Regensburg, 16. August 2024
Bildungsangebote für Ehrenamtliche – ein Bereich, der im Bistum Regensburg seit zwei Jahren in der Fachstelle Ehrenamtsentwicklung verankert ist. Warum das Ehrenamt entwickelt werden sollte und wie das angepackt wird, darüber sprechen wir mit Michaela Zwerger, die seit dem 1. Mai 2024 an der Fachstelle Ehrenamtsentwicklung tätig ist.
Frau Zwerger, was genau machen Sie in der Fachstelle Ehrenamtsentwicklung?
An der Fachstelle arbeite ich gemeinsam mit meiner Kollegin Michaela Blattnig an verschiedenen Aufgaben und Projekten, wie zum Beispiel unserem Studientag „Kirche statt Kanapee“ im Oktober. Darüber hinaus bin ich auch für das Forum Ehrenamt zuständig, das eine Vielzahl an Bildungsangeboten für Ehrenamtliche bereithält.
Die Fachstelle an sich ist noch recht neu. Aus welchem Grund gibt es die Stelle Ehrenamtsentwicklung im Bistum Regensburg überhaupt?
Die Frage könnte man auch andersherum stellen: Warum gibt es die Fachstelle Ehrenamtsentwicklung im Bistum Regensburg erst seit 2022? Der Bedarf wurde nämlich bereits viel früher von Kolleginnen und Kollegen der Hauptabteilung Seelsorge erkannt. Schon damals hat man das Forum Ehrenamt ins Leben gerufen, das zunächst am Bildungshaus Schloss Spindlhof angesiedelt war. Mit der Schließung des Bildungshauses entstand die dringende Notwendigkeit, diesen wichtigen Aufgabenbereich zu erhalten. Aus diesem Grund wurde die Fachstelle Ehrenamtsentwicklung bei der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) ins Leben gerufen.
Im Bistum Regensburg engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen. Für diese Bereiche gibt es bereits hauptberufliche Ansprechpartnerinnen und -partner, die wir als Fachstelle gezielt unterstützen möchten. Unser Ziel ist es, ihnen dabei zu helfen, ihr wertvolles Know-how weiterzugeben und die Bedarfe, die sie in der Praxis erkennen, effizient abzudecken.
Sie sind speziell für das Forum Ehrenamt zuständig. Welche Ideen haben Sie hierfür?
Das Forum Ehrenamt qualifiziert nicht für spezifische Aufgabenbereiche. Stattdessen möchten wir ein breites und ergänzendes Spektrum an Angeboten zur Persönlichkeitsbildung schaffen. Unser Ziel ist es, dass Ehrenamtliche unabhängig von ihrem jeweiligen Aufgabengebiet wertvolle Impulse und Unterstützung für ihr Engagement erhalten. Das Forum Ehrenamt soll ihnen nicht nur Rückenwind für ihr ehrenamtliches Aufgabengebiet geben, sondern auch einen Raum bieten, in dem sie sich mit Gleichgesinnten über ihre Aufgaben hinaus vernetzen und austauschen können.
Eine besondere Stärke des Forums liegt darin, dass es Ehrenamtliche aus den unterschiedlichsten Bereichen des kirchlichen Lebens zusammenbringt. Diese Vielfalt ermöglicht es, über den eigenen Aufgabenbereich hinauszublicken und neue Perspektiven zu gewinnen.
Die Weiterentwicklung des Formats basiert nicht allein auf meinen Ideen, sondern vor allem auf den Anfragen und Rückmeldungen, die uns von Kolleginnen und Kollegen sowie von Ehrenamtlichen vor Ort, z.B. bei unseren Seminartagen, erreichen. Diese wertvollen Impulse fließen direkt in die Gestaltung und Erweiterung des Forums ein.
Aktuell ist vieles im Umbruch - sowohl in der Kirche als auch in der Arbeitswelt, da wird zum Beispiel von der Work-Life-Balance gesprochen. Machen sich solche Umbrüche auch im Bereich des Ehrenamts bemerkbar?
Die aktuellen Umbrüche, sowohl in der Kirche als auch in der Arbeitswelt, spiegeln sich zunehmend auch im Bereich des Ehrenamts wider. Besonders im kirchlichen Kontext nehme ich wahr, dass Ehrenamtliche sich heute mehr denn je in der Verantwortung für ihre lebendige Gemeinde vor Ort fühlen. Dies führt zu einem gestärkten Bewusstsein für die Notwendigkeit, Verantwortlichkeiten klar zu definieren und Zuständigkeiten transparent zu regeln, um die Ehrenamtlichen bestmöglich zu unterstützen und zu schützen.
Wohin geht die Entwicklung in Zukunft - gibt es Veränderungen, die Sie anstreben?
Ein wesentlicher Aspekt dabei ist es, die Verantwortung nicht auf Einzelne zu legen, sondern stattdessen Netzwerke aufzubauen und zu nutzen, um Synergien zu schaffen und Entlastung für den Einzelnen zu ermöglichen. Dadurch kann das Engagement der Ehrenamtlichen nachhaltig gestärkt werden.
Als hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum stehen wir vor der Aufgabe, unser Wissen in kleineren, gut händelbaren Einheiten weiterzugeben und uns projektbezogenes Arbeiten stärker anzueignen. Ebenso müssen wir den Mut aufbringen, auch kurzfristiges Engagement zu fördern und wertzuschätzen. Nur so können wir Ehrenamtliche dazu befähigen, sich mit Freude und Erfolg in der Kirche einzubringen.
Unser Ziel sollte es sein, das Ehrenamt so zu gestalten, dass es auch in Zukunft eine erfüllende und bereichernde Erfahrung bleibt.
Interview: Katharina Winterlich
(kw)