bischof voderholzer und pfarrer gerhard Pöpperl starten das Glockengeläut

Bischof Rudolf Voderholzer segnet in Straßkirchen neue Kirchenglocken und eröffnet die Krippenausstellung

„Glocken bringen die Menschen zusammen“


Straßkirchen, 25. November 2025

Es war ein Moment, auf den die Gläubigen in Straßkirchen lange gewartet haben: Am Abend des 26. Novembers kehrte die „Stimme“ der Stadtpfarrkirche zurück. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer segnete den sanierten Glockenturm und das neue Geläut. Im Anschluss eröffnete er mit einem Festvortrag die aktuelle Krippenausstellung.

Pfarrer Gerhard Pöpperl erläuterte, dass der Zustand des Geläuts besorgniserregend und das Schweigen der Glocken keine plötzliche Erscheinung war, sondern das Ergebnis eines langjährigen Verfalls. Bereits vor zehn Jahren musste die Glocke 3 ihren Dienst quittieren und verstummte gänzlich. Vor etwa acht Jahren waren von dem einst stolzen Fünfer-Geläut nur noch zwei Glocken funktionstüchtig. Zuletzt hing das gesamte akustische Leben der Pfarrei an einem seidenen Faden: Nur noch eine einzige Glocke rief die Gläubigen zum Gebet. Die Ursachen waren vielfältig und betrafen sowohl die Bausubstanz als auch die Instrumente selbst. Pöpperl berichtete von massiven Schäden am Kirchturm. Durch undichte Stellen im Dach drang über Jahre hinweg Wasser in das Gebälk, was dazu führte, dass die tragenden Hölzer verrotteten und aus Sicherheitsgründen der Turm sogar gesperrt werden musste. In der umfassenden Sanierung, die im April 2025 begann, mussten Balken ausgetauscht werden, um die Statik wieder zu gewährleisten. Auch die Glocken waren beschädigt. Besonders schmerzlich war der Schaden an der Glocke 2, die Pfarrer Pöpperl liebevoll als „unsere historische Glocke“ bezeichnet. Sie wies Risse auf, was eine aufwendige Reparatur unumgänglich machte. Bei den anderen Glocken versagte im Lauf der Zeit schlicht die Technik: Steuerungen fielen aus, Klöppel waren verschlissen oder die Aufhängungen marode.

Der nun abgeschlossene erste Bauabschnitt – der Turm – schlug mit rund 1,5 Millionen Euro zu Buche. Eine gewaltige Summe, die jedoch notwendig war, um das Wahrzeichen des Ortes zu retten. Dass nun am 26. November alle fünf Glocken wieder gemeinsam erklingen konnten, ist für Pfarrer Pöpperl mehr als nur ein technischer Erfolg. Für ihn ist es die Rückgewinnung der Identität der Pfarrei. 

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer betonte die große Bedeutung der Glocken für das Dorfleben: „Glocken bringen die Menschen zusammen, rufen sie zum Gebet“, sagte er. Sie begleiten die Menschen „von der Wiege bis zur Bahre“ oder besser „von der Taufe bis zum Requiem“. Wenn man sie nicht mehr hört, merke man erst, „was eigentlich fehlt“. Er betonte, dass jede einzelne Glocke mit einer ganz eigenen Geschichte verbunden ist. Es sei „mindestens so spannend, wie die Krippe zu betrachten“ und die Geschichte „dahinter“ zu entdecken, so der Oberhirte.

Segen und entscheidender Knopfdruck

Vor der Inbetriebnahme sprach Bischof Voderholzer das Segensgebet. Er bat Gott: „Segne dieses Geläut, Herr, damit sein Klang weit hinausdringt in unsere Straßen und Felder, zu den Häusern und in die Herzen der Menschen“. Die Glocken sollen als „Ruf zum Gebet“, als „Trost in der Trauer“ und als „Freude über das Leben“ erklingen. Er fügte die Bitte an: „Gib, dass ihr Klang uns mahne, nach deinem Wort zu leben, einander in Liebe zu begegnen“. Dann folgte der Höhepunkt: Der Bischof selbst nahm die Fernbedienung zur Hand, um die Stimme von St. Stephan wiederzuerwecken. „Ich schalte die erste Glocke ein“, kündigte er die tiefste Glocke an. Kurz darauf folgte die nächste: „Es folgt Glocke 2“, die historische Glocke, deren Reparatur besonders aufwändig war. Nacheinander aktivierte Bischof Voderholzer auch die Glocken 3, 4 und 5, bis schließlich das volle Festgeläut über den Vorplatz hallte. Die Gläubigen reagierten mit Begeisterung und Applaus. Nach dem Läuten zog die Gemeinde in die Kirche St. Stephan ein, wo der Bischof das „Te deum“ anstimmte und alle gemeinsam mehrere Strophen des Liedes „Großer Gott, wir loben dich“ sangen.

