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Pontifikalamt mit den Ehejubilaren aus der Diözese Regensburg

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Mehr als 1.500 Gläubige feierten mit Bischof Gerhard Ludwig Müller am Sonntagmorgen im Regensburger Dom St. Peter ein Pontifikalamt mit den Ehejubilaren. Rund 400 Ehepaare waren dazu aus der gesamten Diözese nach Regensburg gekommen.

Die Predigt von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller:

Auch ich persönlich habe schon das 25-, 40- und 50jährige Ehejubiläum gefeiert – aller-dings das meiner Eltern und auch die Ehejubiläen meiner Geschwister, vieler Freunde und Verwandten. Bei meinem silbernen Priesterjubiläum habe ich meiner freiwilligen Bindung an die Braut Christi gedacht, die die Kirche ist.

Wer um des Himmelreiches willen auf das Eingehen einer Ehe verzichtet, ist deshalb nicht ungebunden wie ein Single. Auch für die Christen im priesterlichen Zölibat oder im Leben nach den Ordensgelübden ist die eheliche, also die gebundene Lebensform in Gemeinschaft und Verantwortung füreinander und in Liebe und Sorge für die Anvertrauten die Grundform, wie wir als Menschen und Christen vor Gott leben und wirken. In der geschöpflichen Natur des Menschen, den Gott als Mann und Frau gewollt hat, finden wir die Grundform auch für den geistlichen Bund, in dem der Bischof oder Priester Christus als Bräutigam der Kirche darstellt. In dieser geistlichen Ehe, die die Liebe zwischen Christus und der Kirche sichtbar macht, finden wir die innere Form der natürlichen Ehe von Mann und Frau und darin die Erkenntnis der christlichen Ehe als Sakrament.

Im Brief an die junge Christengemeinde von Ephesus zitiert der heilige Paulus ein Wort aus der biblischen Schöpfungsgeschichte, wo die Stiftung der Ehe als Bund der Liebe durch Gott erscheint: „Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch sein“ (Eph 5,31 / Gen 2,24). Dann stellt Paulus die Ehe in das Licht der Gnade Christi, der sie zum Abbild seiner ehelich-bräutlichen Einheit mit der Kirche gemacht hat: „Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche. Was euch angeht, so liebe jeder von euch seine Frau wie sich selbst, die Frau aber ehre den Mann“ (Eph 5,32f.). Diese Wahrheit steht über allem und erhellt alles: Christus hat „die Kirche geliebt und sich für sie dahingegeben“ (Eph 5,25).

Das ist die Erfahrung des Glücks und der Gemeinschaft von Mann und Frau in der Ehe gemäß der Schöpfungsordnung und des Segens gemäß der Gnadenordnung. Die menschliche Erfüllung, das Glück und die Erfahrung von Heil und Segen sind aber auch das Maß für die geistliche Ehe der Christen in der priesterlichen Berufung und im Ordenstand.

So wird die Kirche als Leib Christi in Liebe aufgebaut: sowohl durch die sakramentale Ehe von Mann und Frau als auch durch das Charisma des Eheverzichtes um des Himmelreiches willen. Auch die Bischöfe und die Priester, die nicht verheiratet sind, haben in den Gemeinden, die ihnen anvertraut sind, eine Familie. Sie sind den Gläubigen Vater und Bruder im Glauben auf dem oft so beschwerlichen Weg der irdischen Pilgerschaft. Auch sie erfahren – wie Jesus es gesagt hat – das Glück, anderen zu dienen und ihnen väterlich, brüderlich und freundschaftlich nahe zu sein. Ich sage dies alles, damit wir uns in unserem Reden über Ehe und Familie, über Priestertum, Zölibat und Ordensgelübde über die Ebene von Komödienstadl, den altvorderen Witzeleien und dem mainstreaming von angeblich überholten Familienmodellen hinausbewegen. Die sakramentale Ehe ist im Schöpfungs- und Heilswillen Gottes begründet. Von IHM her geht alle Wahrheit und Liebe aus. Die Experimente der Politideologien des 20. Jahrhunderts aber, die den „neuen Menschen“ und das neue Modelle des Gemeinschaftslebens hervorbringen wollten, sind furchtbar und unter größten Verlusten gescheitert. Mit ihrer Vorstellung, wir könnten einen anderen Menschen ohne Gott erschaffen, sind oft gar nicht so weit ent-fernt von den Modellen des Materialismus und Säkularismus, der das Denken tonangebender Kreise in unserer Gesellschaft auch heute bestimmt.

