Alte Schwarzweiß-Fotografie von Anna Schäffer im Bett

Person der Woche: Heilige Anna Schäffer

Sinn im Leiden


Regensburg, 09. Mai 2025

Anna Schäffer aus Mindelstetten ist die "jüngste" Heilige des Bistums Regensburg. Am 21. Oktober 2012 sprach sie Papst Benedikt XVI. in Rom heilig. Doch wer war diese Frau und vor allem, warum wurde sie heiliggesprochen? 

Anna Schäffer wurde 1882 in Mindelstetten geboren, arbeitete viel und nahm unterschiedliche Stellen an. In den Jahren 1895 und 1896 kümmerte sich das junge Mädchen um Kranke bei einer Homöopathin. Heute befindet sich dort, in der Roritzerstraße in Regensburg, das Alten- und Pflegeheim Elisabethinum der Caritas. Am Eingang wurde im Februar 2020 eine Gedenktafel angebracht und von Bischof Voderholzer gesegnet. Auf der Tafel steht: „An diesem Ort wirkte Anna Schäffer, 1895/96 im Dienst für Kranke, *1882, +1925 nach langem Sühneleiden, Heiligsprechung 2012, Hl. Anna Schäffer bitte für uns.“

Als Anna Schäffer in Landshut tätig war, erschien ihr Jesus und sagte ihr großes Leiden vorher. Anna floh vor dem drohenden Schicksal und verließ Landshut – trat ihrem großen Leiden aber so letztlich entgegen. Sie kam als Magd in das Forsthaus nach Stammham. Dort veränderte sich ihr Leben radikal. Als Anna Schäffer die Wäsche waschen sollte, stieg sie auf den Rand des Waschkessels, um ein verrrutschtes Ofenrohr zu richten, rutschte aus und stürzte in die heiße Lauge. Anna zog sich schwerwiegende Verletzungen zu. Im Krankenhaus konnte man ihr nicht helfen und rechnete eigentlich mit ihrem baldigen Tod. Doch Anna überlebte den schweren Unfall – war aber für den Rest ihres Lebens ans Bett gefesselt. Bis zu ihrem Tod hatte die junge Frau Schmerzen, die Wunden ihrer Beine verheilten nie wieder. Weil Anna Schäffer immer liegen musste, wurden die Beine irgendwann vollkommen unbeweglich

Stigmata

Doch sie gab nicht auf. Schon am Tag ihrer Erstkommunion hat sie sich als kleines Mädchen ganz Jesus versprochen: „Mache mit mir, was du willst“, hat sie im Gebet gesprochen – nicht ahnend, welch Schicksal noch auf sie warten sollte. Alle Hoffnungen auf Heilung zerschlugen sich. Im Lauf der Zeit konnte Anna Schäffer ihr Leiden bejahen und versuchte darin, den Willen Gottes zu erkennen. 1910, neun Jahre nach dem schrecklichen Unfall, empfing Anna während der Krankenkommunion die Wundmale Jesu, die Stigmata. An den Stellen der Wundmale des gekreuzigten Herrn zeigten sich schmerzhafte Stellen. Immer mehr widmete Anna Schäffer sich dem Gebet.

Das Leid und der gute Gott

Der Umgang mit Leid ist für Menschen niemals einfach. Schnell drängt sich die Frage nach dem „Warum“ des sinnlosen Leidens auf. Warum musste der Unfall der Anna Schäffer geschehen? Und warum musste ihr das passieren? Schon die Heilige Schrift ist voller Zeugnisse von Menschen, die nach dem Sinn des Leidens fragen. Besonders bekannt ist das Buch Hiob: Gott erlaubt dem Satan, den frommen Mann Hiob auf die Probe zu stellen – eine Wette, die etwa auch Johann Wolfgang von Goethe in seinem „Faust“ aufgegriffen hat: Wird der gläubige Hiob auch angesichts des Leides noch an Gott glauben? Oder wird er abfallen von ihm, vollends verzweifeln? Seit Menschen denken, fragen sie nach dem guten Gott – und sie fragen danach, wie dieser Gott wirklich gut sein kann, wenn es doch Leid gibt.

Sicherlich hat auch Anna Schäffer nach dem Sinn des Leidens gesucht – vor allem aber hat sie nach Sinn im Leiden gefragt. Sie wollte dem unausweichlichen Leiden Sinn geben. Und das tat sie. Immerwährend verband sie sich im Gebet mit Gott. Gleichzeitig aber wurde sie vielen Mitmenschen eine wichtige Bezugsperson. Sie betete für andere, beantwortete auch viele Briefe und empfing Besucher. Sie hörte den Menschen zu und versprach ihnen, für sie zu beten. Sie wollte im Leiden anderer Menschen da sein – obwohl sie selbst mit ihrer Krankheit genug zu tragen hatte.


In diesem Jahr feiern wir den 100. Todestag der Heiligen Anna Schäffer. Genauer gesagt am 05. Oktober 2025. An ihrem Sterbetag wird in Mindelstetten ein großes Pontifikalamt gefeiert, auch ansonsten wird es in diesem Jahr noch einige Termine und Veranstaltungen geben, an denen im Bistum Regensburg das Leben und Wirken der Heiligen Anna Schäffer gebührend gewürdigt wird. 

Text und Foto: Bistum Regensburg

 



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