„Bethlehem ist überall – auch in Straßkirchen“

Im Kreis geladener Ehrengäste eröffnete Bischof Voderholzer anschließend mit der Pfarreiengemeinschaft, der Künstlergemeinschaft und Bürgermeister Dr. Christian Hirtreiter im Pfarrheim die große Krippenausstellung. Bürgermeister Hirtreiter betonte, dass die Krippenbaukunst weit mehr als nur Bastelarbeit sei. Sie ist etwas für „Herz und Verstand“. Besonders stolz zeigte er sich darüber, dass diese Tradition in Straßkirchen keine Altersgrenzen kenne. Es seien „gewachsene Familienwerke“, bei denen oft der Senior das Moos im Wald sammelt, während die Enkelkinder mit Begeisterung die Figuren arrangieren.

In seiner Rede hob er hervor, wie vielfältig die Exponate sind, die von Familien wie Gritsch, Lorenz, Faltermayer oder der Familie Sazic beigesteuert wurden. Hirtreiter würdigte dabei besonders die kreativen Ansätze, etwa die moderne, sandgestrahlte Krippe der Familie Dörfler, die durch ihre spezielle Technik im hinteren Teil des Saals die Blicke auf sich zog, oder die originelle „Koffer-Krippe“ von Johann Ort. Auch die kleinsten Gemeindemitglieder waren vertreten: Die Kinder der Kindergärten St. Martin und St. Elisabeth hatten eigene Werke zur Schau gestellt. Ein besonderer Gruß galt Pater Patrick aus der Abtei Windberg, der bereits Pläne für das kommende Jahr schmiedet und eine Ausstellung über „Weihnachtskrippen in Indien“ ankündigte.

 

„Krippen sind lebendiges Evangelium" 

Den theologischen und kunsthistorischen Rahmen spannte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in seinem Festvortrag. Er schlug dabei die Brücke vom vorangegangenen Glockensegen zur Ausstellung. Der Glaube komme nicht nur vom Hören, sondern auch vom Schauen. Am Anfang der Krippenfrömmigkeit stehe die Aufforderung der Hirten: „Kommt, wir gehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen“. Gott habe sich in Jesus Christus „anschaubar, anfassbar gemacht“, weshalb die Krippe ein „lebendiges Evangelium“ ist, das aus den Seiten der Heiligen Schrift heraustritt.

Der Bischof nahm die Zuhörer mit auf eine Reise durch die Stilepochen. Er erklärte, wie im 18. Jahrhundert die Figuren oft noch das „Zeitkostüm“ der jeweiligen Region trugen, bevor im 19. Jahrhundert der orientalische Stil mit Palmen, Agaven und Fellumhängen Einzug hielt. Diözesanbischof Voderholzer rechtfertigte aber auch die Darstellung des Weihnachtsgeschehens in heimischen Kulissen, sei es ein Stall im Bayerischen Wald oder eine Almhütte: Dies sei kein historischer Fehler, sondern eine tiefe theologische Wahrheit: „Jesus Christus hat sich in seiner Menschwerdung mit allen Menschen verbunden“, so der Bischof. Daraus folge die tröstliche Gewissheit, dass Bethlehem überall sei – und eben auch in Straßkirchen. 

Persönliche Geschichten und Raritäten

Wie sehr die Krippen mit persönlichen Emotionen verknüpft sind, verdeutlichte Pfarrer Gerhard Pöpperl mit einer berührenden Anekdote über ein Jesuskind-Figur in seinem Besitz, die einst von seiner Urgroßtante, einer Klosterschwester, eingekleidet worden war. Er erzählte, dass die Tante im Traum das Jesuskind barfuß und frierend gesehen habe und daraufhin beschloss: „Nein, ich muss es ordentlich anziehen, es darf nicht an den Füßen frieren“.

Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist ein Ausschnitt der großen Krippe der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Irlbach. Mario und Gabriele Huttinger vom Pfarrgemeinderat präsentierten dieses besondere Exponat, das normalerweise nur in der Kirche zu sehen ist. Sie legten jeden ans Herz, die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Irlbach zur Adventszeit zu besuchen, um die komplette Krippe zu betrachten. Die Öffnungszeiten der Krippenausstellung Straßkirchen sind am 27.November von 14 bis 20 Uhr, am 28. November von 14 bis 19 Uhr und am Samstag, 29. November von 14 bis 17:30 Uhr. Die Ausstellung findet seinen Abschluss am ersten Adventssonntag, den 30. November von 11 bis 17 Uhr im Pfarrheim, Lindenstr. 8, 94342 Straßkirchen. Am 30. November, um 16 Uhr, findet eine Kuratorenführung statt. Der Eintritt zur Ausstellung und zur Führung sind jeweils kostenfrei.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Familientrio um Johanna und Martina Hirtreiter, begleitet von Ulrike Hirtreiter am Piano. Den gemütlichen Ausklang des Abends übernahm das Team vom „Café Jedermann“, das die Gäste mit einem Imbiss versorgte und so den Raum für Gespräche über das neue Glockengeläut, Krippen und die beginnende Adventszeit öffnete.

Text und Fotos: Sabrina Melis
(jas/SG)



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