Wo kommt denn in der öffentlichen Diskussion das ureigne heilige Recht der Kinder auf ihre eigene Mutter und ihren eigenen Vater noch zum Zug? Wo das Recht im Raum der ehelichen Gemeinschaft und Treue der eigenen Eltern das Urvertrauen zu erfahren, das die Wurzel jeder gesunden Persönlichkeitsentwicklung ist und bleibt? Das Ideal der Selbstverwirklichung auch um den Preis des Verrats am Partner, dem man Liebe und Treue in guten und in bösen Tagen versprochen hat, das Diktat der totalen und totalitären Ökonomisierung aller Lebensbereiche – das sind die Kräfte, die Ehe und Familie wie eine Würgeschlange umschlingen und zu Tode quetschen wollen. Den verheerenden „Erfolg“ und den Schaden an den Kinderseelen, an Treu und Glauben, von denen die Liebe der Ehepartner lebt, verschiebt man auf die Zukunft oder in die psychologische Behandlung derer, die unter die Räder dieser Entwicklung gekommen sind.

Als katholische Christen dürfen wir uns nicht einreden lassen, wir verträten ein veraltertes Ehe- und Familienbild. Oder: Wir müssten uns, um den Anschluss nicht zu verlieren, öffnen für die „altneihauser“ Modelle jenseits der Ehe eines Mannes und einer Frau mit ihren Charakteristika von Unauflöslichkeit, Sakramentalität und Monogamie.
Dass wir auch in der neuen Welt, die mit Christus schon begonnen hat, immer noch auch von der alten Welt der Sünde, Bosheit und menschlichen Schwachheit bedroht sind, wissen wir. Deshalb gilt unsere pastorale Sorge um das Wohl und Heils all jenen, die gerade auch in Ehe und Familie in Schwierigkeiten, ja manchmal sogar in fast ausweglose Situationen geraten in vollstem Sinne des Wortes. Für diesen pastoralen Einsatz aber ist es keineswegs notwendig oder geraten, die Gnade der sakramentalen Ehe in Frage zu stellen, die schon zu der neuen Welt gehört, die uns in Christus schon geschenkt worden ist.

Bei den Ehe-, Priester- und Ordensjubiläen lassen wir uns dankbar an unsere erste Liebe erinnern, an unser hochgemutes Versprechen der Liebe und Treue. Wir dürfen danken und wollen für uns selbst und für alle, denen wir in familiärer, verwandtschaftlicher und freundschaftlicher Liebe verbunden sind, den Segen Gottes neu erflehen.
Nachdem Gott den Menschen als sein Abbild und Gleichnis geschaffen (vgl. Gen 1,26) und indem er ihn als Mann und Frau geschaffen hatte, heißt es deutlich im Blick auf die Ehe von Mann und Frau: „Gott segnete sie“ (Gen 1,28).
Das Ehejubiläum heute im Hohen Dom zu Regensburg zu feiern, bedeutet daher ein Vielfaches: die frohe Erinnerung an den Anfang des gemeinsamen Wegs – den Dank für das Gute, das wir empfangen haben und teilen durften – das Wissen um die Reifung und Läuterung durch das, was zusammen und manchmal auch aneinander erlitten wurde – die Gewissheit, „dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28).

So erbittet die Kirche, die Braut Christi, durch den Bischof, der Christus als Bräutigam der Kirche und als Vater für die Familie Gottes darstellt, für Sie, liebe Jubelbrautpaare, erneut den Segen auf ganz persönliche Weise.
Wenn Sie nach der heiligen Messe sich als Paar – wie bei Ihrer Trauung – auf den Betstuhl niederknien und einander die Hände zum Zeichen des Bundes reichen, dann werden der Herr Weihbischof und ich über Sie das Segenswort sprechen:

„Den Bund Eurer Ehe segne der allmächtige und gütige Gott,der Vater und der Sohn und der Heilige Geist“. Amen.





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