News Bild „Sich Bischof Sailer immer wieder vor Augen halten“ – Blick auf eine maßgebliche Veröffentlichung zum „bayerischen Kirchenlehrer“

„Sich Bischof Sailer immer wieder vor Augen halten“ – Blick auf eine maßgebliche Veröffentlichung zum „bayerischen Kirchenlehrer“

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Bischof Rudolf Voderholzer und Prof. Konrad Baumgartner haben anlässlich des 99. Katholikentags 2014 den Band über „Johann Michael Sailer als Brückenbauer“ herausgegeben. Sailer lebte von 1751 bis 1832. Kürzlich hat der vormalige Regensburger Bischof im Bayerischen Klerusblatt eine Würdigung durch Prof. Dr. Josef Kreiml, Priester des Bistums Regensburg, erfahren:

 

In seinem Geleitwort betont Dr. Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, dass Johann Michael Sailer weit über die Grenzen Bayerns hinaus „gewaltige Spuren“ hinterlassen hat. Sailer, der Priester, Professor, Erzieher, Schriftsteller und Bischof, sei eine „außergewöhnlich integrative Persönlichkeit“ gewesen. Papst Johannes Paul II. hat ihn 1982 einen „Kirchenlehrer“ genannt.

Sailer hat – so Bischof Voderholzer – die Grenzen der Philosophie und Theologie der Aufklärung von innen her kennengelernt und ihre den Glauben der Kirche bedrohende Macht durchschaut. Sailer sei ein Pionier der Ökumene, ein Wegbereiter der Liturgischen Bewegung und ein Inspirator der Bibelbewegung gewesen. Am 20. Mai 2014 – wenige Tage vor der Eröffnung des 99. Deutschen Katholikentags – wurde übrigens das Sailer-Denkmal an seinem historischen Ort auf dem Emmeramsplatz in Regensburg wiederaufgerichtet.

Die beiden Herausgeber verweisen in ihrem Vorwort darauf, dass Papst Johannes Paul II. den oft verkannten und verleumdeten Theologen Sailer 1982 in einem Brief einen „erfolgreichen Urheber der katholischen Erneuerung in seinem Vaterland“, einen „scharfsinnigen Verfechter der rechten Lehre“ und einen „Vorboten der neueren ökumenischen Bewegung“ genannt hat.

Drei Bände der „Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg“ (Bd. 16/1982: Georg Schwaiger / Paul Mai [Hg.], Johann Michael Sailer und seine Zeit; Bd. 24/1989: Georg Schwaiger [Hg.], Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg. 2. Teil; und Bd. 35/2001: Konrad Baumgartner / Peter Scheuchenpflug [Hg.], Von Aresing bis Regensburg) haben Sailers Bedeutung für seine und unsere Zeit nachhaltig in Erinnerung gebracht. In der vorliegenden Festgabe werden ausgewählte Aufsätze aus den drei genannten Publikationen und einige neu verfasste Beiträge zusammengefügt. Joseph Kardinal Ratzinger hat – so die Herausgeber – 1982 in Landshut an das Vermächtnis Sailers für unsere Zeit erinnert: „Dass wir von ihm her und mit ihm wieder beten lernen, die Freundschaft mit Jesus Christus erlernen, die die wahre Mitte des Lebens ist.“

Die Festgabe enthält das Schreiben, das Papst Johannes Paul II. zum 150. Todestag Sailers am 19. April 1982 an Bischof Rudolf Graber gerichtet hat, und die Predigt, die Joseph Kardinal Ratzinger anlässlich des 150. Todestages Sailers am 16. Mai 1982 in der Dominikanerkirche zu Landshut gehalten hat.

