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Zur Neuigkeit
Person der Woche: Prälat Helmut Huber vom Kollegiatstift „Alte Kapelle“
„Hier wurde Bayern katholisch“
Regensburg, 10. Oktober 2025
Das hohe Alter steckt schon im Namen: An der „Alten Kapelle“ besteht das älteste Kollegiatstift im deutschsprachigen Raum. Es kann auf eine ununterbrochene Geschichte zurückblicken, der auch die Säkularisierung keinen Abbruch tat. Prälat Helmut Huber ist einer der Kanoniker des Kollegiatstifts. Im Bistum Passau geboren, kam er als Kind nach Hirschau und wurde später Priester im Bistum Regensburg. 1992 wurde er mit der Leitung des Instituts für Theologische und Pastorale Fortbildung in Freising (heute Fort- und Weiterbildung Freising) betraut. Seit Juli 2009 ist er Kanoniker des Kollegiatstifts „Alte Kapelle“ in Regensburg und Pfarradministrator von Regensburgs ältester Pfarrkirche St. Kassian. Im Interview spricht er über Entstehung des Stiftes sowie dessen besondere Geschichte und kulturelle Schätze.
Herr Prälat Huber, was ist ein Kollegiatstift?
Ein Kollegiatstift ist ein Verbund von Diözesanpriestern – aber keine Ordens- oder Lebensgemeinschaft. Jeder lebt in seiner Wohnung und hat für sich selbst zu sorgen. Ein Kollegiatstift ist vielmehr eine Gebetsgemeinschaft, die irgendjemand – in der Regel ein Fürst – gestiftet, d. h. begründet, hat.
Was ist ein Kanoniker? Welche Aufgaben hat er?
„Kanon“ bedeutet „Richtschnur“. Hier ist die Richtschnur die Satzung, die der Stifter gibt und nach der man als Mitglied, als Kanoniker, zu leben hat. Außer Seelsorge und Liturgie gibt es die Verpflichtung, Teile des Stundengebets der Kirche gemeinsam zu beten. Früher hatten die Kanoniker zusätzlich die Aufgabe, eine würdige Liturgie zu feiern, wenn der Herrscher dort war, und für ihn und sein Wohl zu beten. Denn die Herrschaften waren sich durchaus bewusst, dass sie jemanden brauchen, der für sie betet.
Wie wird man Teil des Stiftskapitels?
Das Kollegiatstift hat eine festgelegte Zahl von Kanonikaten. Ursprünglich haben sich die Kapitel an der Zwölferzahl der Apostel orientiert, so dass es normalerweise zwölf Kanonikate waren. Das galt auch bei uns bis zur Zeit der Säkularisation, nach der längere Zeit keine Kanoniker mehr berufen werden konnten. 1830 hat König Ludwig I. von Bayern das Kollegiatstift als königliches Kollegiatstift wieder errichtet. Dabei hat er es auf ein Halbkapitel reduziert: Sechs Kanonikate. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde ein siebtes Kanonikat gestiftet, sodass wir nun sieben Kanonikate haben. Wenn jetzt ein Kanonikat frei ist, kann sich jemand, der ist, melden. Bei mir war es so, dass ich angerufen wurde, weil das Kapitel wieder jemanden gesucht hat. Und dann wählt das Stift, ob es die Person akzeptiert und der Bischof beruft zum Kanoniker.

Das älteste Kollegiatstift im deutschsprachigen Raum
Wie entstand die „Alte Kapelle“?
Die „Alte Kapelle“ ist vom späteren Kaiser Heinrich II. im Jahr 1002 begründet worden. Das ist aber eigentlich eine Wiederbegründung. An der alten Kapelle war schon im neunten Jahrhundert ein Kollegiatstift. Aber das ist im zehnten Jahrhundert eingegangen, weil damals der bayerische Herzog seinen Sitz nach St. Emmeram verlegt hat. Und unsere Kirche war dann eben die „alte Kapelle“. Der Name ist seitdem geblieben.
Was ist das Besondere des Kollegiatstifts „Alte Kapelle“ im Vergleich zu anderen?
Die Hauptbesonderheit ist die ungebrochene Geschichte. Wir sind wohl das älteste Kollegiatstift im deutschen Sprachraum, wenn man das neunte Jahrhundert dazurechnet. Es gibt zurzeit in Bayern vier Kollegiatstifte. Die zwei Regensburger existieren seit ihrer Gründung ungebrochen. Dann gibt es noch die Kollegiatstifte in Altötting und Landshut, die aber säkularisiert gewesen und später wieder errichtet worden sind.
Besonders bei uns ist auch, dass wir eine Pfarrei haben. Diese Pfarrei, Sankt Kassian, ist die älteste Pfarrei in Regensburg und wurde immer schon von den Kanonikern seelsorglich betreut. Vor 800 Jahren ist sie dann dem Kollegiatstift inkorporiert worden – das haben wir heuer gefeiert. Zurzeit sind wir 58 Pfarreimitglieder. Davon sind schon acht Priester und ungefähr an die acht Kirchenbedienstete. Wir leben natürlich durch die Gottesdienste in den beiden schönen Kirchen, die sehr gern angenommen werden. Dadurch haben wir die eigenartige Statistik einer Kirchenbesucherzahl von ein paar hundert Prozent.
