60-jähriges Weihejubiläum der Auferstehungskirche in Pirk
Warum wir keinen Sabbat halten, sondern den Sonntag feiern
Pirk/Regensburg, 11. Juli 2024
Am 19. Juli 1964 errichtete Bischof Rudolf Graber die Pfarrei Pirk und weihte gleichzeitig die Kirche Auferstehung Christi. Vergangenen Sonntag zelebrierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das Pontifikalamt zur Feier des 60-jährigen Jubiläums zusammen mit Pfarrer Thomas Stohldreier und mit Ruhestandspfarrer Pfarrer Andreas Hanauer in der Auferstehungskirche. Vorher ließ er es sich nicht nehmen, jedes der vielen Kinder zu segnen. „Es ist schön, dass so viele Kinder da sind, die uns zeigen, dass die Kirche immer noch jung ist und auch von daher eine Zukunft hat.“
Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer dankte Pfarrer Stohldreier für die freundliche Begrüßung, ebenso Bürgermeister Dietmar Schaller und den Vertretern der Verbände und Pfarrabordnungen, die zahlreich gekommen waren, um das Pontifikalamt mit zu feiern. Besonders freute sich der Regensburger Oberhirte über die vielen jungen Menschen, die zeigen, dass die Kirche eine Zukunft hat. Er selbst freue sich in dieser Kirche zu verweilen, weil er die Kunst von Egino Weinert sehr schätzt. „Vor allem seine Tabernakelgestaltung sei etwas Besonderes. Sie haben eine der schönsten modernen Kirchen.“
Vom Sabbat zum Sonntag
Am Anfang seiner Predigt ging Bischof Rudolf auf den Beginn des Markusevangeliums (Mk 6, 1b–6) ein, wo Jesus am Sabbat, dem siebten Tag der Woche, in die Synagoge geht, wie das bis auf den heutigen Tag fromme Juden tun. Dabei kam die Frage auf, was Sabbat eigentlich bedeutet. „Sabbat heißt, wörtlich übersetzt, der siebte Tag. Scheba ist im Hebräischen sieben – und Sabbat ist der siebte Tag.“ Der Sabbat beginnt am Freitagabend, wenn die ersten Sterne zu sehen sind, mit einer häuslichen Feier. Am Samstagvormittag versammelt man sich dann in der Synagoge, um Gottes Worte zu hören. Das „Sabbatgebot lautet ja: Du wirst doch nicht so dumm sein und am siebten Tag auch noch arbeiten, wo sogar der große und heilige Gott an diesem Tag geruht hat.“ Dieses Gebot sei ein wunderbares Geschenk der biblischen Überlieferung, so Bischof Rudolf. Was aber machen wir, fragte der Bischof, heute anders als Jesus? Wir gehen, wie schon die frühen Christen, nicht mehr am Sabbat in die Synagogen, sondern versammeln uns stattdessen am ersten Tag der Woche, am Tag der Auferstehung des Herrn. „Das nehmen wir so selbstverständlich hin, aber es ist eigentlich unerhört und unglaublich, was sich da bei den frühen Christen abgespielt hat.“ Man kann das im Johannes-Evangelium, im Evangelium vom Ostersonntag und vom Weißen Sonntag ablesen. Jeder kennt die Geschichte des Thomas. Thomas ist so verzweifelt, dass er am Abend des ersten Tages der Woche, dem Auferstehungstag, nicht dabei ist, als Jesus sich den Aposteln als der Auferstandene zeigt. „Und dann heißt es, und das ist ja hochinteressant: Acht Tage danach waren sie wieder versammelt. Dahinter steht schon die Praxis der frühen Kirche, sich am ersten Tag der Woche zu versammeln. Und der Wochenfeiertag wandert vom Sabbat auf den Sonntag.“ Das innerhalb des Judentums, wo der Sabbat bis heute heiliggehalten und von vielen religiösen Geboten und Privilegien geschützt wird, auf den ersten Tag der Woche herüber geht, „ist nur denkbar, weil an diesem ersten Tag der Woche etwas Unglaubliches passiert ist, nämlich die Auferstehung Jesu.“ Das, so der Bischof, hat alles verändert. Deswegen feiern wir nicht das Wochenende, sondern den Wochenanfang, den ersten Tag der Woche.
