Spirituelles Leben befruchtet, gibt Kraft, Orientierung und Halt – Ordenstreffen in Pfreimd

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Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Klosterkirche wurde das diesjährige Regionaltreffen der Ordensleute in der Region Schwandorf am Samstag bei bestem sonnigen Spätherbstwetter eröffnet. Salesianerpater Harald Neuberger aus Ensdorf zelebrierte die Messe mit dem hiesigen Pfarrer Dr. Xavier Parambi, Pater John Bosco Msafin aus Tansania, der derzeit in Rötz wirkt und der Gemeinschaft des Apostolischen Lebens Opus Spiritus Sancti angehört sowie Pater Lukas Temme CP,  Provinzial der Vizeprovinz der Passionisten in Süddeutschland und Österreich, die unter dem Namen „Vizeprovinz von den heiligen fünf Wunden“ organisiert sind.

 

Die musikalische Gestaltung an der Orgel übernahm Gerhard Kolbeck UAC aus Regensburg vom Apostolat Kreis Hofstetten. Im Umgang mit den  Evangelischen Räten (consilia evangelica) Armut, Gehorsam und Keuschheit brauche es eine neue Achtsamkeit, mahnte Pater Neuberger zu Beginn des Gottesdienstes an. Schwester Heike Maria Schneider, aus Strahlfeld übernahm die Lesung und der Pfreimder Pfarrer Dr. Xavier Parambi trug das Evangelium aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper vor, da dieser Text mit Blick auf das Ordensleben sehr gut passe, begründete Pater Neuberger in seiner nachfolgenden Predigt.

 

Viele der anwesenden Schwestern und Pater seien in der Caritas unterwegs und deshalb mitten unter den Menschen, von denen nicht wenige auf eine zärtliche Berührung warten. Auch jene die in einem kontemplativen Orden sind, dürften diese nicht vor den Klostermauern stehen lassen. Das spirituelle, geistige Leben befruchte, gebe Kraft, Orientierung und Halt und sei gleichsam heilsam für jene mit denen die Ordensleute zu tun hätten. Paulus schrieb in seinem Brief, er könne mit jeder Lage zurechtkommen. Wer könne das von sich schon behaupten. „Wir alle stehen immer wieder vor Herausforderungen“. Die Wirklichkeit des Lebens könne nicht ausgeblendet werden. „Alles vermag ich durch ihn der mir Kraft gibt“. Wer sich an diesen Philipper-Vers orientiere schaffe es diesen schwierigen Weg zu gehen, fügte der Salesianer-Pater an. „Paulus als auch Jesus rufen uns konkret in die anspruchsvolle Nachfolge und sie weisen uns darauf hin, dass wir unseren Beitrag beisteuern müssen, damit in die Dunkelheit unserer Welt immer mehr Licht kommen kann“.

 

Im Anschluss an den Gottesdienst trafen sich die Teilnehmer im wunderschön herbstlich und liebevoll dekorierten Tagungsraum des Klosters zum Thema „Ordensleben heute – Chance und Herausforderung“. Vor allem die Gastfreundlichkeit des Pfreimder Pfarrers wurde allseits hochgelobt. Einmal jährlich treffen sich auf Einladung der Ordinariatsrätin Maria Luisa Öfele, Salesianer Don Bosco, Niederbronner Schwestern aus Schwandorf, Missionsdominikanerinnen aus Strahlfeld, Passionisten aus Schwarzenfeld, Vinzentinerinnen aus Pfreimd oder die indischen Preshitharam Schwestern zu dieser Begegnung. Nach einer kurzen Kaffeepause beleuchtete Pater Neuberger das Thema „Ist die Zeit der Orden vorbei – welche Zukunft haben Ordensgemeinschaften in Deutschland“. Zwar könne auch er darauf keine endgültige Antwort geben, denn dies läge in Gottes Händen aber auch an jedem Einzelnen. Klostershops und Besinnungswochenenden in der Mönchszelle seien gefragt. Doch für ein Leben im Orden entscheiden sich nur noch wenige. Was gehe verloren und wie sehen diejenigen die hinter Klostermauern leben, ihre Zukunft?, zitierte der Referent einen Artikel aus einer deutschen Wochenzeitung. Outsourcing von Ordenseinrichtungen -  heute ein Weg, den viele Orden gehen und Klöster zu wahren Wellness-Oasen umbauen lassen - die anschließend von überarbeiteten Managern aufgesucht werden und dem Kloster eine neue Ausrichtung geben. „Das sind offene Türen durch die Menschen unserer Zeit gerne gehen“, unterstrich Pater Neuberger.

 

Papst Franziskus mahnte in einem Schreiben: „Ordensleute dürfen niemals streng und abgekoppelt werden“. Im Zentrum des Ordenslebens müsse immer Jesus Christus stehen. Deswegen müsse auch ein Blick auf die Realität geworfen werden und da blicke er in viele alte, ehrwürdige und ergraute Gesichter, denn die Schwestern und Ordensbrüder sind mittlerweile weit über 70 Jahre alt. Der Mitgliederschwund treffe alle Orden gleichermaßen. Nur in wenigen zeichne sich ein anderes Bild ab wie etwa bei den Prämonstratensern in Windberg oder bei den Passionisten in Schwarzenfeld. Die Antwort darauf könne keinesfalls Resignation, Verzweiflung oder Rückzug sein. „Wir brauchen in unseren Ordensgemeinschaften starke und gesunde Menschen, die heranreifen und wachsen können“. Die Bruchstückhaftigkeit des irdischen Daseins anzuerkennen sei ein wichtiger Schritt. „Wir müssen die Realität in den Blick nehmen und uns Veränderungen stellen, also nicht stagnieren“, riet der Referent.

 

„Seid bereit den Weg der Neuerungen zu gehen“, munterte Pater Neuberger die Zuhörer auf. Anhand des Weinstocks zeichnete der Salesianerpater das Bild vieler Ordensgemeinschaften als „ausgetrocknete, dürre, leblose Ästchen“. „Der Winzer schneidet diese dürren Zweige ab, damit der Weinstock für die grünen Zweige genügend Saft und Kraft hat“. Der Schnitt tue sicherlich weh, erkannte der Redner. „Gott wird uns Wege zeigen, aber wir müssen sie beschreiten“. Mit einer humorvollen Geschichte lenkte Pater Neuberger den Blick auf die wahre Wirklichkeit. Denn nur beten allein helfe sicherlich nicht. Im Gegenteil: Es könnten ganz unkonventionelle Wege sein. „Nur aus der Verbindung mit der Jesuskraft in uns, sind wir stark genug, die Veränderungen anzugehen, die es für die Zukunft der Orden braucht. Ich bin überzeugt, dass Jesus uns auch heute noch braucht. Allerdings so wie er es will und nicht wie wir meinen, dass es zu sein hat“. Dazu wünschte der Salesianerpater allen Anwesenden Mut und Kraft. In kleinen Gruppen tauschten sich die Teilnehmer anschließend aus.

 

Text und Bilder: Elisabeth Dobmayer



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