Regensburg, 30. November 2024
Ein besonderer Sonntag ist der Erste Advent. Es ist das kirchliche Neujahrsfest, der Beginn des Kirchenjahres. Mit dem nun beginnenden Advent an wird das Kommen Jesu Christi erinnert. Dies geschieht in doppelter Hinsicht, indem die Gemeinde auf das Weihnachtsfest hin lebt, wo der ersten Ankunft des Heilands in der Krippe gedacht wird. Zugleich ist aber die Erwartung des Herrn an seinem Tag, der der jüngste Tag ist, Thema dieses kommenden Sonntags. Dementsprechend die Ermahnungen des Predigttextes, das gottgefällige Leben zu vervollkommnen. Denn es ist den Christen und allen Menschen gesagt, was gut ist.
Erster Adventssonntag C – Erster Thessalonicherbrief 3,12 – 4,2
„Schwestern und Brüder! 3,12Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, 13damit eure Herzen gestärkt werden und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn, mit allen seinen Heiligen. Amen. 4,1Im Übrigen, Brüder und Schwestern, bitten und ermahnen wir euch im Namen Jesu, des Herrn: Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so; werdet darin noch vollkommener! 2Ihr wisst ja, welche Ermahnungen wir euch im Auftrag Jesu, des Herrn, gegeben haben.“
Die Lesung aus dem Ersten Thessalonicherbrief bringt uns direkt zu Beginn des Advents einen Aspekt dieser Zeit in Erinnerung, der heute oft untergeht. Wenn die Kirche sich auf Weihnachten vorbereitet, dann nicht nur auf die Ankunft Jesu im Stall von Bethlehem. Die Kirche wartet auch auf die neuerliche Ankunft Jesu am Ende der Zeiten. Der Apostel Paulus hebt im Thessalonicherbrief hervor, dass die Gemeinde geheiligt sein soll, „bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn, mit allen seinen Heiligen.“ Das Evangelium dieses Sonntags (Lk 21,25-28.34-36) betont ebenfalls diesen „jüngsten Tag“, wenn Christus spricht: „Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ (Lk 21,27).
Die Texte der Liturgie spiegeln diesen Gedanken ebenfalls wider. Das Tagesgebet dieses ersten Adventssonntags bittet um die Hilfe, dass wir „Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe vorbereiten, damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.“ Für die Kirche war und ist diese erste Ankunft Jesu bei seiner Geburt untrennbar verbunden mit seiner zweiten Ankunft am Ende der Zeiten. Christus kommt zweimal auf diese Welt. Die Präfation vor dem Hochgebet spricht vom „ersten Kommen“ Christi in seiner Menschwerdung – wir erwarten sein zweites Kommen.
Das kommende Gericht Gottes, dieser jüngste Tag, sind heute im Denken und Leben der Kirche nicht so präsent wie zu anderen Zeiten. Der Erste Thessalonicherbrief des Apostels Paulus etwa atmet die Erwartung, dass Christus bald – ja: sehr bald – wiederkommen werde. Bald mussten die Christen erfahren, dass man dieses „sehr bald“ vielleicht nicht wörtlich verstehen dürfte. Das tut dem grundsätzlichen Glauben der Kirche aber keinen Abbruch: Christus wird wiederkommen, wie er es verheißen hat. „Ihr wisst weder den Tag noch die Stunde“, sagt Jesus (Mt 25,13). Gerade deshalb ist von den Christen eine Haltung der Wachsamkeit und Erwartung gefragt.
Wir wissen nicht, wann Christus wiederkommen wird – und haben dennoch mit dieser Erwartung zu leben. Die Bilder apokalyptischer Heimsuchungen verdecken bisweilen, was das im Kern bedeutet: Christus, der die Welt gerettet hat, wird kommen, um seine Schöpfung zu sich heimzuholen. Die Erwartung des nahenden Endes ist mit dem Gericht verbunden und damit eine ernste Botschaft – aber doch keine verzweifelte. Wir wissen Christus an unserer Seite. Umso mehr sollen wir danach streben, so zu leben „um Gott zu gefallen“, schreibt Paulus. Daran soll der Advent erinnern: Unser Leben soll heilig sein in Vorbereitung auf diesen letzten Tag und diese letzte Stunde, wenn Christus zum zweiten Mal kommen und uns alle heimholen wird.