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Prof. Kreiml zum neuen Arbeitsdokument für die Weltsynode

Inspiration für die Zukunft

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Regensburg, 5. August 2024

Im Rahmen des von Papst Franziskus im Jahr 2021 ausgerufenen synodalen Prozesses der Katholischen Kirche findet – nach der vierwöchigen ersten Sitzung im Herbst 2023 – im kommenden Oktober die zweite Sitzung der Bischofssynode mit rund 400 Mitgliedern (Bischöfe, Ordensleute, Priester und Laien) statt. Für diese Zweite Sitzung der römischen Weltsynode hat der Vatikan Anfang Juli unter dem Titel „Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können“ ein 56-seitiges „Arbeitsinstrument“ („Instrumentum laboris“) veröffentlicht, das den Mitgliedern der Synode zur inhaltlichen Vorbereitung der Versammlung dienen soll. Domkapitular Prof. Josef Kreiml stellt dieses „Instrumentum laboris“ vor.

Erneuerung des Volkes Gottes

Im Zentrum der Synode 2021-2024 steht „der Aufruf zur Erneuerung des Volkes Gottes in der Nachfolge des Herrn und die Verpflichtung zum Dienst an seiner Sendung. Der Ruf, missionarische Jünger zu sein, beruht auf der gemeinsamen Identität der Taufe“ (Arbeitsinstrument, S. I). Synodalität „ist Ausdruck des Wesens der Kirche“ (S. II). Nach der Eröffnung des synodalen Prozesses im Oktober 2021 haben sich die Diözesen der katholischen Weltkirche auf eine erste Phase des Zuhörens eingelassen. Das synodale Aufeinander-Hören mündete – über diözesane, nationale und kontinentale Etappen – in einen kontinuierlichen Dialog, der vom Generalsekretariat der Synode durch Syntheseberichte und Arbeitsdokumente begleitet wurde.

Grundlagen der Synodalität

Mit der Ersten Sitzung der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 wurde die zweite Phase eröffnet, in der die Früchte des Zuhörens entgegengenommen wurden, um im Gebet und Dialog jene Schritte zu erkennen, zu denen der Heilige Geist die Gläubigen aufruft. Durch die von Stille, Gebet, Hören auf das Wort Gottes, geschwisterlichem Dialog und frohen Begegnungen geprägten Weg hat – so die Synodenteilnehmer – das Volk Gottes in der gemeinsamen Verantwortung als Gemeinschaft der Erlösten „ein tieferes Bewusstsein für unsere Beziehung als Brüder und Schwestern in Christus entwickelt“ (S. VIII).

Von der Weltsynode sind eine Vertiefung des Verständnisses von Synodalität, eine bessere Fokussierung auf die Praktiken einer synodalen Kirche und einige kirchenrechtliche Änderungsvorschläge zu erwarten. Synodalität bedeutet keineswegs eine Abwertung der besonderen Autorität und der spezifischen Aufgaben, die Christus den Hirten (Bischöfen und Priestern) anvertraut. Synodalität bietet vielmehr „den geeignetsten Interpretationsrahmen für das Verständnis des hierarchischen Dienstes selbst“ (Papst Franziskus) und lädt die ganze Kirche – einschließlich derer, die eine besondere Autorität ausüben – zu einer echten Umkehr ein. Alle Aspekte des synodalen Lebens müssen auf eine größere Wirksamkeit in der missionarischen Sendung der Kirche ausgerichtet sein.

