Südafrikareise, dritter Tag: Unterwegs in Nkandla
Donnerstag, 5. Februar 2015
Nkandla liegt im Herzen des Zululandes. Hier regnet es mehr – wie die Reisegruppe gleich am Nachmittag erfahren durfte. Die Landschaft ist geprägt durch weitläufige, kräftig grüne fast mittelgebirgsartige Hügelketten. Im Unterschied zur Gegend um Maria Ratschitz bewohnen die Menschen die Hügel. Um viele Häuser sind Gärten angelegt und frei laufende Rinder- und Ziegenherden weiden das saftige Gras. Nkandla genießt derzeit besonderes Ansehen und öffentliche Aufmerksamkeit, weil Präsident Zuma aus dem Nkandla-Gebiet stammt. Einer der Könige der Zuludynastie ist im Nkandla-Forest beerdigt. Sein Grab wird von den Einheimischen verehrt.
Die Niederlassung der Nardini-Sisters geht zurück auf eine Missionsstation mit Krankenhaus der Missionsbenediktinerinnen aus Tutzing und der Missionsbenediktiner aus St. Ottilien, die seit Ende der 1950-er Jahren nach und nach übernommen und ausgebaut wurden.
Nachdem die Schwestern vor einigen Jahren das Krankenhaus an den Staat übergeben haben, verlagert sich die Arbeit auf die „Outreach“-Projekte, d.h. die sozialen Dienste in der weitläufigen Umgebung. Sie erreichten damit im Jahr 2014 7.640 Personen, von denen 3.900 HIV-positiv getestet sind.
Das Sizanani-Projekt: die Sozialarbeit der Schwestern
Am Nachmittag geht es in drei Teams hinaus in die Umgebung, um ausgewählte Häuser zu besuchen, wo ausgebildete Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter Familien betreuen, die alleine nicht zurechtkommen. Zwei Beispiele: Gleich in der ersten Station trifft die Bischofsgruppe eine 71-jährige schwer gehbehinderte Frau, die gleichwohl nach dem Tod ihrer Tochter für drei Enkelkinder zu sorgen hat. Tagsüber kümmert sich eine Nachbarin aus dem Dorf um sie. Schwester Dr. med. Ellen Lindner, Gebietsoberin der Nardini-Sisters in Südafrika mit Sitz in Nkandla, diagnostiziert eine irreversible Muskelkontraktion der Beine. Sie prüft den Plastikbeutel mit Medikamenten und gibt Anweisung an die anwesende Sozialarbeiterin Nokubonga, die Frau häufiger zu besuchen, für ausreichende Pflege zu sorgen und der Verwahrlosung der Hütte vorzubeugen.
Anschließend geht es zu einer 82-jährigen Frau, in deren Hütten nicht nur die zwei eigenen Enkelkinder, sondern auch drei Enkelkinder ihrer Schwester und ein ausgesetzter Junge leben. Die Hilfe besteht hier vor allem in der Bewältigung der Formalitäten mit den Behörden, womit sich die Großmutter, die nicht lesen und schreiben kann, schwer tut, und in der Förderung der Schulausbildung der Kinder und der Suche nach Berufsausbildungsmöglichkeiten. Die Arbeit der Schwestern überzeugt den Ältesten: er möchte selbst einmal „Social worker“ werden.
Mittlerweile hat dichter Nebel das Hügelland überzogen, mit der Folge, dass die Gruppe verspätet (nach deutschem Zeitverständnis) nach Nkandla zurückkehrt. Um 18:00 ist Heilige Messe in der Pfarrkirche „Holy Trinity“. In der ersten Reihe sind zwei Plätze besonders geschmückt. Sie gebühren Schwester Sola und Schwester Agathana, die zu den ersten Nardini-Sisters gehören, die 1955 nach Südafrika gekommen sind. Die Messe wird in englischer Sprache gefeiert. Die Kinder und Jugendlichen aus dem von den Schwestern getragenen Kinderhaus singen in ihrer Muttersprache Isizulu mehrstimmig und temperamentvoll die Messgesänge. Beim anschließenden Beisammensein konnten die beiden Pionier-Schwestern von der Ankunft mit dem Schiff und den ersten Jahren ebenso berichten wie von den Schwierigkeiten während der Apartheid und den großen gesellschaftlichen Umbrüchen nach der Wende. Einige schwarze Schwestern tanzen zusammen mit Schwester Melinda, die aus Landau in der Pfalz stammt, zur Freude der beiden Jubilarinnen.
Für den Besuch im Kinderhaus bleibt nur noch Zeit vor Schulbeginn am Freitagmorgen. Die Kinder begrüßen den Bischof, Schwester Jakobe und ihre Begleiterinnen und Begleiter mit mehreren Liedern. Nachdem die Kinder aus dem Haus sind, beginnt die morgendliche Dienstbesprechung der 60 „Outreach“-Mitarbeiter: Sozialarbeiter, Fahrer, Caregiver, Gartenarbeiter, Kinderbetreuerinnen, Reinigungspersonal usw. Alle sollen von einander Bescheid wissen, können von einander lernen und müssen zusammenarbeiten. Schließlich sind noch die Produkte der Perlenknüpf- und Grasflechtarbeiten ausgestellt. Schwester Sola hat diese traditionelle Arbeit der Zulu aufgebaut, die jetzt von Schwestern Selina geleitet und ausgebaut wird. Auf diese Weise gelingt es den dafür ausgebildeten Frauen, durch Heimarbeit ein gewisses Verdienst zu erzielen. Die Produkte aus den Werkstätten von Sr. Selina haben inzwischen einen guten Namen auf dem einheimischen Markt.
Schwester Sola, auf die auch dieses Projekt zurückgeht, ist bei allen Frauen der Umgebung zunächst als Hebamme gut bekannt und wird liebevoll „Ma Gogo“ (die Oma) genannt. Sie half freilich nicht nur bei der Geburt, sondern führte die Frauen hin zur Hühnerzucht, zur Schafzucht und zum Gartenbau, um auf diese Weise der Mangelernährung zu begegnen.
Der gesamte Konvent und die Gäste aus Deutschland sind schon in freudiger Erwartung des großen Festes, das am Samstag stattfinden wird: die Feier der Ewigen Profess von Schwester Margaret und Schwester Francina in der Pfarrkirche St. Thomas More in Vryheid, wohin die Gruppe sich nun auf den Weg macht.
Weitere Eindrücke gibt's in unserem Bilderalbum <link http: www.bistum-regensburg.de multimedia mediathek pastoralreise-nach-suedafrika-dritter-reisetag-538 external-link-new-window nach südafrika dritter>Pastoralreise nach Südafrika - Dritter Reisetag.