News Bild Sonntagspredigt nachhören: Pfarrer Mitterer fragt, ob wir vergeblich beten
Sonntagspredigt nachhören: Pfarrer Mitterer fragt, ob wir vergeblich beten

Kann ein Toter wieder leben?

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Poppenricht, 30. März 2023

In der Rubrik „Meine Sonntagspredigt“ begleitet Prof. Dr. Veit Neumann, Homiletiker und Journalist, Priester bei ihrer Vorbereitung der folgenden Sonntagspredigt. Als Première hatte Dekan Johannes Plank aus Straubing in der vergangenen Woche zum Gespräch über seinen Weg als Prediger und zur konkreten Predigt zur Verfügung gestanden. Nun stellt Pfarrer Dominik Mitterer aus der Pfarrei St. Michael in Poppenricht seine Predigtvorbereitung für den kommenden Sonntag vor. Es steht das Evangelium Johannes 11,1-45 im Verzeichnis der Texte aus der Heiligen Schrift, und es geht um den bereits verstorbenen Lazarus, den Jesus Christus auf Erden zum Leben erweckt. Oben können Sie die Predigt anhören, wie sie gehalten wurde. An dieser Stelle nun sagt Pfarrer Mitterer etwas über sein Verhältnis zum Predigen überhaupt:

Pfarrer Dominik Mitterer verweist gleich zu Beginn darauf, dass die Heilige Messe nicht sein eigenes Werk ist: „Es ist nicht, was ich tue, sondern was Christus tut.“ Dennoch hätten die Gläubigen, wenn sie in die Kirche kommen, Recht auf eine gute Predigt. Ähnlich Dekan Johannes Plank verweist der Pfarrer darauf, dass viele Beerdigungen abzuhalten sind. „Für die Predigtvorbereitung versuche ich dennoch immer, mir die nötige Zeit zu nehmen.“ Er erinnert an die Bücher und Predigthilfen von Jan Boots, die Weihbischof Dr. Josef Graf den Seminaristen ans Herz gelegt hat. „Es gilt nicht nur, als Exeget an den Text heranzugehen, sondern zu fragen: Was sagt mir das Evangelium? Wo ist sein Sitz in meinem Glauben?“. Tatsächlich sagt Pfarrer Mitterer, dass er „es“ versucht („Es klappt aber nicht immer; das wäre gelogen, das wäre eine Schau“).

Er versucht demnach, den „Sitz im Leben“ zu finden und – den Leuten etwas Gutes zu sagen. Der Pfarrer hebt außerdem die Heiligkeit des Gotteswortes hervor. „Verkündigung ist unser Hauptgeschäft.“ Sie mache wesentlich mehr den Kern aus als – so wichtig diese auch sei – eine Kindergartenratssitzung. Er möchte sich deshalb mehr Zeit für das Evangelium nehmen als für Dinge, die ihn „eher davon ablenken“; räumt allerdings auch ein: „Das ist ein Ideal, dem ich immer wieder hinterher hinke. Auch bei mir ist immer Luft nach oben.“ Das Schlimmste aber sei es, wenn sich die Prediger mit dem Mittelmaß zufrieden geben. „Das darf nicht sein.“ Und gerade darum dürfe die Predigt auch nicht stiefmütterlich behandelt werden. „Ich versuche immer, einen Gedanken herauszugreifen, das gelingt mehr oder weniger.“ Auch sagt Pfarrer Mitterer, die Predigt solle nicht ausschweifend sein. Er möchte pro Predigt einen Gedanken den Menschen ans Herz legen, und dazu möchte er auch die Sprache der Leute sprechen. Sind die Sätze zu lang und der Fremdwörter zu viele, müsse er sie „runterbrechen“, was übrigens eine gute Tradition des römischen Katholizismus sei.

Zur Pfarrei gehören 2500 Gläubige. Jeden Sonntag gibt es außerdem einen Familiengottesdienst mit eigener Kinderpredigt, wobei in diesem Punkt Gemeindereferentin Regina Pabst unterstützt („Das ist der bestbesuchte Gottesdienst, den wir haben“). Wie der Pfarrer Reaktionen auf seine Predigten aufnimmt? Das spreche ich schließlich auch noch an. Überraschend und demütig ist seine Aussage: „Ich nehme es mit all meinen Grenzen, ich mache es nicht perfekt. Ich freue mich über jede Hilfe.“

 

Die Predigt in ihrer Struktur

Der Zielsatz lautet: „Auch wenn wir oft das Gebet an Gott richten, wird es trotzdem immer gut.“ Der Aufbau der Predigt ist in diesem Zustand bereits in der Struktur klar ausgeformt:

 

Der Pfarrer eröffnet die Predigt

„Da hilft nur beten.“ Wie oft haben Sie, liebe Schwestern und Brüder, diesen Satz schon gehört? „Da hilft nur beten.“ Vor den Prüfungen wurden wir im Priesterseminar alle immer besonders fromm. Oftmals hatte ich den Eindruck, da hilft wirklich nur noch beten, um die Prüfung zu bestehen. Auch manche unserer Ministranten teilen mir ihre Prüfungstermine mit, damit ich sie ins Gebet einschließe. Aber auch mit Blick auf berufliche Sorgen oder Krankheiten richten wir Menschen unser Gebet an Gott. Aber hilft beten überhaupt? Wie oft beten wir vergeblich. Leid, Verzweiflung und Not. Wie oft rufen wir Christus an, bestürmen den Himmel mit unserem Gebet und es bleibt unerhört. Ich kenne Menschen, die ihr Vertrauen in Gott verloren haben, weil trotz allen Betens ein lieber Mensch dann doch gestorben ist.

