Heidi Braun, Porträt mit Mantel und Schal vor einem alten Gebäude

Person der Woche: Heidi Braun, Gemeindekatechese

„Man muss auch mal neue Wege gehen“


Regensburg, 24. Oktober 2025

Erste Anlaufstelle für den Wiedereintritt und immer da, wenn es um die Weitergabe des Glaubens geht: Heidi Braun arbeitet in der Fachstelle Gemeindekatechese des Bistums. In unserer Person der Woche erzählt sie über Leute, denen ohne die Kirche etwas fehlt, über Trauerarbeit bei der pastoralen Planung und ihre Erfahrungen mit der Glaubensvermittlung an Jugendliche.

Frau Braun, womit befasst sich eigentlich die Gemeindekatechese?

Grundsätzlich mit allem, was mit Glaubensweitergabe zu tun hat. Ich erstelle Material für Pfarreien und berate, wenn Leute zum Beispiel auf der Suche sind nach Kursen oder Fragen haben zur Umsetzung von Glaubensthemen in der Pfarrei. Wenn die Pfarreien ihr Konzept umstellen wollen oder hauptamtliches Personal weggefallen ist und sie die Arbeit mit Ehrenamtlichen schultern müssen, dann berate ich auch oder fahre zu Schulungen raus. Schwerpunktmäßig gehört dazu auch die Sakramentenvorbereitung, Kommunionvorbereitung und Firmvorbereitung. Hier halte ich einen Glaubenskurs zur Vorbereitung von Erwachsenen auf die Taufe und organisiere die Feier der Zulassung zur Taufe, die immer am ersten Fastensonntag ist und wo alle Taufbewerber dem Bischof vorgestellt werden. Bei der Erwachsenenfirmung gehört ebenfalls die Vorbereitung dazu. Beichte ist ein anderes Thema, im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung immer wieder zu schauen, was gibt es für Möglichkeiten, Jugendliche oder Kinder vorzubereiten oder Eltern für das Thema zu sensibilisieren. Und dann gehören dazu noch Kinderbibeltage, mit Kindern über den Glauben reden und Kinder in den Glauben einführen. Auf Bayernebene haben wir zum Beispiel einige Konzepte und Handreichungen erstellt zur Durchführung von Kinderbibeltagen. Dazu gibt es immer wieder Seminare, wie man biblische Geschichten mit Kindern erschließen kann, oder über die Frage „Wie gestalte ich einen Bibeltalk oder Bibelkatechese mit Kindern?“ Außerdem bin ich Ansprechpartnerin für den Wiedereintritt. Das heißt, wenn Menschen austreten, ausgetreten sind und wieder zurückkehren wollen, dann kann ich ihnen die Informationen geben und oder vermitteln. 

Was macht den größten Teil der Arbeit aus?

Die Sakramentenvorbereitung, Erstkommunion und Firmung. Gerade im Herbst bis in den Januar bin ich sehr viel unterwegs mit Schulungen in der Erstkommunionvorbereitung. Dann gehe ich in die Pfarreien raus, weil sich da vieles verändert. Der klassische Fall, dass es ein paar Eltern gibt, die Gruppen übernehmen, wird immer schwieriger. In manchen Pfarreien sind alle Eltern anders eingebunden. Manche Familien haben zu Hause den Platz nicht oder es ist ihnen zu viel Aufregung. Manches verlagert sich jetzt wieder ins Pfarrheim. Es gibt dann dort einen Vorbereitungstag, an dem alle Eltern eingebunden sind. Dann fahre ich oft raus in die Pfarreien und schule praktisch alle Eltern.

Schulen Sie auch pastorale Mitarbeiter?

Ja, in der Ausbildung schule ich die Pastoral- und Gemeindeassistenten. Es ist immer schön, die jungen Kolleginnen und Kollegen bei Seminartagen kennenzulernen und zu begleiten oder ihnen Lust zu machen. Meistens sind sie die Hauptverantwortlichen oder zumindest sehr stark eingebunden. Ihnen da ein bisschen Starthilfe zu geben, finde ich schön. Sie sind oft sehr motiviert und haben andere Ideen, das ist für mich bereichernd. Ich gebe etwas weiter, aber nehme auch viel mit. Darum bin ich auch sehr froh, dass ich viel rausfahre und mit den Leuten ins Gespräch komme, dass es nicht nur eine Schreibtischtätigkeit ist. In der Ausbildung von Katechisten bin ich auch an zwei Tagen eingebunden, an denen es um die Sakramente geht, um ihnen ein bisschen Handwerkszeug mitzugeben. 

