News Bild Pastoralbesuch von Bischof Rudolf Voderholzer in der Pfarrei Kirchenlamitz
Pastoralbesuch von Bischof Rudolf Voderholzer in der Pfarrei Kirchenlamitz

Darum werden wir durch Christus Sehende

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Kirchenlamitz, 19. März 2023

Diözesanbischof Rudolf Voderholzer feiert in St. Michael in Kirchenlamitz (Pfarreiengemeinschaft Marktleuthen–Kirchenlamitz–Röslau–Weißenstadt) das 70. Weihejubiläum der Kirche. Er erinnert an die Kraft, die Bistum und Pfarrgemeinde beim Kirchenbau in der Nachkriegszeit aufgebracht haben.

Es war keine einfache Aufgabe, die sich Pfarrer Josef Stäringer bald nach dem Zweiten Weltkrieg vorgenommen hatte. Erzbischof Michael Buchberger aus Regensburg aber unterstützte das Ansinnen. Für die vielen Gläubigen in Kirchenlamitz war das bisherige Gotteshaus zu klein geworden. Mit vereinter Kraft konnte eine neue Kirche erbaut und 1953 dem Erzengel Michael geweiht werden. Auch viele katholische Gastarbeiter aus Spanien und Italien, die in der blühenden Porzellanindustrie arbeiteten, fanden hier ihre geistliche Heimat.

Im Pontifikalamt in der Pfarrkirche St. Michael am 19. März feierte Bischof Rudolf das Weihejubiläum gemeinsam mit Pfarrer Oliver Pollinger und dessen langjährigem Vorgänger Johann Schinhammer sowie dem Ruhestandspfarrer Johann Riedl. Die Mädchen und Jungen aus dem Kinder-Gottesdienst begrüßten ihren Bischof vor dem Altar mit einem Gedicht und einem Lied. Bischof Rudolf sang das rührend vorgetragene „Gottes Liebe ist so wunderbar“ nicht nur mit, sondern machte auch die dazu gehörenden Gesten eifrig mit. Dann zogen die Kinder mit ihrer Leiterin Bianca Schlötzer ins Mesnerhaus, wo sie sich - wie die Gottesdienst-Besucher in der Kirche - mit dem Evangelium von der Heilung des Blinden beschäftigten. Unter anderem ertasteten sie in der kreativen Einheit die in Braille-Schrift verfassten Worte „Gottes Liebe“.

„Ich bin gerne zu ihrem Weihejubiläum gekommen“, sagte Bischof Rudolf zu den Gottesdienst-Besuchern. „Und sogar etwas früher, solange Pfarrer Pollinger noch hier ist. Ihm sage ich meinen Dank für seinen Einsatz hier, denn er hat vielen Menschen, insbesondere den Kindern und Jugendlichen, die Begeisterung für Christus vorgelebt.“ Nach zehn Jahren Dienst in der Pfarreiengemeinschaft wechselt Pfarrer Pollinger demnächst nach Mitterteich in seine Oberpfälzer Heimat.

Jesus heilt den Blindgeborenen

„Versetzt euch einmal hinein in diesen blind geborenen Menschen, um mit ihm diese spannende Geschichte zu erleben!“, forderte Bischof Rudolf insbesondere die Kinder und Jugendlichen vor dem Evangelium auf. „Es lohnt sich!“ Pfarrer Pollinger trug das Evangelium mit eindringlicher Stimme vor: Jesus traf einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Er spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.

In seiner Predigt verglich der Bischof die Lage des Geheilten mit dem menschlichen Leben. „Wird ein Kind geboren, sagt man, es hat das Licht der Welt erblickt. Stirbt ein Mensch, sagt man oft: Er hat die Augen für immer geschlossen. Licht begleitet den Menschen also vom Anfang bis zum Ende.“ Aber es gibt auch blinde Menschen. Sie können die Schönheit dieser Welt nicht sehen, aber oft auf besondere Weise über ihre Ohren wahrnehmen.

Jesus Christus ist das Licht der Welt

Mit der Heilung bekommt der ehemals Blinde sein Leben neu geschenkt, es ist wie eine zweite Schöpfung. Ein frohes Leben kann beginnen. „Aber halt“, so unterbricht der Bischof seine Auslegung. „Die Heilung bringt alles durcheinander!“ Denn manche Zeitzeugen glauben nicht, dass der jetzt Sehende tatsächlich der vorher Blinde war. Die Pharisäer sagen: `Das kann nicht sein, dass der Heilende von Gott kommt. Denn er hat sich am Sabbat versündigt.´ Auch seine Eltern geraten in Gefahr, aus der jüdischen Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Für den ehemals Blinden ist nichts ist mehr so wie vorher. Möchte er vielleicht sogar sein altes Leben zurück, das in ruhigen Bahnen verlief?

