News Bild Prof. Dr. Josef Kreiml über Naturwissenschaft und Gottesglaube

Prof. Dr. Josef Kreiml über Naturwissenschaft und Gottesglaube

Die Entstehung des Universums


ERROR: Content Element with uid "20236" and type "grid__12" has no rendering definition!

Pure Wissenschaftsgläubigkeit greift zu kurz

Eine pure Wissenschaftsgläubigkeit (Szientismus) ist nach Lennox` Überzeugung nicht schlüssig. Bertrand Russell war der Meinung, dass die meisten interessanten Fragen außerhalb der wissenschaftlichen Kompetenz liegen. Theisten behaupten, dass die Vernunft gewisse Fragen ohne weitere Hilfe nicht beantworten kann; dazu ist eine andere „Informationsquelle“ nötig, z. B. göttliche Offenbarung. Auf die Frage, ob Gott eine „überflüssige Hypothese“ ist, antwortet Lennox, wir sollten den Mechanismus, durch welchen das Universum funktioniert, weder mit dessen Ursprung noch mit dessen Erhalter verwechseln. Isaac Newton wurde durch seine naturwissenschaftlichen Entdeckungen zu einer größeren Bewunderung Gottes geführt. Der Philosoph Richard Swinburne stellt fest: „Der große Erfolg der Wissenschaft, der uns erkennen lässt, wie unendlich geordnet die natürliche Welt ist, liefert starke Argumente dafür, anzunehmen, dass es eine tiefer liegende Ursache für diese Ordnung gibt.“

Prof. Dr. Josef Kreiml

Die Ordnung des Universums spricht für die Existenz Gottes

Die Frage nach dem Anfang des Universums wird von erheblichen theoretischen Schwierigkeiten begleitet. Der Theismus (Annahme der Existenz Gottes) liefert – so Lennox – auf die Frage, warum das Universum rational verstehbar ist, eine „vernünftige Begründung“, während der Naturalismus (die Annahme, dass es hinter der Natur nichts gibt) dazu nicht in der Lage zu sein scheint. Im Grunde könnte man vermuten, dass die Welt chaotisch ist. Albert Einstein empfand die hochgradige Ordnung des Universums als „Wunder“ bzw. „ewiges Geheimnis“. Lennox stellt fest, dass auch die Wissenschaftler Glaubensartikel kennen, z. B. das Prinzip der Uniformität der Natur (Einheitlichkeit der Naturgesetze). Die Wissenschaft ist „weit davon entfernt“, Gott abzuschaffen. Der Theismus setzt die rationale Verstehbarkeit des Universums in einen sinnvollen Gesamtzusammenhang, während der Reduktionismus (das Absehen von Gott) diese Verstehbarkeit untergräbt und sie sinnlos macht. Selbst Stephen Hawking, der den einstigen Lehrstuhl von Isaac Newton in Cambridge innehatte, gestand in einem Fernsehinterview: „Es ist schwierig, über den Anfang des Universums zu diskutieren, ohne das Konzept Gott zu erwähnen.“ Es sieht so aus, als verfolge der Theist den wissenschaftlichen Grundgedanken konsequenter, indem er die Frage, wie eine erkennbare Ordnung überhaupt möglich ist, zu Ende denkt. Die Wissenschaft kann die Frage nicht beantworten, warum es ein Universum gibt. Allan Sandage, der Entdecker der Quasare und einer der Väter der modernen Astronomie, sagt: „Ich finde es ziemlich unwahrscheinlich, dass eine solche Ordnung aus dem Chaos kam. Es muss irgendein Organisationsprinzip geben. Für mich ist Gott ein Geheimnis, aber er ist die Erklärung für das Wunder der Existenz – warum es etwas gibt und nicht nichts“ (in: New York Times 1991).

Ein sich selbst erklärendes Universum: offene Fragen

Argumentationsversuche für ein sich selbst erklärendes Universum erweisen sich als höchst widersprüchlich. Der Physik-Nobelpreisträger Charles Townes formuliert in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer philosophischen Erklärung. Jüngste Forschungen haben zu dem Ergebnis geführt, dass viele der grundlegenden Naturkonstanten genau die Feinabstimmung haben, die für die Existenz von Leben notwendig ist. Lennox nennt diesbezüglich höchst spektakuläre Beispiele. Für diese Feinabstimmung fordern viele Wissenschaftler eine Erklärung. Das Argument der Feinabstimmung stellt uns – so der Philosoph John Leslie – vor höchstens zwei Alternativen: entweder an die Realität Gottes oder an die „Multiversums“-Hypothese zu glauben. Der bedeutende Quantentheoretiker John Polkinghorne sieht keinen wissenschaftlichen Grund, an ein Ensemble von Universen zu glauben, und der Philosoph Richard Swinburne stellt fest: „Eine Billion Billionen anderer Universen vorauszusetzen statt eines Gottes, um die Ordnung des Universums zu erklären, kommt dem Gipfel der Unvernunft gleich.“

Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, (Leiter der Hauptabteilung Schule / Hochschule im Bistum Regensburg)

Foto: Deckengemälde von Michelangelo in der Sixtina, Rom: Die Erschaffung Adams, ©savcoco - stock.adobe.com

 

 

 



Nachrichten