Patriarch Youssef I. aus Damaskus feiert Göttliche Liturgie in Landshut St. Nikola
Warum die Melkitische Kirche mit Rom verbunden ist
Landshut, 3. Juli 2022
Im Rahmen seines ersten Deutschlandbesuches feierte Patriarch Youssef I. Absi, Oberhaupt von weltweit rund 2,1 Millionen Gläubigen der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche, am Sonntag die Göttliche Liturgie in der Landshuter Kirche Neu-St. Nikola. Dazu waren Gläubige der Melkitischen Gemeinden aus Landshut, Regensburg, Augsburg und München in die Stadt an der Isar gekommen. Seine Konzelebranten waren Erzbischof Yasser Ayyash, Patriarchalvikar von Jerusalem, Archimandrit Abuna Shihade Abboud, Prokurator der melkitischen Kirche beim Heiligen Stuhl in Rom, sein Sekretär, Abuna Rami Wakim, Archimandrit Dr. Thomas Kremer und Pfarrer Josef Thalhammer von St. Nikola Landshut.
Abuna Mayas küsst das Evangeliar und das Segenskreuz des Patriarchen. Der Kuss ist in den Kirchen des Ostens in der Liturgie Zeichen der Verehrung. Dabei wird nicht die Person, sondern seine Stellung in der Kirche verehrt.
„Shukran, Abuna Joseph“
Mit diesen arabischen Worten bedankte sich Patriarch Youssef bei seinem Namensvetter, dem Pfarrer von St. Nikola, Josef Thalhammer. Seit Ostern 2016 ist die melkitischen Gemeinde zu Gast in St. Nikola und feiert dort in der alten Kirche sonntags die Göttliche Liturgie unseres Heiligen Vaters Johannes Chrysostomus. Vorher waren sie in der Frauenkirche von St. Martin liturgische Gäste. Dort wurde es zu eng und man wechselte nach St. Nikola. An diesem Sonntag wurde in Neu-St. Nikola, die 1967 direkt an die alte gotische Hallenkirche gebaut wurde, die Patriarchalliturgie in Arabisch, Griechisch und Deutsch gefeiert. Neben den zahlreichen syrischen Gläubigen waren auch Einheimische zu Gast, so z.B. die Äbtissin der Zisterzienserinnen-Abtei Kloster Seligenthal, Maria Petra Articus OCist, mit einigen Mitschwestern. In ihrer Deggendorfer Kindheit hatte sie durch Kloster Niederaltaich erste Kontakte mit der Liturgie der Ostkirche. Pfarrer Josef Thalhammer, der mit der byzantinischen Liturgie vertraut ist, konzelebrierte und sang die Gebete in deutscher Sprache.
Osama Msleh empfängt nach den Niederen Weihen die Weihe zum Hypodiakon (Subdiakon im Lateinischen Ritus), über dem Untergewand (Sticharion) trägt er gekreuzt die Stola (Orarion).
„Die melkitische Kirche ist Jung und Alt zugleich…!“
Die Gläubigen an diesem Sonntagmittag kamen aus allen Generationen. Ministrantinnen und Ministranten im Schulalter, ein eben mal zwei Monate altes Baby, dass den traditionellen Kindersegen, 40 Tage nach der Geburt, durch den Patriarchen erhielt, bis hin zu dessen Großeltern, die dankbaren Herzens die Liturgie ihrer Heimat feierten und glücklich zu sein schienen, dass ihre Enkelkinder auch im Glauben beheimatet sind. Für die Schülerin der Niedermünsterschule, Anji Allaham, war es heute ein besonderer Tag. Normalerweise singt sie in der Schulband und hat schon viele Auftritte, heute durfte sie bei der Liturgie mit dem Patriarchen im Kirchenchor singen. Ihr Bruder Ghassan war für die Live-Übertragung im Internet zuständig, damit auch in der alten Heimat jeder die Messe mitfeiern konnte. Ein besonderer Höhepunkt waren die Weihen, die Osama Msleh aus Wiesbaden empfing. Der Chorleiter und Ikonenmaler empfing zuerst die Niederen Weihen, u.a. mit Tonsur (dem Abschneiden einiger Haare auf dem Hinterkopf) und dann die Weihe zum Hypodiakon, vergleichbar mit dem Subdiakon in der Lateinischen Kirche im traditionellen römischen Ritus. Nächste Woche, so berichtete er stolz, wird er in Wiesbaden die Diakonenweihe empfangen. Mit dieser ist er dann entweder zum Zölibat verpflichtet, oder, wenn bereits verheiratet, was bei den Melkiten für Weltgeistliche möglich ist, an dieses Eheversprechen gebunden.
Nach der Liturgie nahm sich Patriarch Youssef veiel Zeit, um mit den Gläubigen auch einzeln ins Gespräch zu kommen.
Damaskus – Kiew – Rom
Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche mit Sitz in Damaskus (rund 2,1 Millionen Gläubige), zählt mit der Syro-Malabarischen Kirche in Indien (3,9 Millionen) und der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (rund 4,3 Millionen) sowie den Maroniten im Libanon (3,4 Millionen) zu den größten Katholischen Teilkirchen. Diese feiern die Liturgie z.B. im Byzantinischen, Chaldäischen oder Antiochenischen Ritus, stehen aber mit Rom und dem Papst in Sakramenten- und Gebetsgemeinschaft. Jede dieser 23 Katholischen Ostkirchen hat ein eigenes Oberhaupt (Patriarch, Großerzbischof oder Metropolit), einen eigenen Ritus und auch eine eigene Liturgiesprache. Manche verwenden den Gregorianischen Kalender, manche aber auch den alten, julianischen Kalender. Ihr aller Oberhaupt ist, gemeinsam mit den Katholiken des Lateinischen Ritus, der Nachfolger des Heiligen Petrus, der Papst in Rom.
Text und Fotos: Carl Prämassing/jas