Da geht Jesus auf ihn zu. Er fragt den Geheilten: `Glaubst Du an den Menschensohn?´ Der erkennt ihn an seiner Stimme und fällt vor ihm auf die Knie. „Für mich ist das die ergreifendste Szene, die im ganzen Neuen Testament erzählt wird“, bekennt Bischof Rudolf: „Jesus Christus ist das Licht der Welt und wir werden Sehende.“ Deshalb sei dieses Evangelium die Vorbereitung auf Taufe und Erleuchtung, deshalb gebe es auch die Taufkerze. „Wir erkennen Gottes gute Schöpfung im Licht Jesu, wir erkennen unsere Mitmenschen als Brüder und Schwestern. Wer getauft wird, wird ganz sehend. Freuen wir uns von Herzen, dass wir in der Taufe Christus begegnen dürfen.“

Zum Abschluss dankte der Bischof allen, die sich um die Kirche kümmern, und die das heutige Fest vorbereitet haben. Auch die Eltern und Großeltern der Kinder und Jugendlichen sprach er an: „Sie sind die ersten Evangelisten im Leben ihrer Kinder und Enkelkinder. Geben Sie ihnen ihre Freude an Gott weiter, denn das ist die Grundlage für ein gutes Leben!“ Auch an die jungen Menschen wandte er sich: „Ihr gebt heute Zeugnis ab. Haltet fest im Glauben an Jesus Christus.“ Damit würdigte er insbesondere die große Schar der Ministrantinnen und Ministranten. „So viele sehe ich ja kaum in der Nicht-Diaspora des Bistums. Darüber freue ich mich sehr!“ Pfarrer Pollinger freute sich, dass der vierte Fastensonntag Laetare für die Pfarreiengemeinschaft nun tatsächlich zum Freudensonntag geworden sei. Er lud alle Besucher zum Empfang und zur persönlichen Begegnung mit Bischof Rudolf ins Pfarrheim ein.

Bischof Rudolf war begeistert von der großen Ministrantenschar.

Geschichte der Pfarrei St. Michael in Kirchenlamitz

1941 entstand durch den Umbau einer Töpfer-Werkstatt ein Betsaal, der heute als Pfarrheim dient. Die 1953 erbaute Kirche ist klassisch in Chorraum und Kirchenschiff aufgeteilt. Das Presbyterium ist aber wesentlich höher, so dass das neue Raumverhältnis mit der damaligen Tradition brach. Das große Kruzifix an der Stirnwand des Chores lenkt den Blick der Gläubigen aus dem schlicht gestalteten Kirchenschiff auf sich. Die wesentlichen sakramentalen Elemente wie Altar, Ambo, Taufstein und Tabernakel sind aus heimischem Kösseine-Granit bildhauerisch gestaltet. Die drei Glocken in den Tönen g‘, b‘ und c‘ harmonieren gut mit den Glocken der nahestehenden evangelischen Kirche.

Gutes ökumenisches Miteinander

„In Kirchenlamitz gibt es ein gutes ökumenisches Miteinander“, betont Pfarrgemeinderats-Sprecher Ingo Schlötzer in seiner Begrüßung beim anschließenden Empfang: „Wir vertreten die christlichen Werte und Überzeugungen in ökumenischer Verbundenheit.“ Wolfgang Kreil, der stellvertretende Landrat, spricht die langjährige Partnerschaft des Landkreises Wunsiedel mit der türkischen Region Torbali an: „In der zweiten Lesung haben wir aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesos gehört. Dieser historische Ort liegt in der Nähe von Torbali. Bei meinem Besuch dort hat mich die Darstellung der Maria ohne Kind besonders berührt. Denn nach der Überlieferung soll Maria nach Jesu Kreuzigung dort gelebt haben.“ Auch Bürgermeister Jens Büttner freut sich über den Besuch des Bischofs. Er bat ihn, sich ins Goldene Buch der Stadt Kirchenlamitz einzutragen.

Text und Fotos: Peter Pirner/jas



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