Das Kollegiatstift Alte Kapelle betreut drei Andachtsorte: Die Basilika, die Gnadenkapelle sowie St. Kassian. Was macht den besonderen Reiz dieser drei Orte aus?
Das ganz besondere in St Kassian ist das Bildprogramm. Die Wallfahrtsfigur zur „schönen Maria“ stammt ursprünglich aus der Marienkirche beim Neupfarrplatz. In St. Kassian wurde 1747 diese Wallfahrt wiederbelebt. Dadurch kamen viele Spenden und man hat dann davon die Kirche im Rokokostil modernisiert. Sechs große Fresken zeigen sechs schöne Frauen aus dem Alten Testament als Vorausbilder auf dem Weg zur „schönen Maria“. Eine weitere Besonderheit: Wie in allen alten Kirchen in Regensburg – Niedermünster, Alte Kapelle, Ulrichskirche – geht man in St. Kassian beim Betreten nach unten, weil im Laufe der Jahrhunderte das Straßenniveau gestiegen ist.
Die „Alte Kapelle“ ist eine der ältesten und historisch wichtigsten Kirchen in Regensburg. Einer ungesicherten Ortstradition zufolge geht sie auf eine Marienkapelle zurück, die eigentlich ein umgewidmeter Juno-Tempel des Römerkastells gewesen ist. Hier fand auch eine historische Besonderheit statt: Plakativ gesagt „ist da Bayern katholisch geworden“. Der Tradition nach ist nämlich hier Herzog Theodo der Agilolfinger, von Bischof Rupert von Salzburg hier getauft worden (Diese Szene ist in der Basilika auch in einem Fresko dargestellt). Und weil der Fürst katholisch geworden ist, sind auch die Agilolfinger katholisch geworden. Besonders ist auch, dass Heinrich im Jahr 1014 zur Kaiserkrönung vom Papst eine besondere Marien-Ikone geschenkt bekommen hat. Dieses Bild hat der Kaiser der „Alten Kapelle“ überlassen und daraus ist das Gnadenbild geworden. Später wurde die vorhandene Jakobuskapelle zu einer Marienkapelle umgewidmet, barock ausgestattet und das Bild aus der Kirche dorthin übertragen. Das heutige Bild ist aber nicht mehr das Geschenk des Kaisers, sondern eine Kopie aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts. Was mit dem alten Bild passiert ist, weiß man nicht.
Die weltweit einzige von einem Papst gesegnete Orgel
Bekannt ist die Alte Kapelle auch durch ihre Kirchenmusik, besonders auch wegen ihrer Orgel. Was hat es damit auf sich?
Die Kirchenmusik war in der Alten Kapelle immer von besonderer Bedeutung und Qualität. Und auch heute kommen viele wegen der Kirchenmusik hierher zum Stiftsamt am Sonntag.
Die Orgel ist vermutlich die einzige Kirchenorgel der Welt, die von einem Papst gesegnet wurde, nämlich von Papst Benedikt XVI. bei seinem Regensburg-Besuch 2006. Aber sie ist auch ein päpstliches Geschenk, denn als die Kirchenrestaurierung fertig war, waren die Finanzmittel völlig erschöpft. Jetzt wollte man eine neue Orgel haben. Weil hier viel Rheinbergermusik präsentiert wird, hat man – Rheinberger war Liechtensteiner – Kontakt bekommen zu einer Liechtensteiner Kulturstiftung. Nur hatte diese gerade beschlossen, keine Kirchenorgeln mehr zu finanzieren. Doch man hat dort einen eleganten Weg gefunden: Die Orgel dem Papst zu widmen, sozusagen Papst Benedikt XVI. zu schenken – für uns.
Wie sieht die Zukunft des Kollegiatstifts aus? Wie können Sie auch weiterhin Kirche und Stadt in Regensburg mitprägen?
Der aktuelle Stand, sowohl bei Sankt Johann, wie auch bei uns, ist – im Unterschied zu früheren Zeiten – dass die Kanoniker alle Priester im Pensionsalter sind. Das ist im Grunde genommen ein Altersruhesitz, wobei man Ruhesitz bei uns nicht sagen kann, weil wir ja ein festes Verpflichtungssystem haben. Man weiß nicht, wie lange wie viele Priester bereit sind, in diese Aufgabe einzusteigen. Karl Valentin hat einmal gesagt: „Prognosen sind immer schwierig, vor allem, wenn es sich um die Zukunft handelt.“ Man kann aber davon ausgehen, dass es erhalten bleibt, einfach aus dieser historischen Gegebenheit heraus.
Das Gespräch führte Frater Thomas Müller.
Fotos: Christian Beirowski
(chb)
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