Suche
Kategorien
Seiten
Nachrichten
Bilder
Videos
{{{_highlightResult.post_title.value}}}
{{#helpers.snippet}}{ "attribute": "content", "highlightedTagName": "mark" }{{/helpers.snippet}}
Zur Seite{{{_highlightResult.post_title.value}}}
{{#helpers.snippet}}{ "attribute": "content", "highlightedTagName": "mark" }{{/helpers.snippet}}
Zur Neuigkeit
Person der Woche: Hannelore Haberzett, Leiterin der Telefonseelsorge Nordoberpfalz
„Wir sind erreichbar, wenn andere Urlaub haben“
Weiden/Regensburg, 14. November 2025
Was macht die Telefonseelsorge in ihrem Angebot so einzigartig und wie fühlt man sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter? Mit Hannelore Haberzett, Leiterin der Telefonseelsorge Nordoberpfalz mit Sitz in Weiden, sprechen wir in unserer Person der Woche.
Frau Haberzett, wie lange sind Sie schon Leiterin der Telefonseelsorge Nordoberpfalz?
Ich habe im September 2023 die Leitung der Telefonseelsorge Nordoberpfalz übernommen. Allerdings kannte ich den Dienst bereits seit 20 Jahren als ehrenamtliche Mitarbeiterin. Ich habe mit dem Dienst am Telefon begonnen und bin dann aus beruflichen Gründen auf die Onlineseelsorge umgestiegen (Mailberatung und später Chatberatung). Somit war mir die Dienststelle bereits sehr lange vertraut.
Welchen Beruf haben Sie ausgeübt, bevor sie die hauptamtliche Leitung übernommen haben?
Ich bin Diplom-Sozialpädagogin und habe einen Master in Beratung und Coaching abgeschlossen. Meine Mediations- und personenzentrierte Beraterausbildungen ergänzen meine Arbeit bei der Telefonseelsorge. Bevor ich die Leitung der TS Nordoberpfalz übernehmen durfte, habe ich über 35 Jahre mit unterschiedlichen Aufgaben in der Jugendhilfe gearbeitet und war in Kontakt mit hauptsächlich jungen Menschen und deren Eltern, die Schwierigkeiten im Zusammenleben oder in ihrer persönlichen Lebensgestaltung hatten. Als Leiterin eines Kinder- und Jugendhilfezentrums in der Region Nordoberpfalz konnte ich gemeinsam mit meinem großen Team positive Rahmenbedingungen zur Entwicklung junger Menschen schaffen. Das hat mir viel bedeutet und große Freude gebracht.
Machen Sie auch aktuell selbst Dienst am Telefon?
Ich selbst übernehme immer wieder Dienste am Telefon. Ich mache diese Arbeit gerne und begegne gerne den unterschiedlichsten Menschen im Gespräch. Per Mail berate ich – teilweise über längere Zeit – Menschen in Krisensituationen. Wenn ich freie Zeitfenster habe, dann chatte ich auch mit Ratsuchenden.
Was macht Ihnen besonders viel Freude an Ihrer Arbeit?
Ich bin gerne in Kontakt mit unterschiedlichen Menschen in der Seelsorge, Aus- und Fortbildung oder in der regulären Begegnung mit den ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen. An unserer Dienststelle herrscht eine sehr freundliche Atmosphäre, die ich immer wieder sehr genieße.
Wie viele Ehrenamtliche arbeiten bei Ihnen und wie schaffen Sie es, zu jedem persönlichen Kontakt zu pflegen?
Derzeit arbeiten bei uns in unterschiedlicher Intensität 82 Ehrenamtliche mit. Ich pflege eine „offene Tür“, die unterschiedlich genutzt wird.
Mit welchen Anliegen kommen die Mitarbeiter zu Ihnen?
Überwiegend geht es dabei um Gespräche aus den jeweiligen Telefondiensten. Doch manchmal wird mir auch Persönliches erzählt. Und natürlich darf auch Smalltalk nicht zu kurz kommen. Zudem begleite ich drei Supervisionsgruppen, wo während der regelmäßigen Treffen auch mal über Persönliches gesprochen wird. Bei Fortbildungsangeboten oder Festen kommen wir immer wieder in Kontakt. Ich hoffe, dass es mir gelingt, die Kolleginnen und Kollegen so zu begleiten, dass sie sich wertgeschätzt und gesehen fühlen.
Eine hohe Identifikation und Qualifikation bei den Ehrenamtlichen bezeugt auch die kürzlich erschienene Wirksamkeitsstudie der Telefonseelsorge. Welche Erfahrungen machen Sie, wie gerne die Ehrenamtlichen ihren Dienst machen?
Die ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen erleben die Mitarbeit bei der Telefonseelsorge als sehr sinnstiftend und bereichernd für ihr eigenes Leben. Unsere Dienstgemeinschaft vor Ort wird sehr geschätzt, da wir einen recht persönlichen, offenen und wertschätzenden Umgang pflegen. Solange das Ehrenamt gut in die persönlichen Lebensabläufe integriert werden kann, besteht in der Regel eine große Bereitschaft, länger dabei zu bleiben.
