News Bild Prof. Josef Kreiml über Hinwendungen zum katholischen Glauben im Laufe der Jahrhunderte
Prof. Josef Kreiml über Hinwendungen zum katholischen Glauben im Laufe der Jahrhunderte

Wenn Gott ins Spiel kommt

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Regensburg, 6. März 2024

In allen Jahrhunderten gab es zahlreiche Menschen, die – zunächst in anderen Konfessionen beheimatet – katholisch geworden sind.

Es sei nur an den bedeutenden anglikanischen Theologen John Henry Newman (1801-1890) erinnert, der in der Mitte seines Lebens zur katholischen Kirche übergetreten ist und 2019 heiliggesprochen wurde. Auch viele Schriftsteller sind unter den Konvertiten zu finden – so z. B. Alfred Döblin (1878-1957), der Autor des Romans „Berlin Alexanderplatz“. Als er 1943 bei einem Treffen von Schriftstellern in den USA bekanntgab, dass er Katholik geworden ist, löste das bei seinen Kollegen großes Erstaunen, zum Teil Entsetzen aus.

Gilbert Keith Chesterton: Zuerst Father Brown, dann die Heiligen

Der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton (1874-1936) gilt als einer der berühmtesten Konvertiten des 20. Jahrhunderts (vgl. Esther von Krosigk, Wenn Künstler katholisch werden, in: Die Tagespost vom 22. Februar 2024, S. 17). Zunächst Agnostiker, wurde er 1922 römisch-katholisch. Bereits zwölf Jahre vor seiner Konversion schuf er die Figur des „Father Brown“, eines katholischen Priesters, der sich nebenbei als Detektiv betätigt. Am bekanntesten ist Chesterton durch diese Father-Brown-Geschichten geworden, „in denen er den Katholizismus so überzeugend darstellt, als wollte er sich durch das Schreiben selbst missionieren“ (ebd.). Nach seinem Übertritt zur katholischen Kirche wandte sich Chesterton einer neuen Thematik zu. Er beschäftigte sich intensiv mit den Heiligen und schrieb Bücher über Thomas von Aquin und Franz von Assisi. Außerdem schrieb er Aufsätze über Jean-Marie Vianney, den hl. Pfarrer von Ars, und den hl. Thomas Morus. Auch nach seinem Tod 1936 blieb sein Einfluss ungebrochen. 1953 konvertierte der bekannte britische Schauspieler Alec Guinness (1914-2000) zur römisch-katholischen Kirche, nachdem er die Rolle des „Father Brown“ gespielt hatte und dadurch mit dem katholischen Glauben in Berührung gekommen war.

Sigrid Undset: Christliche Werte wie Ehrfurcht und Treue

Fast zeitgleich mit G. K. Chesterton nahm die spätere Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset (1882-1949) im Jahr 1924 den katholischen Glauben an. In ihrem Heimatland Norwegen galt der Übertritt der vielbeachteten Autorin zum Katholizismus als Sensation. Undset, die in einem toleranten, freidenkenden Elternhaus aufgewachsen ist, fand durch die Krisenzeit des Ersten Weltkriegs und eine schwierige Ehe zum Christentum. Gewiss spielte dabei auch ihr literarisches Schaffen eine wichtige Rolle. Ihre Geschichten siedelte die Autorin im 13. und 14. Jahrhundert an. Christliche Werte wie Ehrfurcht und Treue wurden zu Leitmotiven des Handlungsgeschehens. Neben detailreichen Schilderungen der damaligen Welt legt Sigrid Undset eine sensible Wahrnehmung für das Geheimnisvolle des Lebens, für das, was jenseits von Logik und Verstand liegt, an den Tag. Hinter ihrem nüchternen Realismus verbirgt sich immer etwas Unerklärliches. Den Nobelpreis erhielt Sigrid Undset 1928 für ihre beiden Werke „Kristin Lavranstochter“ (dreibändiger Roman 1920-1922) und „Der Meister von Hestviken“ (1925). In Bezug auf den Roman „Kristin Lavranstochter“, den viele für den bedeutendsten katholischen Roman des 20. Jahrhunderts halten, begründete das Nobelpreis-Komitee seine Entscheidung mit den darin enthaltenen „kraftvollen Schilderungen des nordischen Lebens im Mittelalter“. In späteren Jahren wandte sich Undset verstärkt der Gegenwart zu. Sie schrieb mehrere Romane, die im modernen Oslo spielen und einen ausgeprägten katholischen Charakter haben. Inspirationen dafür fand sie in der kleinen, aber von lebendigem Glauben getragenen katholischen Gemeinde in Norwegen.

