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Sechste Wolfgangsspuren-Wanderung mit Bischof Voderholzer

Mit dem Heiligen Wolfgang durch die Diaspora

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Kirchenlamitz-Marktleuthen, 6. Juli 2024

Die sechste Wanderung auf den Spuren des Heiligen Wolfgang im Bistum Regensburg führte Bischof Rudolf in die Diaspora. Am Samstag, 6. Juli, pilgerte er zusammen mit rund 50 Gläubigen von Kirchenlamitz zur Wolfgangskirche ins benachbarte Marktleuthen. Beide Orte liegen im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge am nördlichsten Rand des Bistums.

Die Weidenkirche unter freiem Himmel im Pfarrgarten von St. Michael in Kirchenlamitz bildete den Ausgangspunkt für die sechste, 6,5 Kilometer lange Wolfgangswanderung mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. Start- und Zielort liegen im protestantisch geprägten Oberfranken. Die Katholiken der Städte Kirchenlamitz, Marktleuthen, Weißenstadt sowie der Gemeinde Röslau haben sich zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammengefunden mit Marktleuthen als Mutterpfarrei. Sie betreuen die beiden Geistlichen Andrzej Gromadzki und Hans Riedel.

Pfarrer Gromadzki begrüßte die rund 50 Pilger, bevor Bischof Rudolf sie auf die rund zweistündige Wanderung über die Fluren und durch den Wald nach Marktleuthen einstimmte. Die dortige Kirche ist dem Heiligen Wolfgang geweiht und bildete das Ziel des Ausflugs.

Die katholischen Gotteshäuser der Pfarreiengemeinschaft sind vergleichsweise jung. St. Michael in Kirchenlamitz wurde im Jahr 1953 fertiggestellt, die Wolfgangskirche in Marktleuthen 1956. Beiden gingen Betsäle voraus. Die Kirchenbauten wurden einerseits durch die Zunahme der katholischen Gläubigen nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schlesien und dem Sudetenland nötig, andererseits durch viele neue Gemeindemitglieder aus Spanien und Italien, die in der Porzellanindustrie arbeiteten.

Pilger stehen in einer Freiluftkirche unter strahlend blauem Himmel

Unter freiem Himmel: Die Weidenkirche im Pfarrgarten von St. Michael in Kirchenlamitz war Ausgangspunkt. © Katrin Lyda

Wolfgang als Impulsgeber

Vorbei am Kirchenlamitzer Friedhof strebte die Wandergruppe, die sich aus Teilnehmern aus der Pfarreiengemeinschaft, aus Selb und aus Wiesau in der nördlichen Oberpfalz zusammensetzte, bergan auf die Raumetengrüner Höhe. Sie bietet einen weiten Ausblick auf die Gipfel des Fichtelgebirges – Epprechtstein, Kornberg, Kösseine, Ochsenkopf, Rudolfstein und Schneeberg. An einem besonders schönen Aussichtspunkt hatten in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der damalige Pfarrer Hans Schinhammer und Gemeindeglied Ottmar Zötzl, der in der hiesigen Steinindustrie tätig war, ein Flurkreuz auf einem Granitfindling errichten lassen. Dort gedachten die Pilger dem Heiligen Wolfgang als Lehrer. „Was ist mir Wissen und Bildung wert?“, lautete der Impuls für diese Station. Der Niederlamitzer Musiker Ingo Schlötzer und Gemeindereferent Thomas Kern erinnerten an das Leben Wolfgangs, dessen Geburtstag sich heuer zum 1100. Mal jährt. Bischof Rudolf wandte sich im Gebet an den Heiligen, um „auch in uns den Funken der Weisheit zu erneuern“.

Wie bleibt die Kirche sichtbar?

Von der Höhe hinab führte der Weg ins Kartoffeldorf Raumetengrün mit seinen gepflegten, wohl restaurierten Bauernhöfen. Am dortigen Dorfbrunnen gab es Informationen zu Wolfgang als Priester. Ingo Schlötzer und Thomas Kern interpretierten den Appell „Wie kann ich dazu beitragen, dass die Kirche in meinem Ort, in meiner Pfarrei sichtbar und lebendig bleibt?“ Dazu hörten die Wanderer eine Lesung aus dem 1. Timotheusbrief.

Auf gut befestigten Wirtschaftswegen marschierte die Pilgergruppe gen Marktleuthen. Beim Blick zurück türmten sich schon schwarze Wolkengebilde am zuvor noch strahlend blauen Himmel auf. Strammen Schrittes strebten die Wanderer auf den Wald zu, der die Raumetengrüner Flur mit der Marktleuthener verband. Bereits in Sichtweite des Zielortes begann es zu tröpfeln, dann zu regnen, bis sich schließlich ein heftiges Gewitter zu entladen begann und die Gruppe bis ins Ziel begleitete.

Tropfnass erreichten die Wolfgangswanderer endlich die katholische Kirche. Dort hatte Pfarrer Gromadzki in kluger Voraussicht Handtücher und einen Stapel frisch gewaschener T-Shirts parat, um die vom Regenguss durchnässten Pilger trockenzulegen.

Wolfgangsreliquie im Gepäck

Den Vespergottesdienst gestalteten unter der Leitung von Stephan Merkes die Sängerinnen Barbara Riedel (Sopran) und Beate Zehrer (Alt), der Festtagschor Wunsiedel, die Streichhölzer Wunsiedel, Gerd Kögler und Josef Schneider mit der Trompete sowie Barbara Brödler mit der Querflöte musikalisch.

Bischof Rudolf hatte eine Reliquie des heiligen Wolfgang aus Matting mitgebracht. Er habe sie sich für den Gottesdienst eigens ausgeliehen, berichtete der Bischof. Im Dialog mit dem jungen Gemeindeglied Benedikt Schlötzer erläuterte er die Attribute des Heiligen, Hackl – also Axt –, Kirche und Bischofsmütze. Die Axt habe Wolfgang geworfen, und gelobt, dort, wo sie falle, eine Kirche zu errichten. Das sei dann am heutigen Wolfgangsee im Salzkammergut erfolgt. Wolfgang, damals Bischof von Regensburg, hat sich um das Jahr 976 dort aufgehalten.

Rudolf erteilte der Gemeinde den gemeinsamen Segen und segnete anschließend jeden einzelnen mit der Wolfgangsreliquie.

Nach dem Gottesdienst gab es im Pfarrhof der Marktleuthener Wolfgangskirche noch eine Stärkung für die Wanderer mit Gegrilltem und Getränken. Der Regen hatte währenddessen wieder aufgehört, und die Gemeinde saß in der Abendsonne zusammen, ganz im Sinne Wolfgangs, „eines europäischen Heiligen, der die Menschen zusammenführt“, wie ihn Bischof Rudolf eingangs geschildert hatte.

Text und Fotos: Katrin Lyda

(SG)



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