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Priesterdonnerstag mit Pontifikalamt gefeiert

Herr, sende Arbeiter in deinen Weinberg!

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„Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“(Lk 10,2), mit diesen Einführungsworten begrüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die anwesenden Gläubigen gestern Abend in der Niedermünsterkirche in Regensburg. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Regensburger Priesterseminars und vielen Gläubigen, feierte der Regensburger Bischof ein Pontifikalamt, um in besonderer Weise um die Berufungen für neue Priester zu bitten.

1. September - Gedenktag historischer Ereignisse

An jedem ersten Donnerstag eines Monats wird in der katholischen Kirche besonders um Geistliche Berufungen gebetet. Sei es für Priester, Diakone, oder Ordensleute. Ebenso erinnerte der Regensburger Bischof, an diesem 1. September, an den Beginn des Zweiten Weltkrieges, durch den Überfall von Hitlerdeutschland auf Polen vor 83 Jahren. „Wir erinnern uns an das Meer von Blut und Tränen, das dieser Krieg und das totalitäre Regime hinterlassen haben. Wir wollen inständig um den Frieden beten in unseren Tagen, weil wir wieder Krieg in Europa beklagen müssen. Bringen wir alle unsere Sorgen und Nöte in diesen stürmischen Zeiten vor den Herrn, in der Gewissheit, dass er alles zum Guten wende“, so Bischof Rudolf zu Beginn des Gottesdienstes.

Bild einer Kirche

Zugleich verbindet man mit dem 1. September nicht nur den Priesterdonnerstag, sondern auch den „Ökumenischen Schöpfungstag", erklärte Bischof Rudolf in seiner Predigt. Er erläuterte, dass Papst Franzsikus im Zuge seiner Enzyklika „Laudato si“ vom Pfingstfest 2015, diesen Schöpfungstag für die katholische Kirche eingeführt hat und dieser somit auch im Bistum Regensburg gefeiert wird. „Das ist nicht nur eine Erinnerung an die Notwenigkeit, mit der Schöpfung behutsam umzugehen. Gerade jetzt, wo durch die Verknappung des Gas-Angebotes auch noch der wirtschaftliche Druck erhöht wird im Blick auf den sparsamen Umgang mit den Ressourcen“, so der Regensburger Bischof an die Gläubigen. Bei der Einführung des Ökumenischen Schöpfungstages ließ sich Papst Franziskus von der orthodoxen Spiritualität inspirieren. Dahinter steht die marianische Struktur des Kirchenjahres nach orthodoxem Verständnis, erklärte Bischof Voderholzer den Hintergrund für die Terminwahl.

Sorge um das „Gemeinsame Haus der Schöfpung“

Das orthodoxe Kirchenjahr beginnt mit dem Fest der Geburt der Gottesmutter Maria am 8. September und endet mit dem Fest der Entschlafung der Gottesmutter. In der katholischen Kirche feiern wir das Fest Maria Himmelfahrt. „Der neue Schöpfungstag am 1. September macht gewissermaßen das Fest Mariä Geburt zum Oktavtag des Schöpfungstages und setzt damit Schöpfung und Maria ausdrücklich in Beziehung zueinander“, so Bischof Voderholzer weiter. Er stellte auch die Brücke zum Thema Berufungen her und erklärte: „Um ihrer Berufung willen, den Erlöser zur Welt zu bringen, hat Gott Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an, vom Verhängnis der Erbschuld befreit. Damit hat er den Weg zur Heilung und Heiligung der ganzen Schöpfung vorbereitet“. Somit ist der Termin für den Ökumenischen Schöpfungstag sehr bewusst gewählt. Es gehe der Kirche vor allem um die Sorge um das „Gemeinsame Haus der Schöpfung“. Dazu brauche es aber das Verständnis von Schöpfung und Erlösung. Dabei zitierte Bischof Rudolf auch Papst emeritus Benedikt XVI., der in diesem Zusammenhang „von der Ökologie des Menschen“ spricht. Denn der Mensch muss bei diesem Thema zentral mit eingebunden werden, denn „ohne je neue innere Verwandlung und Heilung des Menschen, ohne seine Heiligung wird auch die Bewahrung der Schöpfung vor der Zerstörung des Menschen nicht gelingen“. Der Anfang der Heilung und Heiligung ist die Ehrfurcht vor dem Schöpfer und die je neue Hinkehr zu ihm in der Anbetung.