Jon Fosse: Nach einem schweren Unfall Hinwendung zu Gott

Im Jahr 2023 erhielt der norwegische Schriftsteller und Konvertit Jon Fosse mit dem Nobelpreis für Literatur die höchste literarische Auszeichnung für sein Schaffen. Früh erlebte der 1959 geborene Dramatiker einen Bruch in seinem Leben. Im Alter von sieben Jahren hatte er einen Unfall, bei dem er fast verblutete. Aus diesem existenziellen Erlebnis erwuchs seine Hinwendung zu Gott – auf dem Weg seines literarischen Schaffens. „Da ist ein anderer in mir. Als Schriftsteller bin ich derjenige, der ihm zuhört. Jedes Werk, jedes Buch ist ein eigenes Universum, mit seinen spezifischen Regeln und Bedingungen. Ich entwerfe diese Universen“, sagte Jon Fosse in einem Interview im vergangenen Dezember. Fosse entstammt einer Familie von Quäkern. Mit 16 Jahren trat er aus der evangelisch-lutherischen norwegischen Staatskirche aus und wurde mit 50 Jahren katholisch. „Seitdem betet er, wie seine Romanhelden auch, täglich den Rosenkranz und das Vaterunser auf Latein“ (ebd., S. 17).

Franz Werfel: Als Jude dem katholischen Glauben zugetan

Es gibt auch Schriftsteller, die nie zum Katholizismus konvertiert sind, in deren Werken aber die Faszination für den katholischen Glauben durchschimmert. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist der jüdische Schriftsteller Franz Werfel (1890-1945), der in seinem Buch „Das Lied von Bernadette“ die bewegende Geschichte der Marienerscheinungen von Lourdes erzählt. Auslöser für die Niederschrift dieses Romans waren dramatische Lebensereignisse und – damit verbunden – ein Gelübde. Im Jahr 1940 befand sich Werfel zusammen mit seiner Frau Alma auf der Flucht vor den Nationalsozialisten und verbrachte mehrere Wochen in Lourdes. Die Begegnungen der jungen Bernadette Soubirous mit der Muttergottes, die sich 1858 dort zugetragen hatten, berührte Werfel derart, dass er gelobte, die Geschichte aufzuschreiben, wenn die weitere Flucht von Südfrankreich in die USA gelinge. Gemeinsam mit Heinrich, Nelly und Golo Mann durchquerte das Ehepaar Werfel Spanien und Portugal und konnte schließlich in die USA emigrieren. Dort angekommen, hielt Franz Werfel Wort. Sein Roman über die heilige Bernadette erschien 1941 und wurde sein erfolgreichstes Buch. Die Verfilmung des Romans (1943) wurde 1944 mit vier Oscars ausgezeichnet. Obwohl sich Werfel dem Christentum eng verbunden fühlte, lehnte er die Taufe aufgrund eines tiefen Mitgefühls für sein Volk strikt ab: „Israel geht durch die Stunde seiner unerbittlichsten Verfolgung. Ich könnte mich nicht dazu bringen, mich in dieser Stunde aus den Reihen der Verfolgten fortzuschleichen“ (zitiert nach: Esther von Krosigk, S. 17). Dem Erzbischof von New Orleans schrieb Franz Werfel 1942: „Ich sehe in der katholischen Kirche die reinste von Gott auf die Erde gesandte Kraft …, um die Übel des Materialismus und Atheismus zu bekämpfen.“

Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Vorsitzender des Institutum Marianum Regensburg

(kw)

Weitere Infos

Bereits zuvor befasste sich ein Artikel in der Tagespost mit dem Thema: Wenn Künstler katholisch werden, Tagespost-Artikel vom 22. Februar 2024



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