Das Schöne ist, dass es eine gute Mischung ist. Kreativ sein, aber auch mit Leuten zusammenarbeiten. Ich lerne viel darüber, was die Leute bewegt, was ihnen wichtig ist, womit sie als Familie zu tun haben. Da gibt es welche, die stehen der Kirche sehr nah oder sind fest eingebunden. Es gibt manche, die docken auch wieder ganz neu an. Die Bandbreite von Menschen, die angesprochen werden, ist schön zu sehen.

Für den Wiedereintritt sind Sie auch zuständig. Wie läuft das ab, wenn jemand wieder eintreten möchte?

Viele rufen bei mir an und sagen, „ich habe sie im Internet gefunden, sie sind Ansprechpartnerin und ich möchte wieder eintreten. Wie geht das?“ Das ist meistens die erste Frage. Der Weg ist dann, mit dem Pfarrer vor Ort Kontakt aufzunehmen oder mit einem anderen Seelsorger und um einen Termin zu bitten. Dann wird ein Gespräch geführt, in dem man die Fragen, die man selbst noch hat, besprechen kann und vielleicht auch manche Glaubensfragen oder Kirchenkritik, oder irgendwas, was einen beschäftigt. Dann wird ein Antrag gestellt zur Wiederaufnahme, das ist eher eine formale Sache. Dieser wird ans Konsistorium geschickt und geht dann wieder zurück. Und dann erfolgt die Wiederaufnahme in einer einfachen Feier, wo der Pfarrer und der Wiedereintretende und zwei Zeugen da sind.

Manchmal beschäftigt die Leute auch etwas, was sie erstmal am Telefon noch loswerden wollen, sie haben Gesprächsbedarf und wollen zunächst ein paar Fragen klären, bevor sie vermittelt werden.

Wie oft passiert sowas eigentlich, dass jemand mit diesem Anliegen anruft?

In letzter Zeit relativ häufig. Ich hatte gestern erst eine Anfrage. Manchmal ist eine längere Pause und dann kommen wieder zwei, drei Anfragen hintereinander, wo ich mir denke: Was ist jetzt wieder, was war jetzt der Auslöser oder wer hat vielleicht was gesagt oder angestoßen? In letzter Zeit beobachte ich, dass regelmäßig Anfragen da sind, etwa alle vierzehn Tage.

Welche Beweggründe haben die Menschen dafür?

Die Beweggründe sind unterschiedlich. Patenschaft zum Beispiel, da sagen die Leute dann: „Eigentlich habe ich mich immer der Kirche zugehörig gefühlt und möchte das Amt gerne übernehmen.“ Bei manchen ist es so, dass sie zu mir sagen: „Ich habe mich mal gescheit geärgert und bin deswegen ausgetreten, merke aber, eigentlich fehlt mir jetzt was.“ Und bei manchen war es eine finanzielle Sache, sie haben vielleicht eine Abfindung gekriegt und sagen dann: „Eigentlich war ich mit diesem Schritt nie wirklich zufrieden, aber es hat halt diese finanziellen Gründe gehabt.“ Manchen hat der Glaube als Jugendliche nichts mehr gesagt und sie merken jetzt, dass ihnen irgendwas fehlt, oder sie möchten ihre Kinder religiös erziehen.

Ich kann mir schon vorstellen, dass das für viele eine große Hürde ist.