 

Zelebranten des Priesterdonnerstags

von links nach rechts: Spiritual BGR Matthias Effhauser, Bischof Rudolf Voderholzer, Regens Msgr. Martin Priller und Präfekt Gerhard Pöpperl.

Die Verwandlung zum Menschenfischer

Im zweiten Teil seiner Predigt ging Bischof Rudolf auf das Evangelium des 1. Septembers(Lk 5, 1-11) ein, das „passender nicht hätte sein können“. Es handelt von der Berufung des Simon Petrus am See Genesareth. Der Evangelist Lukas zeigt an dieser Berufungsgeschichte des ersten Apostels exemplarisch, „was die Berufung im Kern ausmacht und mit welchen Wandlungs- und Wachstumsprozessen sie einhergeht“, erklärte der Regensburger Oberhirte. Simon vertraut auf die Worte Jesu, der zu ihm sagt: „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus“. Als erfahrener Fischer hätte man erwarten können, dass er Jesus widerspricht, denn sie haben bereits die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, erklärt Bischof Rudolf in seinen Predigtworten. Simon Petrus vertraut ihm mit den Worten: „Wenn du es sagst, dann will ich die Netze auswerfen“. Und er macht den Fischfang seines Lebens. Da versteht Simon, dass Jesus der Messias ist und vertraut ihm. Diese Wandlung zeigt sich auch in der Anrede von Simon an Jesus. Vorher hatte er ihn mit Meister angesprochen, doch jetzt fällt er auf die Knie und sagt „Herr“, „Kyrie“ zu ihm. Das heißt soviel wie „Mein Herr und mein Gott“, erklärte Bischof Voderholzer den Gläubigen.

Das größte Wunder dieser Geschichte ist nicht etwa der Fischfang, sondern das absolute Vertrauen des Petrus „und sein Entschluss, der erneuten Verheißung Jesu zu trauen, alles liegen und stehen zu lassen, sich umschulen zu lassen und nun mit Jesus zu gehen. Simon der nun zum Petrus geworden ist, hat Vertrauen in Jesus. Und Jesus seinerseits hat Vertrauen in Petrus“, so der Regensburger Oberhirte. Denn Jesus wird ihm sein ganzes Werk anvertrauen, „obwohl er weiß, das Simon wirklich ein sündiger Mensch ist“. Diese Geschichte zeigt die „Keimzelle unserer Gemeinschaft der Kirche“, nämlich das gegenseitige Vertrauen ineinander. Dieses tiefe Vertrauen ist der Fels auf den Jesus seine Kirche gegründet hat und somit der Anfang des Petrusamtes.

Bild in der Kirche am Priesterdonnerstag

Blick in die Zukunft der Kirche

Abschließend warf Bischof Voderholzer noch einen Blick in die Zukunft der Kirche. Wenn wir uns fragen, wie soll es mit der Kirche weitergehen, gibt es für Bischof Rudolf nur eine Möglichkeit: „Wir müssen immer wieder betrachtend und betend auf diesen Ursprung schauen. Und uns fragen: Hören wir genügend auf ihn? Lassen wie ihn genügend zu Wort kommen? Auf wessen Wort hin gestalten wir unser kirchliches Leben? Wie sehr lassen wir uns vom möglichen Gelächter derer am Ufer beeindrucken?“. Er forderte abschließend alle Gläubigen auf, den Worten Jesu zu vertrauen und sich wie Petrus zum Menschenfischer machen zu lassen. Damit wir ebenfalls den Fischzug unseres Lebens machen können.

Zum Abschluss des Gottesdienstes wurde das Allerheiligste auf dem Altar ausgesetzt und in einer Andacht um viele neue geistliche Berufungen gebetet.

Text und Fotos: Christian Beirowski



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