Ohne Auferstehung gäbe es überhaupt keine Kirche
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) versuchte, auf die entscheidenden Fundamente des Christentums hinzuweisen. Die Heiligen sind wichtig, aber noch wichtiger und zentraler sind die Heilsereignisse. Der damalige Pfarrer hat aus dieser Erkenntnis heraus kein Heiligen-Patrizinium, sondern ein zentrales Heilsereignis als Patrozinium für die neue Kirche in Pirk ausgewählt. Ohne Auferstehung gäbe es überhaupt keine Kirche, sondern stattdessen eine Synagoge. „Also so entscheidend und fundamental ist das, was hier auch bei der Namensgebung für Ihre Kirche geschehen ist. Und deswegen ist das natürlich ein ganz besonderer Kirchenraum.“ Er ist vom Altar gesehen geostet. Der Pfarrer hat bereits damals gegen Osten zur aufgehenden Sonne geschaut. Diese ist ein Auferstehungssymbol. Sie ist die größte menschlich erfahrbare Lichtquelle, die alle Endlichkeit überstrahlt. Diese Lichtfülle ist ein Hinweis auf das Licht der Auferstehung, das alles verwandelt.
Wir Christen sind österliche Menschen
Wir Christen glauben an die Auferstehung des Herrn. „Und deswegen sind wir Christen, österliche Menschen, Auferstehungs- und Sonntagsmenschen. Ohne den Sonntag kann man eigentlich nicht wirklich Christ sein.“ Natürlich gilt das Ruhe-Gebot für den Sabbat auch für den Sonntag. Deswegen sollten wir uns bemühen, die Zahl derjenigen, die am Sonntag für den Sonntag arbeiten, nicht noch weiter auszudehnen. „Jetzt bin ich bei denjenigen, denen ich herzlich danken möchte, dass sie für den Sonntag, für den Tag der Auferstehung, ihr ganzes Leben einsetzen und für den Sonntag am Sonntag arbeiten.“ Das sind alle Priester in der Kirche, wie Herr Pfarrer Stohldreier und Ruhestandspfarrer Pfarrer Hanauer. „Vergelts Gott für Ihren Dienst am Sonntag, für Ihren Dienst an der Verkündigung der Auferstehung. Alles drehe sich, so Bischof Rudolf, um die Auferstehung, denn ohne sie gibt es weder Eucharistie noch Taufe. Die Taufe ist nichts anderes als ein In-die-Auferstehung-Hineingerissen-Werden, mit Jesus begraben zu werden und mit ihm aufzuerstehen.
Bischof Rudolf dankte für den Sonntagsdienst
Bischof Voderholzer dankte allen Kirchenmusikern, Ministranten, Mesnern und dem Pfarrgemeinderat. „Auch das ist ein Dienst am Sonntag, ein Dienst an der Freude der Auferstehung.“ Zudem dankte er den Lektoren für den liturgischen Dienst, den Vereinen und Verbänden sowie dem Frauenbund, der eine ganz wichtige Rolle spielt. Es sei ein Zeichen ihrer Verbundenheit mit der Kirche. Einen ganz besonderen Dank richtete er an die Eltern und Großeltern. Sie sind die ersten Boten des Glaubens für die Kinder und Jugendlichen. Wo zu Hause gebetet wird, wo die Hauskirche lebt, da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Funken überspringt und der Glaube im Herzen der jungen Menschen wächst und es ihn weiterhin gibt. „Halten Sie den Sonntag heilig“, so Bischof Rudolf an die Gläubigen abschließend, dann wird es auch viele weitere Jubiläen geben.
Bürgermeister Schaller: „Wir dürfen stolz auf unsere Kirche sein“
Nach der Pontifikalmesse richtete Bürgermeister Dietmar Schaller ein Grußwort an die Gläubigen. Dabei bedankte er sich bei allen Menschen, die den Mut hatten, ein Werk zu vollbringen, das damals seinesgleichen suchte. Seinerzeit war es keine Selbstverständlichkeit, eine so große und moderne Kirche zu bauen. Dieses Gebäude zeigt auch heute noch, dass die Kirche ihren festen Platz in der Gemeinde behalten habe. Auch im digitalen Zeitalter ist sie der Ort, wo sich der lebendige Glaube versammelt. Herzlich dankte er dem mittlerweile verstorbenen damaligen Pfarrer Gottfried Leibl und dem anwesenden damaligen Kirchenpfleger Oswald Beer für ihr Engagement beim Bau der Auferstehungskirche.
Nach der Pontifikalmesse schaute sich Bischof Rudolf begeistert noch einige Tänze des Kirwavereins von Pirk an und kam mit den Gläubigen der Gemeinde ins Gespräch.
Text und Fotos: Simon Doering
(SG)