Die Studie bescheinigt der Telefonseelsorge außerdem eine hohe Bedeutung für die Gesellschaft. Wodurch zeichnet sich das Angebot der Telefonseelsorge aus, dass es so unverzichtbar für so viele Menschen ist?
Dafür gibt es viele Gründe:
- Wir sind Begleiterinnen und Begleiter bei allen Fragen und Themen des Lebens. Diese Bandbreite ist riesig.
- In der Anonymität fällt es leichter, über Dinge zu sprechen, die individuell schambesetzt erlebt werden. Menschen, die das Gefühl haben, versagt zu haben, schämen sich häufig dafür. Sie genießen bei uns den Schutz der Anonymität.
- Wir tragen dazu bei, dass Menschen am Leben bleiben können, Lösungen finden oder sich entlasten können.
- Wir sind leicht und unkompliziert rund um die Uhr erreichbar. Ich muss nur zum Telefonhörer oder Handy greifen oder mich im Internet für die Onlineseelsorge einwählen.
- Die Ratsuchenden bleiben immer selbstwirksam. Sie entscheiden, ob und was sie nach dem Gespräch in ihrem Alltag umsetzen möchten. Darüber müssen sie keine Rechenschaft ablegen.
- Wir stellen im Gespräch Augenhöhe zu den Ratsuchenden her. Es besteht kein therapeutisches Gefälle.
- Wir sind erreichbar, wenn Beratungsstellen oder Therapeuten Urlaub haben, krank sind oder Bürozeiten enden.
- Wir sprechen auch dann mit Menschen, wenn wir feststellen, dass sie keine Veränderungsbereitschaft haben.
- Wir geben unserer Gesellschaft ein menschliches Antlitz und setzen das demokratische Selbstverständnis um, dass sich die Starken um die Integration der Schwachen bemühen.
- Wir tragen die Kirchen mitten in die Gesellschaft unter die Menschen.
Was hat in Ihrer bisherigen Dienstzeit besonders Eindruck hinterlassen?
Als ich die Leitung übernommen habe, wurde mir im Einführungsgottesdienst ein Einzelsegen zugesprochen. Das hat mich sehr beeindruckt und tief berührt. Manche Lebensgeschichten, die mir als Seelsorgerin am Telefon oder Online anvertraut werden, gehen mir nahe.
Welche Themen tauchen bei den Ratsuchenden öfter auf?
Ratsuchende thematisieren am häufigsten ihre Einsamkeit. Oder sie sprechen über körperliche oder psychische Erkrankungen, erzählen von Alltags- oder Familienkonflikten. Und dann gibt es natürlich auch Anrufende, denen der Lebenssinn fehlt und die sich fragen, ob sie nicht „Schluss machen sollten“. Gespräche mit suizidalen Menschen nehmen wir jedes Mal sehr ernst und lassen uns im Kontakt so viel Zeit, wie dem anderen guttut. Alle Kolleginnen und Kollegen möchte gerne mit den Ratsuchenden einen guten Dialog herstellen. Das gelingt nicht immer, da ein natürlicher Dialog auch von den Wünschen und Kompetenzen des Gegenübers am Telefon abhängig ist. Hier gibt es manchmal Enttäuschungen. Darüber sprechen wir oft in den Supervisionen.
Wie läuft die Aufnahme von neuen Ehrenamtlichen bei Ihnen ab?
Wir sind laufend auf der Suche nach Menschen, die anderen mit einem Gespräch Zeit und Aufmerksamkeit schenken möchten. Im September 2025 hat wieder ein Kurs begonnen. Er umfasst 120 Stunden, die sich über ein Jahr erstrecken. Danach erst darf man allein am Telefon Dienst tun. Der nächste Kurs wird wohl erst Anfang 2027 beginnen, doch für Interessenten sind wir jetzt bereits offen. Gerne kann man Kontakt zu uns aufnehmen.
Interview: Katharina Winterlich
Weitere Infos
Die im Oktober 2025 erschienene Wirksamkeitsstudie der Telefonseelsorge Bayern zeigt unter anderem die gesellschaftliche Bedeutung und Unverzichtbarkeit des Angebots auf. Die Telefonseelsorge wird als ökumenisches Angebot von evangelischer und katholischer Kirche getragen.
Im Bistum Regensburg gibt es zwei Stellen: die Telefonseelsorge Nordoberpfalz mit Sitz in Weiden und die Telefonseelsorge Ostbayern mit Sitz in Regensburg.
Das Büro der Telefonseelsorge Nordoberpfalz ist hier zu erreichen:
Tel.: +49 9602 9200570
E-Mail: haberzett(at)telefonseelsorge-nordoberpfalz.de