 

Die neuen Akzente bei Sailer: Bibelorientierung und Christozentrik

Georg Schwaiger, der emeritierte Kirchenhistoriker der Ludwig-Maximilians-Universität München und Altmeister der Sailer-Forschung, zeichnet in seinem Beitrag „Johann Michael Sailer. Bischof von Regensburg (1829-1832)“ (1989) ein Lebensbild von Sailer und stellt würdigend fest. „Er gehört zu den edelsten religiösen Persönlichkeiten seiner Zeit.“ Konrad Baumgartner, emeritierter Pastoraltheologe der Universität Regensburg, weist in seinem Aufsatz „Johann Michael Sailer als Pastoraltheologe und Seelsorger“ (1982) darauf hin, dass Bibelorientierung und Christozentrik die neuen Akzente der Lehre und Praxis Sailers gewesen sind. Der emeritierte Erfurter Pastoraltheologe Franz Georg Friemel verweist in seiner Abhandlung „Johann Michael Sailer und die getrennten Christen“ (1982) auf Sailers ökumenisches Engagement: Er hat mit evangelischen Christen den gemeinsamen Christus gesucht und mit ihnen die Mystik entdeckt. Der Augsburger Domkapitular Bertram Meier bringt in seinem Aufsatz „Extra Christum nulla salus. Johann Michael Sailers Anstöße für einen ökumenischen Weg“ (2001) korrespondierend zu Friemel weitere Anstöße Sailers für einen ökumenischen Weg zur Darstellung.

Der emeritierte Regensburger Kirchenhistoriker Karl Hausberger macht in seiner Abhandlung „Sailers Weg zur Bischofswürde“ (1982) deutlich, wie verschiedene Berufungen dieses großen Theologen auf Bischofsstühle in Deutschland immer wieder zu Unrecht umstritten waren, bis schließlich Kronprinz Ludwig den Weg zur Bischofswürde in Regensburg ebnete. Paul Mai, ehemaliger Direktor der Bischöflichen Zentralbibliothek und des Archivs des Bistums Regensburg, stellt „Johann Michael Sailers Wirken als Weihbischof und Bischof im Bistum Regensburg“ (1982) vor. Bernhard Lübbers, Leiter der Staatlichen Bibliothek Regensburg, würdigt in seinem Originalbeitrag „König Ludwig I. und Johann Michael von Sailer. Mit einem Anhang bisher ungedruckter Briefe Sailers“ die Beziehungen zwischen Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig I. von Bayern, und seinem Privatlehrer und Freund Sailer. August Scharnagl, Musikforscher und Betreuer der Proske-Sammlung, gibt Einblicke in das Thema „Sailer und Proske. Neue Wege der Kirchenmusik“ (1982).

 

Von Regensburg nach Hamburg nach Regensburg

Eberhard Dünninger (†) und Johann Gruber zeichnen in ihrem Beitrag "Bischof Johann Michael Sailer wieder auf dem Emmeramsplatz. Die Rückkehr des Denkmals an seinen angestammten Ort" den Weg nach, den das Sailer-Denkmal vom Emmeramsplatz über Hamburg zurück nach Regensburg, zunächst in der Bahnhofstraße, ab 2014 wieder am Emmeramsplatz, genommen hat. Charlotte Meinardus, die über den Bildhauer Max von Widnmann eine Dissertation schreibt, steuert in ihrem Originalbeitrag ("Maximilian von Widnmann - künstlerischer Schöpfer des Sailer-Denkmals in Regensburg. Ein in Vergessenheit geratener Bildhauer") ein kurzes Lebensbild des Künstlers bei. Peter Scheuchenpflug stellt in seinem Aufsatz "Johann Michael Sailer als Brückenbauer im Kreis seiner Schüler und Freunde. Pastoraltheologische Skizzen zum theologiegenerativen Potential sozialer Räume" anhand ausgewählter Beispiele die intensive Beziehung Sailers zu seinen Freunden und ehemaligen Schülern - Priestern wie Laien und besonders auch Frauen - dar.

Die reichhaltigen Beiträge dieser Publikation zeigen, dass Papst Johannes Paul II. Recht hatte, wenn er sagte: "Bischof Sailer ist würdig, dass ihn Gelehrte und Inhaber des Hirtenamtes auch unserer modernen Zeit beachten und genau kennenlernen, auf ihn zurückgreifen und sich ihn immer wieder vor Augen halten."

Prof. Dr. Josef Kreiml         

Veröffentlicht in: Klerusblatt, München, Jahrgang 95/2015, Dezember-Heft.

 

Über den Band:

Baumgartner, Konrad, Voderholzer, Rudolf, Johann Michael Sailer als Brückenbauer. Festgabe zum 99. Katholikentag 2014 in Regensburg. (Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Beiband 22), 244 Seiten (und 30 Bildtafeln), Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte, Regensburg 2014, ISSN 0945-1722. 



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