erst nur ein paar bekannte Weihnachtslieder, die vom Chor angestimmt wurden, werden die Besucher heute von einem berührenden „Weihnachtsmusical“ in festliche Stimmung versetzt. Die Aufführung der Frohbotschaft und die Herbergssuche durch die Laienschauspieler des Sorghofer Kirchenchors sind über all die Jahre zum Höhepunkt der Waldweihnacht geworden. Inzwischen hat ein Generationswechsel stattgefunden. Heute sind es Laienspieler der Sorghofer Dorfjugend , die das „Weihnachtsmusical“ auf die Bühne bringen.
Fest der Begegnung
Seit 35 Jahren ist auch der Termin unverändert. Immer am Samstag vor dem Heiligen Abend gegen 16 Uhr beginnt der Weihnachtszauber. Schon auf dem Weg werden die Besucher am Eingang von den Hirten empfangen.
Von hier aus geht es in den von Lichterketten erleuchteten Wald. Hier flackert auf der Lichtung ein großes Feuer. Eine Blaskapelle spielt Weihnachtslieder und der Duft von Bratwürsten, Dotsch und Glühwein liegt in der Luft. Hier ist niemand allein – alle sind auf dem Weg zur Volkszählung und jeder redet mit jedem.
Das Spiel beginnt
Über der noch leeren Krippe flackern die Sterne und während sich die Plätze auf der Naturbühne füllen, erschallt von weitem eine Fanfare. Dann ziehen Maria und Josef mit Esel und Hirten durch die Zuschauer. Nachdem der Kirchenchor mit einem Weihnachtslied das Spiel eröffnet hat, beginnt das eigentliche Musical: Der Engel verkündigt singend Maria die frohe Botschaft, das Singstück nimmt seinen Lauf. Sogar die Hirten bringen dem Kind ihre Gaben musikalisch dar, und zum Schluss wird dem kleinen Jesulein ein stimmungsvolles Wiegenlied gesungen. Und danach stimmen alle gemeinsam „Stille Nacht“ an.
Und auch in diesem Jahr wollen die Sorghofer wieder gemeinsam etwas ganz Besonderes auf die Bühne bringen. Und jedes Mädel, jeder Bub, aber auch die Mütter und Väter sind eingeladen, ein Teil der Hirtenschar zu werden, dazu braucht es eigentlich nur ein eigenes „Hirten-G`wand“.
Die Veranstaltung kostet keinen Eintritt, Spenden werden gerne angenommen. Und seit Beginn der Waldweihnacht wird der Erlös dann jedes Jahr vollständig für einen sozialen Zweck gespendet. Ganz stolz sind die Sorghofer, dass im vergangenen Jahr die 100.000 Euro Spendengrenze überschritten wurde.
Text: Judith Kumpfmüller