 

Der Pfarrer geht auf das Evangelium ein

Auch die beiden Schwestern Martha und Maria wussten sich scheinbar nicht anders zu helfen. Ihr Bruder Lazarus war krank. Sie schickten nach Jesus, der ja schon so viele Kranke geheilt hatte, und teilten es ihm mit. Ihre Hoffnung war wohl, dass Jesus gerade ihren Bruder Lazarus, einen seiner engen Freunde, heilen würde. Aber was macht der Herr? Er bricht nicht sofort auf, sondern wartet sogar noch zwei Tage bis er nach Betanien geht. Als er ankommt ist Lazarus tot. Das in den Felsen gehauene Grab des Lazarus ist rein irdisch gesehen das absolute Ende, eine unumkehrbare Situation.

Martha begegnet dem Herrn und teilt ihm mit, dass sein Freund gestorben ist. Aber statt ihm Vorwürfe zu machen, dass er nicht rechtzeitig gekommen ist, bekundet sie ihre Hoffnung an die Auferstehung am jüngsten Tag. Darum geht es in der Geschichte von Lazarus. Nicht um die Rettung irgendeines Menschen. Nein, die Geschichte von Lazarus ist ein Zeichen wie übermächtig die lebensspendende Kraft Gottes ist – über das irdische Leben und den Tod hinaus.

 

Der Pfarrer erklärt das Evangelium

„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“

Jesus geht es weniger um unser irdisches Leben und den irdischen Tod – vielmehr ist für ihn wichtig, dass wir leben durch ihn und durch unseren Glauben an ihn.

Das Leiden und der irdische Tod gehören zum schmalen Weg Jesu. Jesus verherrlicht beide nicht und nennt sie auch nicht gut, schön oder wünschenswert. Nein, er fordert uns vielmehr auf, uns unserer Lebenswirklichkeit ohne Umschweife ins Auge zu sehen und sie auch selbst zu erdulden. Der Kern seiner Botschaft ist, dass wir die wahre Freude und den wahren Frieden nur dann erreichen können, wenn wir im Glauben durch das Leiden hindurchgehen.

Wir finden neues Leben durch Leiden und Tod. Das ist der Kern der frohen Botschaft. Durch sein eigenes Leiden und Kreuz, durch seinen Tod hat Christus uns die Hoffnung auf vollständige Erlösung und Auferstehung geschenkt. Die Worte, die er an Martha richtet, gelten nicht nur ihr, sondern allen Glaubenden: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Gottes Liebe ist stärker als der Tod. Wenn wir an Christus glauben, dann sind wir mitten im Tod im Leben. Wer an ihn glaubt, der wird zwar dennoch sterben müssen, aber die Macht des Todes ist gebrochen und das sterbende Leben ist bereits voller Auferstehung.

In Jesus Christus zeigt sich Gott als Menschenfreund, als mitleidender Gott, dem das Schicksal des Menschen zu Herzen geht. Menschlicher als hier erleben wir Christus selten im Evangelium: Er weint um seinen Freund. Er ist tief betroffen. Der Verlust seines Freundes und die Trauer der Schwestern berühren ihn.

 

Der Pfarrer verstärkt das Gesagte mit Blick auf uns

Jesus kümmert sich auch um uns (wie damals um Lazarus), wenngleich es auf den ersten Blick vielleicht manchmal nicht so aussieht. Das kennen wir bisweilen aus dem Gebet. Viele meiner Bitten an den Herrn bleiben unerfüllt – zunächst. Denn immer wieder durfte ich in meinem Leben merken, dass ich mich wirklich auf ihn vertrauen kann. Er ist da. Er wie ein Freund, der sich um mich kümmert. Mein Schicksal und mein Leben sind ihm nicht gleichgültig.

Egal, was mein Leben bedrückt hat, Christus hat es immer zum Guten geführt – oftmals anders als ich es mir vorstellen konnte.

Denn wo Christus ist, da hoffe ich nicht vergeblich, da hat alles Schlechte und Todbringende keine Chance mehr, da ist das Leben stärker. Stärker als alles Hinfällige, stärker als alles Begrenzende, stärker als jede Enttäuschung, stärker auch als die tödlichen Ungerechtigkeiten dieser Welt, die Entwürdigungen, denen wir Menschen tagtäglich ausgesetzt sind.

In der Auferweckung des Lazarus hat Christus den Menschen damals und uns heute vor Augen geführt, dass er alles zum Guten führen wird – nicht immer so wie wir es uns vorstellen. Denn Christus sprengt unsere menschlichen Vorstellung

 

Das Evangelium

In jener Zeit 1war ein Mann krank, Lázarus aus Betánien, dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta.

2Maria war jene, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte; deren Bruder Lázarus war krank.

3Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank.

4Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.

5Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lázarus.

6Als er hörte, dass Lázarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.

7Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen.

8Die Jünger sagten zu ihm: Rabbi, eben noch suchten dich die Juden zu steinigen und du gehst wieder dorthin?

9Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht;

10wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist.

11So sprach er. Dann sagte er zu ihnen: Lázarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken.

12Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden.

13Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf.

14Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lázarus ist gestorben.

15Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen.

16Da sagte Thomas, genannt Dídymus – Zwilling –, zu den anderen Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!

17Als Jesus ankam, fand er Lázarus schon vier Tage im Grab liegen.

18Betánien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt.

19Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten.

20Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen,Maria aber blieb im Haus sitzen.

21Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.

22Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.

23Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.

24Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.

25Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,

26und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?

27Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

28Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen.

29Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm.

30Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte.

31Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen.

32Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.

33Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert.

34Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh!

35Da weinte Jesus.

36Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte!

37Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?

38Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.

39Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.

40Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?

41Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.

42Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.

43Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lázarus, komm heraus!

44Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!

45Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.



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