Bemerkenswert ist, dass manche sich wirklich schämen für diesen Schritt. Den Wiedereintritt kann man nicht so unauffällig machen, sich einfach wieder beim Standesamt anzumelden. Manche sagen: „Ja, eigentlich war der Austritt damals überstürzt oder wirklich aus einem banalen Grund.“ Dass es für manche eine Hürde ist, glaube ich. Und ich glaube, darum rufen sie manchmal auch bei mir an, um zu fragen, ob es vielleicht einfacher geht, als persönlich zum Pfarrer zu gehen. Der Wiedereintritt erfolgt aber nicht vor der ganzen Gemeinde, sondern im kleinen Rahmen. Die Pfarrsekretärinnen bekommen die Meldung, dass ich ausgetreten bin und Wiedereintritt möchte. Das unterliegt der Schweigepflicht, es wird nichts rumerzählt. Trotzdem besteht diese Scheu davor, den Austritt vor anderen bekunden zu müssen. Denn den Austritt erkläre ich einfach beim Standesamt. Das heißt, derjenige hatte damit gar nichts zu tun, er unterschreibt und hat damit den Austritt erklärt. Der Wiedereintritt geht aber mit einem Gespräch einher. Manche meinen, da müsse jetzt irgendwas abgeprüft werden. Dabei geht es einfach darum, dass ich vielleicht auch nochmal das besprechen kann, was mir am Herzen liegt und vielleicht nochmal sagen kann, was mich damals wirklich geärgert hat oder für mich Anlass war, auszutreten. Es ist für uns interessant zu wissen, wo wir Menschen verärgern oder so vor den Kopf stoßen, dass sie den Schritt machen, auszutreten.

Klingt, als begegneten Sie vielen unterschiedlichen Menschen.

Hauptsächlich sind es Erwachsene. Aber durch Taufe, Firmung, Erstkommunion und Kinderbibeltage sind immer andere Bezüge da und damit auch andere Themen. Manchmal bin ich bei so einem Vorbereitungstag dabei und habe auch mit Jugendlichen Kontakt und erlebe dort, wie die heute ticken.

Und wie ticken die heute?

Es hat sich schon einiges verändert, durch Smartphone und das Digitale natürlich. Aber nach wie vor ist es trotzdem so, dass sich die Kinder und Jugendlichen begeistern lassen. Bei vielen Vorbereitungstagen stelle ich fest, dass sie gern mitmachen. Klar, es gibt auch manche, die erstmal sagen: „Schauen wir mal“ – das ist das Alter, wo man sich ein bisschen zurückhält, weil man sich nicht unbedingt zeigen möchte als jemand, der Interesse an kirchlichen Sachen oder Glaubensthemen hat. Aber im Endeffekt machen es alle immer gut mit. Die Bereitschaft, sich auf solche Tage einzulassen, ist nach wie vor da. Und ich finde es interessant, wenn die Jugendlichen so frisch drauflos sagen, was sie sich denken. Da ist Fußball für die Jungs wichtig, oder für die Mädels Tanzen, das Kreative und mit Freundinnen abhängen. 

Sind Sie auch in der pastoralen Planung eingebunden?

Ja, im Hinblick auf die Sakramentenvorbereitung. Zu schauen, wie diese in den neuen großen Seelsorgeeinheiten ausschauen kann. Das ist noch ein langer Prozess. Und viel Experimentieren. Man kann sich zwar die Ideen auch von den anderen Diözesen holen, die den Prozess schon zum Teil hinter sich haben oder die schon in den großen Pfarrverbünden drinstehen. Aber es ist, denke ich, trotzdem auch immer so, dass man für sich selbst auch nochmal schauen muss: Was passt jetzt für uns? Ehrenamtliche zu fördern, wird eine große Aufgabe für die Zukunft sein. Wie kann man sie motivieren, aber auch stärken? Es gibt sie in den Pfarreien und ich glaube, es ist wichtig, sie zu fördern, sodass sie ihren Dienst auch gerne machen und Unterstützung finden. Das ist für die Hauptamtlichen eine Riesenherausforderung. Aber es ist halt auch mit viel Ausprobieren verbunden, wie es in der Katechese öfter ist. Da gibt es zwar Erfahrungswerte, aber man muss vielleicht auch mal neue Wege gehen, vielleicht manches auch sein lassen. Ich glaube, es wird viel Trauerarbeit notwendig sein. Dass manches nicht anders geht. Wir müssen vielleicht einiges reduzieren oder abändern. Es wird große Umbrüche geben und Verunsicherung. Und es wird spannend.


Interview: Katharina Winterlich

(kw)

Weitere Infos

Heidi Braun ist Pastoralreferentin und Ansprechpartnerin in der Fachstelle Gemeindekatechese

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