Die Berufung der Frauen umfassender anerkennen

Das „Instrumentum laboris“ betont – gegen bestimmte Gender-Theorien – den Unterschied zwischen Männern und Frauen. „Unsere Berufung als Christen besteht darin, diesen von Gott gegebenen Unterschied in Ehren zu halten, indem wir in der Kirche eine dynamische wechselseitige Beziehung als Zeichen für die Welt leben“ (Nr. 13). Im gleichen Atemzug stellt das Dokument auch fest, dass die in allen Phasen des synodalen Prozesses gesammelten Beiträge einen Aspekt besonders betonen: Die Berufung der Frauen muss „in allen Bereichen des kirchlichen Lebens unbedingt umfassender anerkannt werden, was ein unerlässlicher Schritt zur Förderung dieser wechselseitigen Beziehung ist“ (ebd.). In den vor einigen Monaten eingereichten Beiträgen der verschiedenen Bischofskonferenzen wird anerkannt, dass viele Bereiche des kirchlichen Lebens „für die Teilhabe von Frauen offen sind. Sie stellen jedoch auch fest, dass diese Teilhabemöglichkeiten oft ungenutzt bleiben“ (Nr. 15). Deshalb wird vorgeschlagen, dass die Zweite Sitzung der Bischofssynode im Oktober 2024 „das Bewusstsein für diese Möglichkeiten schärft und ihre Weiterentwicklung in Pfarreien, Diözesen und anderen kirchlichen Bereichen, einschließlich verantwortlicher Positionen, fördert“ (ebd.).

Reform als innere Verwandlung

Der Aufruf Jesu zur Umkehr im Evangelium ist eine Einladung, persönliche und gemeinschaftliche Lebensweisen zu überdenken und sich vom Geist Gottes verwandeln zu lassen. „Eine Reform kann sich nicht allein auf Strukturen beschränken, sondern muss in einer inneren Verwandlung verankert sein“ (Nr. 19). Für eine synodale Kirche ist die erste Umkehr die des Zuhörens, „dessen Wiederentdeckung eine der größten Erkenntnisse des bisherigen Weges war“ (ebd.): das Hören auf den Heiligen Geist und das gegenseitige Hören als grundlegende Voraussetzung für die Sendung der Kirche. Der synodale Stil der Kirche „bietet viele wichtige Einsichten für die Menschheit“ (Nr. 20). In einer Zeit, die von immer extremeren Ungleichheiten, von Ernüchterung im Hinblick auf das Funktionieren der Demokratie und von der Versuchung, Konflikte mit Gewalt zu lösen, geprägt ist, kann Synodalität „eine Inspiration für die Zukunft unserer Gesellschaften sein“ (ebd.). Die synodale Art, Beziehungen zu leben, bezeugt das tiefe menschliche Bedürfnis, in einer konkreten Gemeinschaft willkommen zu sein und sich anerkannt zu fühlen. Sie ist eine „Herausforderung an die wachsende Isolation der Menschen und den kulturellen Individualismus, den selbst die Kirche häufig verinnerlicht hat, und ruft uns zu gegenseitiger Fürsorge, wechselseitiger Unterstützung und Mitverantwortung für das Gemeinwohl auf“ (ebd.).

Heilung und Versöhnung

In jeder Phase des synodalen Prozesses ist das starke Bedürfnis nach Heilung, Versöhnung und Wiederherstellung des Vertrauens innerhalb der Kirche und der Gesellschaft zum Ausdruck gebracht worden. Dabei handelt es sich um eine grundlegende Leitlinie für das missionarische Engagement des Volkes Gottes in unserer Welt und „zugleich um ein Geschenk, das wir von oben erbitten müssen“ (Nr. 21). Neben diesen grundsätzlichen Ausführungen im Kapitel „Grundlagen“ enthält das Arbeitsinstrument drei Teile, die auf konkrete Themenstellungen besonderen Bezug nehmen: In Teil 1 („Beziehungen“) werden Fragen nach Charismen und Ämtern im Volk Gottes gestellt (u. a. „Mit geweihten Amtsträgern: im Dienst der Harmonie“) und der „Austausch geistlicher Gaben“ innerhalb der katholischen Kirche und in der Ökumene der verschiedenen Konfessionen beleuchtet. Teil 2 („Wege“) greift z. B. Fragen nach einer ganzheitlichen Ausbildung, nach der Gestaltung von Entscheidungsprozessen und nach Transparenz und Rechenschaft auf verschiedenen kirchlichen Ebenen auf. In Teil 3 („Orte“) werden die Besonderheiten der Ortskirchen in der katholischen Kirche, die Elemente der kirchlichen Einheit und der Einheitsdienst des Papstes erläutert.
 

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Bischöflicher Beauftragter für den Synodalen Weg im Bistum Regensburg

(kw)



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